Texte im und zum Berliner Dialekt - EuropeanaLocal-Deutschland
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<strong>Berliner</strong> Wortschah<br />
zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Sammlungen des 5 Oberpredigers C. Kollatz <strong>und</strong> des<br />
Kapitäns a. D. Paul Adam<br />
bearbeitet von<br />
Dr. Hans Vrendicke.<br />
Heber den <strong>Berliner</strong> Volksdialekt ist noch nichts Erschöpfendes<br />
geschrieben. Die Fachliteratur ist sehr dürftig. Die Litteratur über<br />
den Lautbestand des <strong>Berliner</strong> <strong>Dialekt</strong>es <strong>und</strong> zugleich über Sprache<br />
<strong>und</strong> Charakter der <strong>Berliner</strong> ist von mir in den „Schriften des<br />
Vereins für die Geschichte Berlins", Heft XXIX(Berlin 1892) angegeben<br />
worden. Einige Lebensgebiete (Stadttheile, Vorstädte von<br />
Berlin-Cölln, Geburt <strong>und</strong> Herkunft, Naturk<strong>und</strong>e, Familien- <strong>und</strong> Vornamen,<br />
Kleidung <strong>und</strong> Luxus, Handel <strong>und</strong> Gewerbe des <strong>Berliner</strong>s) habe<br />
ich sodann in Heft XXXIIder „Schriften" (Berlin 1895) behandelt<br />
<strong>und</strong> deutete schon damals an, daß ein Idiotikon, das sich gleichzeitig<br />
nach sachlichen Gesichtspunkten anordnen ließe, nur einen<br />
best<strong>im</strong>mten Zeitabschnitt umfassen könne. Ich versuche daher den<br />
„<strong>Berliner</strong> Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I." darzustellen,<br />
muß aber zwei Jahrzehnte vor 1861 miteinbeziehen <strong>und</strong><br />
behandle somit etwa die zweite Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, 1840<br />
bis 1890. Zu schöpfen war hierbei hauptsächlich aus den Werten<br />
der <strong>Berliner</strong> Adolf<br />
Glasbrenner (l8l0 bis 1876), A. Hopf,<br />
O.R. Schmidt-Cabanis (geb. 1838) <strong>und</strong> der in Berlin verstorbenen<br />
Nichtberliner David Kalisch (1820 bis 1872), Rudolf Löwenstem (1819<br />
bis 1890), Ernst Dohm (1819 bis 1883), ferner Fr. Wilh. Held<br />
(1813 bis 1872) <strong>und</strong> Ernst Kossak (1814 bis 1880), besonders aber<br />
aus dem ewig frischfließenden Quell des täglichen Lebens, aus dem Volks- m<strong>und</strong>e selbst. Wer, wie Di-. Martin Luther <strong>und</strong> der Turnvater<br />
Fr. Ludwig Jahn, den Leuten „aufs Maul sieht" <strong>und</strong> sie sprechen<br />
läßt, wie ihnen „der Schnabel gewachsen" ist, hat reichlich Gelegenheit<br />
zu werthvollen Beobachtungen. Nicht betrachtet wurden hier die<br />
Schriften der beiden geborenen Hamburger Julius<br />
Stinde (geb.<br />
1841) <strong>und</strong> Julius Stettenhe<strong>im</strong> (geb. 1831).<br />
Die wenigen Vorarbeiten, das „Glossarium" von Di-. C.F. Trachsel<br />
(Berlin 1873), die Dissertation von Dr. B. Graupe 1879 <strong>und</strong> „der<br />
richtige <strong>Berliner</strong>" (Berlin 1878 <strong>und</strong> 1882) sind wohlbekannt. Eine<br />
zusammenfassende Arbeit ist aber seit etwa 15 Jahren<br />
über den Ber-<br />
liner Volksdialekt nicht erschienen.<br />
Naturgemäß konnte ich mich bei dem Sammeln des <strong>Berliner</strong><br />
Wortschatzes nicht auf Berlin beschränken. Man bezeichnet manche<br />
Wörter als berlinisch, weil sie in der <strong>Berliner</strong> Litteratur <strong>zum</strong> Vorschein