Jugendkultur Guide (pdf)
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The Orb<br />
48<br />
MUSIK-SZENEN<br />
Wunder, denn Alkohol verträgt sich äußert schlecht mit<br />
der Szenedroge Extasy.<br />
Die Basisrezeptur bestand meist aus drei „Basics“:<br />
Extasy, Amphetamine und Cannabis. Extasy sorgte für<br />
ein Gefühl der Glückseligkeit, Speed (Amphetamin) ließ<br />
die Rave-Nation ohne größere Ermüdungszustände<br />
nächtelang tanzen und Cannabis war die richtige Substanz,<br />
um in den Chill-out-Zonen zu entspannen.<br />
Als sich Techno stilistisch ausdifferenzierte, begann der<br />
Drogenmix mit den musikalischen Vorlieben der Raver<br />
zu variieren: Die, die zum ultra-schnellen, harten Sound<br />
des Gabba-Techno tanzten, brauchten Speed, um das<br />
durchzuhalten. Die Jungle-Freaks tendierten hingegen<br />
vor allem zu Cannabis. Und im psychedelischen Trance<br />
und Goa-Techno avancierten LSD und „Magic Mushrooms“,<br />
Giftpilze mit psychedelischer Wirkung, zu<br />
ultimativen Trend-Drogen.<br />
So wie die Drogenkultur war auch der Style der Techno-Bewegung künstlich. Der Dress-<br />
Code setzte einen ganz deutlichen Akzent auf synthetisch. Der Look war schrill. Neonfarben,<br />
Baby-Pastell und „spaciges“ Silber bestimmten lange Jahre das Bild. Smilies und<br />
Sonnenblumen wurden zu Symbolen für die unkritische Lebensfreude der Techno-Generation.<br />
Logo-Parodien, bei denen bekannte Markenlogos aus der Konsumwelt aufgegriffen<br />
und ironisch umgedeutet wurden, galten bald schon über die Szenegrenzen<br />
hinaus als ein Markenzeichen von Techno. Sie prangten auf Party-Flyern, die über aktuelle<br />
Szene-Events informierten, und auf T-Shirts. Im Logo-Design der Supermarktkette<br />
„Billa“ war da dann „Labil“ zu lesen. Der Schriftzug der Schoko-Marke „Ritter Sport“<br />
wurde zu „Kiffer Sport“ umgeformt und „Nivea“ wurde zu „Naiv“.<br />
Abgesehen von diesen Logo-Parodie-T-Shirts sah man auf den Techno-Partys viel<br />
Haut und wenig Stoff. Techno war eine Kultur der Äußerlichkeiten. Der männliche Teil<br />
der „Rave-Nation“ betörte mit Waschbrettbäuchen. Die Techno-Girlies trugen Wonderbras<br />
und knappe Bikinis und kreierten damit einen Look, der irgendwo zwischen<br />
Lolita und Barbarella lag, der von den Techno-Freaks aber völlig asexuell verstanden<br />
wurde. In der abgefahrenen Welt von „Love, Peace and Unity“ regierte die androgyne