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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Strategien <strong>für</strong> Prävention und Therapie 103<br />

04.2 Interaktion zwischen angeborener und adaptiver Immunität<br />

PROJEKTLEITER | Prof. Dr. Ulrich Kalinke | Institut <strong>für</strong> Experimentelle <strong>Infektionsforschung</strong> | Twincore |<br />

ulrich.kalinke@twincore.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Dr. Claudia Detje | Dr. Theresa Frenz | Elena Grabski | Sabrina Heindorf | Julia Heinrich |<br />

Christian Mers | Claudia Soldner<br />

Nach einer Virusinfektion werden in der Regel innerhalb von<br />

Stunden Typ I Interferon-Antworten induziert, die <strong>für</strong> die<br />

ersten Tage das Überleben des Wirts sichern. Erst nach ungefähr<br />

einer Woche wird das adaptive Immunsystem so weit<br />

aktiviert, dass es in der Lage ist, Pathogene zu eliminieren.<br />

In früheren Arbeiten haben wir gefunden, dass nach einer<br />

viralen Infektion eine kleine Anzahl hoch spezialisierter<br />

Immunzellen, die auch als plasmazytoide dendritische Zellen<br />

(pDC) bezeichnet werden, große Mengen an schützendem<br />

Typ I Interferon produzieren. Praktisch alle genauer untersuchten<br />

Viren haben Gegenmaßnahmen zur Hemmung der<br />

Induktion oder der Funktion von Interferon entwickelt. Wir<br />

erforschen, wie unterschiedliche Viren Typ I Interferon-Antworten<br />

induzieren, welche Strategien sie entwickelt haben,<br />

Nach intranasaler Infektion von Mäusen befällt VSV Riechnerven,<br />

wandert über die Axone bis in den Riechkolben und wird<br />

dort in peripheren Bereichen Typ I Interferon-abhängig gestoppt.<br />

Bisher ist unklar, ob im Riechkolben gebildetes Inter feron eine<br />

kritische Rolle spielt, welcher Zelltyp lokal zur Interferonproduktion<br />

angeregt wird und welche molekularen Mechanismen<br />

dabei eine Rolle spielen. In der Abbildung ist die histologische<br />

Analyse des Riechkolbens einer Maus dargestellt, die mit einem<br />

eGFP exprimierenden VSV infi ziert worden ist (oben). Es ist<br />

deutlich erkennbar, dass das Virus in der glomerulären Schicht<br />

des Riechkolbens gestoppt wird (unten). Fotos: Twincore<br />

diese zu unterwandern, und auf welche Weise Interferone<br />

das Überleben des Wirts sichern.<br />

Mechanismen der Typ I Interferon Induktion und seine<br />

protektive Funktion Die molekularen Mechanismen der<br />

Induktion von Typ I Interferon können in verschiedenen Geweben<br />

sehr unterschiedlich sein. Wir untersuchen in Mausmodellen,<br />

wie der Eintritt des Vesikulären Stomatitis Virus<br />

(VSV) über das Riechzentrum in das zentrale Nervensystem<br />

Interferon-abhängig inhibiert wird. Weiterhin analysieren<br />

wir, welchen Einfl uss Typ I Interferon Antworten auf die<br />

Funktion von Immunzellen haben. In diesem Zusammenhang<br />

haben wir gefunden, dass vom Vakziniavirus abgeleitete<br />

attenuierte Erregervarianten, die starke Typ I Interferon-<br />

Antworten induzieren, auch eine Typ I Interferon-abhängige<br />

Expansion von Virus-spezifi schen T-Zellen zeigen. Dabei<br />

spielt die Typ I Interferon-Stimulation sowohl der Antigenpräsentierenden<br />

dendritischen Zellen als auch der T-Zellen<br />

eine zentrale Rolle. Weiterhin untersuchen wir den Einfl uss<br />

von Typ I Interferon auf die Induktion lang anhaltender Antikörperantworten.<br />

Diese Arbeiten spielen <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

neuer Impfstoffe eine wichtige Rolle.<br />

Virus-vermittelte Aktivierung humaner pDC Ein Teil der<br />

Patienten mit einer chronischen Hepatitis-C-Virus (HCV)<br />

Infektion kann erfolgreich mit einer Interferon-alpha/Ribavirin<br />

Kombinationstherapie behandelt werden. Bisher ist<br />

aber nur wenig darüber bekannt, ob bei einer HCV-Infektion<br />

das körpereigene Interferon-System ausreichend aktiviert<br />

wird. Wir untersuchen, welche HCV und/oder wirtskodierten<br />

Faktoren die Stärke und Zusammensetzung von HCV-induzierten<br />

Zytokinantworten humaner pDC beeinfl ussen. Diese<br />

Arbeiten werden in vitro mit primären pDC durchgeführt, die<br />

aus Blutproben von gesunden Spendern isoliert wurden. In<br />

der Zukunft sollen auch Experimente mit pDC von chronisch<br />

HCV-infi zierten Patienten durchgeführt werden.<br />

Perspektive Ein verbessertes Verständnis der vielfältigen<br />

Funktionen von Typ I Interferon kann helfen, Typ I Interferon-basierte<br />

Therapien von Tumorerkrankungen, Autoimmunerkrankungen<br />

und Virusinfektionen zu optimieren. Weiterhin<br />

liefern vertiefte Erkenntnisse über virale Mechanismen<br />

der Immun-Stimulation und -Unterwanderung neue Ansätze<br />

<strong>für</strong> die Impfstoffentwicklung.<br />

Frenz, T., Waibler, Z., Hofmann, J., Hamdorf, M., Lantermann, M., Reizis, B., Tovey,<br />

M,G., Aichele, P., Sutter, G., & Kalinke, U. (<strong>2010</strong>) European Journal of Immunology 40,<br />

2769-2777.<br />

Waibler, Z., Anzaghe, M., Frenz, T., Schwantes, A., Pöhlmann, C., Ludwig, H., Palomo-<br />

Otero, M., Alcamí, A., Sutter, G., & Kalinke, U. (2009) Journal of Virology 83, 1563-1571.<br />

Detje, C.N., Meyer, T., Schmidt, H., Kreuz, D., Rose, J.K., Bechmann, I., Prinz, M., &<br />

Kalinke, U. (2009) Journal of Immunology 182, 2297-2304.

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