Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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122a WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | PoFII – unabhängige Forschung<br />
Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass die Haloarchaebakterien<br />
möglicherweise funktionelle Elemente der<br />
menschlichen Dickdarmfl ora sind, was einer intuitiven<br />
Vorgehensweise nicht zugänglich ist, da dieses Milieu nicht<br />
als ausgesprochen salzig gilt. Das Dickdarmmilieu ist eher<br />
heterogen: Während der Darminhalt von gesunden Personen<br />
einen durchschnittlichen Salzgehalt aufweist, der dem<br />
Salzgehalt des Plasmas nahe kommt (135–145 mM Natrium),<br />
können sich innerhalb der seitlichen Interzellularräume<br />
kleine Taschen von konzentrierten luminalen Ionen (die<br />
Angaben zufolge in Größenordnungen von 15 mM über dem<br />
der sie umgebenden Flüssigkeiten liegen) und Krypten als<br />
Teilprozess des normalen Flüssigkeitstransports im Darmepithel<br />
bilden. Bereiche wie die seitlichen Interzellularräume<br />
können somit geeignete Mikronischen bereitstellen, die<br />
<strong>für</strong> eine Besiedlung durch Haloarchaebakterien günstig<br />
sind. Wenn die hierbei in den Kolonbiopsien vorgefundenen<br />
Haloarchaebakterien tatsächlich aktiv sind, dann müssen<br />
deren Stoffwechsel und Abbaustoffe einen nicht unwesentlichen<br />
Einfl uss auf die Physiologie der Schleimhaut im<br />
Allgemeinen und den erkrankten Darm im Besonderen und<br />
umgekehrt haben – wie es bereits <strong>für</strong> die Methanogene bei<br />
Kolorektalkrebs und Divertikulose postuliert wurde. In<br />
dieser Hinsicht ist es erwähnenswert, dass eine veränderte<br />
Darmphysiologie ein markantes Merkmal der chronisch<br />
entzündlichen Darmerkrankung ist. Die Beeinträchtigung<br />
der Absorption von Natrium und organischen gelösten<br />
Substanzen, wie kurzkettige Fettsäuren, z.B. Butyrat, führt<br />
zu erhöhten Konzentrationen an organischen gelösten<br />
Stoffen und zu einer Erhöhung der Osmolarität im Darminnenraum.<br />
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine<br />
Untersuchung der potenziellen physiologischen Basis des<br />
Zusammenhangs zwischen Haloarchaebakterien und der<br />
Darmschleimhaut neue Erkenntnisse über den Gesundheits-<br />
bzw. Krankheitszustand des Gastrointestinaltraktes<br />
bringen wird.<br />
Oxley, A. P. A., Lanfranconi, M. P., Würdemann, D., Ott, S., Schreiber, S., McGenity, T. J.,<br />
Timmis, K. N. & Nogales, B. (<strong>2010</strong>), Halophilic archaea in the human intestinal mucosa.<br />
Environmental Microbiology 12, 2398–2410