Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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<strong>11</strong>0 WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Pharmazeutische Forschung<br />
05.1 Mikrobielle Vielfalt und die Entdeckung neuer Naturstoffe<br />
PROJEKTLEITER | Prof. Dr. Rolf Müller | Forschungsgruppe Mikrobielle Wirkstoffe | rom@helmholtz-hzi.de<br />
PROJEKTMITARBEITER | Dr. Klaus Gerth | Dr. Herbert Irschik | Dr. Rolf Jansen | Wolfgang Kessler |<br />
Dr. Kathrin Mohr | Heinrich Steinmetz<br />
Nach der Aufl ösung des Bereichs Naturstoffe in 2006 wurden<br />
Forschungsarbeiten mit dem Schwerpunkt Suche und Be ar beitung<br />
neuer Wirkstoffe aus gleitenden Bakterien von der neu<br />
gegründeten Arbeitsgruppe “Mikrobielle Wirkstoffe” weiter -<br />
geführt. Mit der Neuorientierung 2009 liegt der Schwerpunkt<br />
unserer Arbeiten jetzt zunächst in der Rettung der vorhandenen<br />
Stammsammlung mit etwa 8500 Myxobakterien und<br />
2800 anderen gleitenden Bakterien, sowie der Verwertung des<br />
dort noch ruhenden Potenzials an unbekannten Wirkstoffen.<br />
Stammsammlung: Erstmals konnten wir uns einen Überblick<br />
über die komplette Sammlung an gleitenden Bakterien<br />
am HZI verschaffen. Wir entwickelten Strategien, wie wir<br />
den wissenschaftlichen Wert der Stammsammlung erhöhen<br />
und gleichzeitig die Zahl der in den nächsten Jahren zu reaktivierenden<br />
Stämme verringern können. Bisher wurden<br />
etwa 700 Stämme bearbeitet. Es wurden Kulturextrakte<br />
zum Screening hergestellt und diese nach modernsten<br />
Methoden der HPLC MS/MS analysiert. Es wurde hochmolekulare<br />
DNA <strong>für</strong> Genomsequenzierungen und die Suche<br />
nach ruhenden PKS Gen Clustern isoliert und die Stämme<br />
physiologisch charakterisiert.<br />
Naturstoffbiologie: Etwa 50 Myxobakterien unterschiedlicher<br />
systematischer Zugehörigkeit wurden aus frischen<br />
Bodenproben neu isoliert und auf Sekundärstoffbildung hin<br />
untersucht. Nach der Sequenzierung der 16 S rDNA zeigte<br />
sich, dass eines dieser Neuisolate nicht in die bisher bekannten<br />
Gruppen der Myxobakterien eingeordnet werden<br />
kann. Erste Hemmtests des Kulturextraktes gegen unterschiedliche<br />
Bakterien, Hefen und Pilze zeigten eine gute<br />
antibakterielle und antifungische Wirkung. Screening neuer<br />
bisher unbekannter Gruppen von Myxobakterien erhöht,<br />
wie bereits gezeigt, die Wahrscheinlichkeit, auch neuartige<br />
Antiinfektiva zu entdecken. Die Entwicklung neuer Methoden<br />
zur gezielten Isolierung unbekannter Myxobakterien<br />
mit andersartigen physiologischen Eigenschaften ist ein<br />
Schwerpunkt unserer Arbeiten.<br />
Naturstoffchemie: Gephyronsäure wurde bereits vor 15<br />
Jahren am HZI aus Archangium gephyra isoliert und seine<br />
Wirkung als Inhibitor der eukaryotischen Proteinsynthese<br />
mit einer im nanomolaren Konzentrationsbereich liegenden<br />
cytostatischen Wirkung auf unterschiedlich humane<br />
Zellli nien hin untersucht. Mit Hilfe neuer MS Daten und<br />
mittels chemischer Derivatisierung konnte nun die Struktur<br />
revidiert und die absolute Konfi guration aller Asymmetriezentren<br />
bestimmt werden.<br />
Elansolid A1 Elansolid A1 and A2 Elansolid A2<br />
Durch ein unorthodoxes Isolationsverfahren <strong>für</strong> ein neues<br />
Elansolid A Isomer zeigte sich überraschenderweise, dass<br />
es eine gemeinsame Vorstufe <strong>für</strong> die Atropisomere Elansolid<br />
A1 und A2 gibt. Molekularbiologische Untersuchungen<br />
können möglicherweise einen Hinweis darauf geben, welches<br />
der Elansolid A Isomere das wirkliche Endprodukt der<br />
Biosynthese in Chitinophaga sancti ist, da die Umwandlung<br />
der Isomere A1 und A2 in das neue Elansolid auch unter<br />
milden Bedingungen in vitro erfolgt.<br />
Fermentation: Die Fermentationseinheit bearbeitet schwer -<br />
punktmäßig zwei Themen: 1. die Bereitstellung von ausreichendem<br />
Material <strong>für</strong> die Isolierung, Strukturaufklärung<br />
und <strong>für</strong> andere Anforderungen der Pipline bzw. von externen<br />
Partnern, sowie 2. die Optimierung der Fermentationsprozesse<br />
hinsichtlich der Produktausbeute.<br />
Untersuchungen zur Prozessoptimierung wurden mit dem<br />
Elansolidproduzenten Chitinophaga Fx GBF13 durchgeführt,<br />
zum Teil im Rahmen einer Masterarbeit. Hier wurde der<br />
Effekt unterschiedlicher Kohlenstoff- und Stickstoffquellen,<br />
sowie die Wirkung unterschiedlicher pH-Werte des Mediums<br />
systematisch untersucht und der Einfl uss des Sauerstoffgehaltes<br />
auf die Produktion von Elansolid A1 gezeigt.<br />
Parallele Fermentationen mit FxGBF13 unter verschiedenen<br />
pO 2 -Bedingungen Foto: HZI<br />
1. Jansen, R., Irschik, H., Huch, V., Schummer, D., Steinmetz, H., Bock, M., Schmidt, T.,<br />
Kirschning, A., & Müller, R. (<strong>2010</strong>) Carolacton -a macrolide ketocarbonic acid reducing<br />
biofi lm by the caries- and endocarditis-associated bacterium Streptococcus mutans.<br />
European Journal of Organic Chemistry 7, 1284.<br />
2. Buntin, K., Irschik, H., Weissman, K. J., Luxenburger, E., Blöcker, H., & Müller, R.<br />
(<strong>2010</strong>) Biosynthesis of Thuggacins in Myxobacteria: Comparative cluster analysis<br />
reveals basis for natural product structural diversity. Chemistry & Biology 17, 342.<br />
3. Irschik, H., Kopp, M., Weissman, K. J., Buntin, K., Piel, J., & Müller, R. (<strong>2010</strong>) Analysis<br />
of the sorangicin gene cluster reinforces the utitlity of a combined hylogenetic/<br />
retrobiosynthetic analysis for deciphering natural product assembly by transATPKS.<br />
ChemBioChem <strong>11</strong>, 1840.