Jugendkultur Guide (pdf)
Jugendkultur Guide (pdf)
Jugendkultur Guide (pdf)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
74<br />
FUNSPORT-SZENEN<br />
kulturelle und auch moralische Abgrenzung junger Menschen von der Kultur der Erwachsenen.<br />
Indem sie als Freestyler auftreten, signalisieren Jugendliche: „Hey, wir<br />
sind nicht so wie ihr! Wir machen unser eigenes Ding! Ihr seid nicht unser Vorbild!<br />
Unser Vorbild sind wir selbst!“<br />
Die in den letzten Jahren von Teilen der Jugendforschung immer wieder argumentierte<br />
große Gemeinsamkeit zwischen den Generationen, was Einstellungen, Werthaltungen<br />
aber auch Lebensstile betrifft – alles Blödsinn. Das kommt letztlich daher, dass<br />
die fortschrittlichen Soziologen, die mit Jugendlichen über das Thema sprechen, auf<br />
den Arm genommen werden, dass es ärger nicht mehr geht. Auch das ist Freestylen:<br />
Den Alten etwas vorzuspielen und sich darüber totzulachen, wenn die den „Shit“ auch<br />
noch glauben. Was bedeutet Freestyle nun aber konkret?<br />
1. Gemeinsam mit Freunden Spaß haben:<br />
Sport ist Spaß. Dort, wo der Spaß aufhört, hört auch der Sport auf. Das gilt natürlich<br />
auch für die Snowboard-Profis („Pros“). Nie wird man sie mit so verbissenen<br />
Kampf- und Krampfgesichtern wie beispielsweise die von Hermann Maier oder<br />
Steffi Graf ihr Werk verrichten sehen. Freestyle ist nicht Existenzkampf pur, Freestyle<br />
ist Fun und Entspannung pur. Was nicht geht, geht eben nicht. Und: Snowboarder<br />
sein heißt „easy living“und nicht permanenter Kampf und Krampf.<br />
2. „No Politics“, also keine überzogenen Regulative oder überstrukturierten<br />
Verbände:<br />
Man will sich nicht kontrollieren lassen, weder durch konservative Erwachsene,<br />
noch durch ihre Gesetzbücher und Vereinsregulative. Es gilt: Strukturen nur so weit,<br />
wie sie unbedingt notwendig sind. Regeln sind nur dann akzeptabel, wenn sie entweder<br />
gut begründet werden können oder von den Freestylern selbst aufgestellt<br />
wurden. Dabei besonders wichtig: Aus der Struktur an sich leitet sich für den Freestyler<br />
kein Lustgewinn ab. Er ist nicht vergleichbar mit dem klassisch österreichischen<br />
oder deutschen Vereinsmeier, der mit Würde und Verantwortungsbewusstsein<br />
seinen Auftrag als Schriftführer im Kegelclub erfüllt, oder dem kleinen Polit-<br />
Jugendfunktionär, dem es wichtig ist, dass er sich den Titel „Bezirksobmann“ auf<br />
seine Parteivisitenkarte schreiben darf. Freestyler wollen ihre (Frei-)Zeit nutzen und