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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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94 WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Entzündung und Immunität<br />

03.3 Immuneffektoren: Moleküle, Zellen und Mechanismen<br />

PROJEKTLEITER | Dr. Siegfried Weiss | Arbeitsgruppe Molekulare Immunologie | siw@helmholtz-hzi.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Imke Bargen | Nicole Dietrich | Dr. Sandra Düber | Dr. Nelson Gekara |<br />

Dr. Jadwiga Jablonska | Katja Kochrübe | Dr. Sara Leschner | Dr. Stefan Lienenklaus | Dr. Bishnudeo Roy |<br />

Swati Shukla | Evgeniya Solodova | Christian Stern | Dr. Nuno Viegas | Kathrin Wolf | Natalia Zietara<br />

Unser Immunsystem setzt sich aus mehreren Verteidigungslinien<br />

zusammen. Eine der ersten Linien sind die Typ-<br />

I-Interferone (IFN), mit ihren wichtigsten Vertretern IFN-α<br />

und IFN-β. Sie haben antivirale Eigenschaften, werden jedoch<br />

auch bei vielen anderen Infektionen induziert und spielen<br />

bei normalen physiologischen Vorgängen eine wichtige Rolle.<br />

Wir konnten zeigen, dass auch Liganden des Toll-like-receptors<br />

2 (TLR2) Makrophagen IFN induzieren können. TLR2<br />

Liganden fi ndet man auf Gram-positiven Bakterien oder<br />

auf Mykoplasmen. Interessanterweise muss der TLR2 von<br />

den Makrophagen endozytiert werden, um IFN-Produktion<br />

auszulösen. Wird die Endozytose blockiert, so dass der TLR2-<br />

Liganden Komplex an der Zelloberfl äche bleibt, wird nur die<br />

Produktion von proinfl ammatorischen Zytokinen, wie TNF-α,<br />

aktiviert. Also entscheidet die Fähigkeit einer Zelle, TLRs<br />

nach Ligandenbindung zu endozytieren, darüber, ob bei der<br />

Zelle IFN-Produktion über diese TLRs induziert werden kann.<br />

Wir konnten dabei zeigen, dass Mastzellen entsprechende<br />

TLRs nicht endozytieren und auch keine Bakterien phagozytieren<br />

können. Dadurch können sie auf Bakterieninfektionen<br />

nicht mit IFN-Produktion antworten – bei Virusinfektionen<br />

dagegen sehr wohl. Mastzellen sind anatomisch hauptsächlich<br />

unter den verschiedensten Epithelien angesiedelt.<br />

Sie stellen deshalb die ersten Immunzellen dar, die mit<br />

eindringenden Krankheitserregern in Berührung kommen.<br />

Bei Bakterieninfektionen ist die Produktion von IFN häufi g<br />

schädlich. Dass die Mastzellen unter diesen Umständen nur<br />

proinfl ammatorische Zytokine und kein IFN produzieren<br />

können, könnte deshalb einen wohl ausgewogenen Abwehrmechanismus<br />

darstellen.<br />

Wir haben beobachtet, dass bei Mäusen, bei denen das<br />

IFN-β Gen inaktiviert wurde oder bei denen das Gen einer<br />

der Ketten des IFN-Rezeptors (IFNAR) deletiert wurde, die<br />

Bildung von Blutgefässen verändert ist. Dies war in schnell<br />

wachsenden Tumoren besonders auffällig: In Mäusen ohne<br />

IFN-β oder IFNAR wuchsen die Tumore wesentlich schneller.<br />

Der Grund ist eine verstärkte Angiogenese, so dass<br />

mehr und besser ausgebildete Blutgefäße in den Tumoren<br />

vorhanden waren. Da<strong>für</strong> verantwortlich sind neutrophile<br />

Granulozyten (Abb. 1). Ohne funktionierendes IFN-System<br />

waren wesentlich mehr dieser Granulozyten in den Tumor<br />

eingewandert, und sie produzierten verstärkt Zytokine, die<br />

die Blutgefäßbildung unterstützen. Mit Granulozyten aus<br />

den Tumoren konnten wir zeigen, dass bereits geringe<br />

Mengen an IFN-β die Produktion der Blutgefäß-bildenden<br />

Faktoren herunter regulieren. Damit ist IFN ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Überwachungssystems gegen Krebs.<br />

Viele Bakterien, wie auch Salmonella typhimurium, reichern<br />

sich in festen Tumoren an. Wir können sie somit nutzen, um<br />

therapeutische Moleküle direkt im Tumor zu exprimieren<br />

Verstärkte Angiogenese und Tumorwachstum, unterstützt durch<br />

neutrophile Granulozyten mit defekter IFN Signaltransduktion.<br />

Mäusen wurden subkutan B16F10 Melanomazellen injiziert, die<br />

entweder mit Neutrophilen von Tumor-tragenden Ifnar1 -/- Mäusen<br />

(IFNAR-/-+B16) oder mit Neutrophilen von Tumor-tragenden<br />

Wildtyp Mäusen (C57BL/6+B16) gemischt waren. Tumore, die<br />

mit Neutrophilen gemischt waren, deren IFN Signaltransduktion<br />

zerstört war, wuchsen wesentlich schneller als die Kontrolltumore.<br />

Die immunhistologische Analyse <strong>für</strong> die Endothelzellen mit<br />

anti-Laminin (rot) und <strong>für</strong> Zellen mit glatter Muskulatur mit<br />

anti-Aktin (grün) zeigte eine wesentlich verstärkte Anwesenheit<br />

von glatten Muskelzellen in den IFNAR-/-+B16 Tumoren. Dies<br />

ist indikativ <strong>für</strong> einen höheren Reifungsgrad der Blutgefäße und<br />

damit eine bessere Blutversorgung des Tumors. Foto: HZI<br />

und damit das gesunde Gewebe zu schonen. Nötig sind<br />

da<strong>für</strong> bakterielle Promotoren, die die Expression der<br />

therapeutischen Moleküle auf den Tumor beschränken.<br />

Dazu haben wir mit unseren Salmonellen eine sogenannte<br />

Promotor-Trap-Bibliothek untersucht und dabei mehrere Promotoren<br />

gefunden, die Tumor-spezifi sche Expression zeigten.<br />

Derzeit werden diese Promotoren bioinformatisch und experimentell<br />

charakterisiert. Parallel dazu haben wir Tumorspezifi<br />

sche Genexpression mit Hilfe von Expressionsarrays<br />

untersucht. Wir haben über 20 bakterielle Gene defi niert,<br />

die spezifi sch im Tumor und nicht in der Milz exprimiert<br />

werden. Dies sollte zu einem besseren Verständnis der<br />

Physiologie der Bakterien im Tumor führen und weiterhin<br />

zu Kontrollelementen, die ermöglichen, dass therapeutische<br />

Moleküle spezifi sch im Tumor exprimiert werden können.

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