Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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SONDERBEITRÄGE | Magnetische Kernresonanzspektroskopie, ein wichtiges Instrument im Arsenal der Technologieplattform<br />
Abb. 1. Analytikplattform Fotos: HZI<br />
chemischen Umgebungen befand. Im Anschluss daran<br />
brachte die Einführung der gepulsten NMR-Spektroskopie<br />
einen wesentlichen Fortschritt in Verbindung mit der sich<br />
rasant entwickelnden Computertechnik. Das brachte eine<br />
beträchtliche Erhöhung der Empfi ndlichkeit der Messmittel<br />
mit sich. Die Entwicklung des zweidimensionalen (2D)-NMR-<br />
Verfahrens in den siebziger Jahren, insbesondere durch R.<br />
R. Ernst (Nobelpreis 1991), leitete den Beginn einer neuen<br />
Ära in der NMR-Spektroskopie ein. Durch den Einsatz dieser<br />
Techniken war es nun möglich, Bindungsstrukturen in Molekülen<br />
entweder über die sogenannten „Through-bond”-Wechselwirkungen<br />
gleichartiger Kerne (homonukleare 2D-NMR)<br />
bzw. verschiedenartiger Kerne (heteronukleare 2D-NMR)<br />
zu bestimmen, oder durch eine Konformations-, Sequenzbildungs-<br />
und Faltungsanalyse von Molekülabschnitten durch<br />
Beobachtung der „Through-space“-Wechselwirkungen Eigenschaften<br />
zu identifi zieren.<br />
Seit den frühen siebziger Jahren wurde dieses NMR-<br />
Instrumentarium in unserem Institut konsequent auf die<br />
technischen Neuerungen ausgerichtet, da dieses Verfahren<br />
mittlerweile eine der leistungsfähigsten Techniken <strong>für</strong><br />
die routinemäßige Erforschung von Strukturen biologisch<br />
aktiver, natürlicher Substanzen auf atomarer Ebene ist. Bei<br />
pharmakologisch relevanten Substanzen mit einem Molekulargewicht<br />
von weniger als 2000 Da bietet die neue Technik<br />
gegenüber dem Röntgenverfahren den Vorteil, dass das zu<br />
untersuchende Material nicht in Kristallform vorliegen muss<br />
und somit auch strukturelle Details sehr schnell ermit-<br />
Niedermolekulare Naturstoffe<br />
Makromoleküle:<br />
Proteine<br />
NMR Spektroskopie NMR Spektroskopie<br />
Molekulare Komplexe:<br />
Protein-Ligand<br />
Protein-Protein<br />
Supermakromolekule:<br />
Organellen<br />
Bakterien<br />
Röntgenstrukturanalyse Röntgenstrukturanalyse<br />
telt werden können. Auf der Grundlage der langjährigen<br />
Erfahrungen wird die NMR-Spektroskopie zur Aufklärung<br />
von Strukturen einer sehr großen Anzahl von Naturstoffen<br />
verwendet, die von einer Vielzahl von Forschergruppen<br />
innerhalb des HZI und von externen Quellen stammen.<br />
Die Suche nach neuartigen Antiinfektiva: Strukturen<br />
biologisch aktiver Substanzen Das verstärkte Auftreten<br />
neuer wie altbekannter Pathogene stellt auch in den entwickelten<br />
Industrieländern eine permanente und ernst zu<br />
nehmende Gefahr <strong>für</strong> die Gesundheit des Menschen dar. Daher<br />
ist und bleibt die Erforschung neuartiger Antiinfek tiva<br />
auf der Basis natürlicher Substanzen sowie deren Bestimmung,<br />
Charakterisierung und klinische Entwicklung ein<br />
wichtiges Ziel im Rahmen des HZI-Forschungsprogramms<br />
„Infektion und Immunität“. Die Untersuchung der Struktur<br />
derartiger Verbindungen bildet die Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung neuer Medikamente und kann am einfachsten<br />
mit der NMR-Spektroskopie und der Massenspektrometrie<br />
erreicht werden.<br />
Im Gegensatz zur chemischen Synthese besteht keinerlei<br />
Vorwissen bezüglich der Struktur einer Verbindung, die<br />
aus Pfl anzen, Bakterien oder Pilzen extrahiert wird und die<br />
eine potenzielle Quelle <strong>für</strong> neue aktive Substanzen darstellt.<br />
Daher wird nach der Isolierung des Materials eine geringe<br />
Menge in einem organischen Lösungsmittel aufgelöst, wovon<br />
dann ein einfaches Protonenspektrum ( 1 H) aufgezeichnet<br />
wird (Abbildung 2). Dieses Spektrum enthält bereits<br />
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