15.11.2012 Aufrufe

Jugendkultur Guide (pdf)

Jugendkultur Guide (pdf)

Jugendkultur Guide (pdf)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MUSIK-SZENEN<br />

spruch, die erste Vieldeutigkeit. Denn die Metals haben fast genauso viele Feinde wie<br />

sie Freunde haben. Die Szene polarisiert, was ihr Image bei den Youngsters betrifft.<br />

Die Metal-Szene ist eine typische Lehrlingsszene. Vor allem Jungs aus Handwerksberufen,<br />

eine Zielgruppe also, die das „Handfeste“ liebt, finden sich in der Szene in überdurchschnittlicher<br />

Häufigkeit. Nicht nur von Berufs wegen ist es für diese „harten“<br />

Jungs notwendig, einen gestählten Body zu haben. Nein, auch ihre jugendkulturelle<br />

Umgebung fordert den muskulösen Körper als Beweis „wirklicher“, echter Männlichkeit<br />

ein. Deshalb findet man die jüngeren Metals recht häufig im Fitnesscenter, bei den<br />

älteren ersetzt dann nicht selten ein gewaltiger Bierbauch die Muskeln als Symbol demonstrativer<br />

Männlichkeit.<br />

Ein Beispiel gefällig? Dann erinnere man sich doch an „Harry“ aus dem Big-Brother-Container<br />

(zweite Staffel). Harry repräsentiert den typischen Rocker um die vierzig,<br />

den Rocker, der in die Jahre gekommen ist, der aber trotzdem an den zentralen<br />

Stilelementen seiner Kultur festhält und der nun genauso stolz seine Wampe vor sich<br />

herschiebt, wie er es vor zwanzig Jahren mit seinen Muskeln in armfreien T-Shirts getan<br />

hat. Die armfreien T-Shirts trägt er übrigens noch immer.<br />

Der „richtige Mann“ kennt keinen Schmerz. Deshalb gibt man sich in weiten Teilen<br />

der Metal-Szene nicht mit Accessoires zufrieden, die dem Körper nur oberflächlich anhaften,<br />

also Halsketten, Freundschaftsbänder, Ringe oder ähnliche (weibliche) Schmuckgegenstände.<br />

Der Schmuck der Metals muss in und unter die Haut gehen. Großflächige<br />

Tatoos und Piercings sind das geeignete Mittel der Wahl. Keine Jugendszene frequentiert<br />

so häufig und so intensiv Tattoo- und Piercing-Studios, wie dies die Metals tun.<br />

Der klassische Metal-Head ist ein „richtiger Mann“, nicht nur was Kleidung, Muskeln<br />

und Accessoires betrifft. Er ist auch ein „richtiger Mann“, wenn es um das Rollenverständnis<br />

geht. Die schwarz gekleideten, langhaarigen Metal-Machos sehen sich als<br />

die Beschützer der Frauen – als wuchtige Eichen, in deren Schatten die gut riechende,<br />

weiche Weiblichkeit Schutz und Sicherheit finden kann. Nichts ist umsonst im Leben<br />

und so tauscht die Frau, die sich in den demonstrativen Schutz des Metal-Heads begibt,<br />

Sicherheit gegen zumindest teilweisen Autonomieverlust ein. Denn für den klassischen<br />

Metal-Head gilt: Der Mann weiß, wo es langgeht, und die Frau hat seinem Weg<br />

zu folgen.<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!