Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />
country, hate the state!” Sie verstehen den Begriff „politisch” in einem sehr engen, auf<br />
Parteien und politische Gruppierungen bezogenen Sinn. Für sie ist „politisch“ wie im<br />
ursprünglichen Wortsinn ein auf den Staat bezogenes Handeln und Denken.<br />
Spruch aus der Oi-Skin-Szene<br />
„Ob linx oder rechts, der Teufel soll euch holen, verpisst euch mit euren<br />
verschissenen Parolen.“<br />
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Mit dem alternativen Slogan „Alles, was man tut, ist politisch!“ können Oi-Skins nichts<br />
anfangen. Wenn sie zu gesellschaftspolitischen Fragen ihre eigene Meinung haben, ist<br />
das für sie nicht „politisch“ und es hat auch mit Ideologie nichts zu tun. Es ist eben ihre<br />
ganz persönliche Sicht der Dinge. Dieses enge, auf die staatliche Ordnung bezogene Verständnis<br />
von „politisch“ schafft eine Basis für die Quadratur des Kreises: Es macht möglich,<br />
unpolitisch „Ausländer raus“ und „Arbeitsplätze für unsere Leute“ zu schreien. So<br />
mancher Oi-Skin zählt daher zur seltsamen Spezies der „unpolitischen Rassisten“. Und<br />
dennoch: Oi-Skins sind keine Herrenmenschen. Sie sind Herdenmenschen: Spaß, Musik,<br />
Kumpels und Freunde, auf die man sich verlassen kann – das ist das, worum es ihnen<br />
geht. So wie sie ihr eigenes, etwas seltsames Verständnis von „politisch“ entwickeln,<br />
haben sie auch einen eigenen, seltsamen Zugang zu Spaß. Saufen, Pöbeln und Prügeln<br />
hat für sie durchaus eine große Anziehungskraft. Oi-Skins inszenieren sich gern als Randgruppe<br />
der Gesellschaft. Sie kokettieren mit dem Image der Problemjugend, bei der die<br />
Gesellschaft nicht so recht weiß, wie sie sie von den abwegigen Bahnen, auf denen sie<br />
sich bewegt, zurück in das „normale Leben“ holen kann. Sie spielen damit, selbst jenseits der<br />
Norm zu stehen und legen sich gern mit der Umwelt an. Feindbilder gibt es für sie<br />
genug: Hippies und Alternative, linke Zecken, intellektuelle Wichtigtuer, Studenten, „Faschos“<br />
(= rechte Skinheads) und auch die unbescholtenen Normalbürger – die sind für<br />
Ois „Spießer“, die immer kuschen und sich das, was sie denken, nicht laut sagen trauen.<br />
Woher das „Oi“ kommt, ist übrigens nicht restlos geklärt. Die einen, die in den Oi-<br />
Skins eine unpolitische Spaß- und Rebellenkultur sehen, beziehen sich gerne darauf,<br />
dass Oi ein Schlachtruf ist, mit dem die unpolitischen Skins einst ihre Fußball-Mannschaft<br />
anfeuerten. Andere wiederum meinen, dass Oi eine direkte Anspielung auf die<br />
alte Nazi-Parole „Strength through Joy“ („Kraft durch Freude“) ist.