Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />
chen und Mächtigen hinaus. Die Punks fanden die Gesellschaft „ätzend“. Sie traten<br />
selbstbewusst und subversiv für skurril anmutende Rechte ein; sie forderten beispielsweise<br />
ein „Recht auf Arbeitslosigkeit“. Und sie irritierten mit einem Style, der in den mit<br />
<strong>Jugendkultur</strong>en befassten Wissenschaften sehr bald das Etikett „Schock-Ästhetik“<br />
oder auch „Anti-Ästhetik“ aufgeklebt bekam.<br />
Die Punk-Bewegung inszenierte ihre Desillusion durch ihr Äußeres: mit bunten<br />
Haaren, Sicherheitsnadeln, Hundehalsbändern, zerfetzten schwarzen Klamotten, Lederjacken,<br />
provokanten Sprüchen und zahmen Ratten, die die Punks wie einen Hund<br />
überall hin mitnahmen. Damit schockierten sie die „Braven und Fleißigen“ und<br />
setzten ihren Protest gegen die Gesellschaft ästhetisch um.<br />
Desillusionismus und No-Future-Gefühl bestimmen den frühen Punk<br />
„I don’t want dreams. I don’t want illusions. I don’t want pink floyd. I prefer<br />
reality – and reality is PUNK!” (Katja Dahncke: Ich war Punk, 1986)<br />
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Punk war nicht einfach nur ein neuer Musikstil. Punk war mehr: massives Unbehagen<br />
gegenüber der Gesellschaft, das sich zu einem Lebensgefühl auswuchs. Schon bald<br />
hinterließ dieses Lebensgefühl in der großen, weiten Welt der kommerziellen Popkultur<br />
ihre Spuren: in der Musik, vor allem aber in der Mode. Und so kam es, dass es<br />
nicht mehr nur eine Version, sondern gleich drei verschiedene Versionen von Punk gab:<br />
1. Die „politischen Punks“: Für sie war Punk<br />
eine Weltanschauung und eine Lebensform;<br />
für sie war das „A“ im Kreis, das sie sich auf<br />
ihre schwarzen Lederjacken malten und das für<br />
„Anarchie“ stand, Überzeugung; sie glaubten<br />
an Anti-Establishment und lebten danach –<br />
und zwar frei nach dem legendären Motto<br />
„Macht kaputt, was euch kaputt macht“.<br />
2. Die „unpolitischen Punks“: Sie nahmen es mit der Überzeugung nicht so ernst;<br />
für sie war Punk Spaß am Schrillsein, an der Musik und an den Leuten; ihr Verständnis<br />
von Anarchie erschöpfte sich in Punk-Musik, Pogo und Bier. In der politischen<br />
Punk-Szene wurden sie häufig schräg angesehen: sie galten als unpolitische