Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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38 BERICHTE AUS DER FORSCHUNG | Neuartige Nanopartikel setzen Impfstoffe frei<br />
Eine Reihe dieser permeabilitätsverbessernden Methoden<br />
wurde außerdem zusammen mit innovativen Formulierungen<br />
von Vakzinen getestet, um eine zusätzliche Verbesserung<br />
der Immunantwort zu erzielen, das Risiko <strong>für</strong> das<br />
Auftreten von Nebenwirkungen zu minimieren und die<br />
applizierten Dosen senken zu können. Verschiedene Transportvehikel<br />
wie beispielsweise Liposomen, Transferosomen,<br />
Nano- und Mikropartikel, sowie virale Vektoren wurden bereits<br />
im Mäuseversuch getestet. 2 Es konnte gezeigt werden,<br />
dass Mikropartikel mit einer Größe von weniger als 5 μm in<br />
eine Vielzahl von phagozytoseaktiven Zellen aufgenommen<br />
werden. 10 Für den Einsatz kleinerer Partikel, deren Größen<br />
im Submikrometerbereich liegt, liegen – abhängig von<br />
Art der Partikel, Art des Antigens, Applikationsroute und<br />
Studienendpunkt – widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich<br />
ihrer Aufnahme durch APZ vor. Es gibt Hinweise, dass<br />
Nanopartikel vermehrt in APZ aufgenommen werden, was<br />
vermuten lässt, dass sie besser <strong>für</strong> die Induktion einer<br />
Immunantwort geeignet sind als Mikropartikel. <strong>11</strong> Zusätzlich<br />
wurde gezeigt, dass die Partikelgröße die ausgelöste Immunreaktion<br />
beeinfl ussen kann. Viruspartikel induzierten<br />
sowohl eine IFN-γ als auch eine zellbasierte Typ-1-Reaktion,<br />
wohingegen größere Partikel eher <strong>für</strong> eine Typ-2-Reaktion<br />
verantwortlich waren. 12<br />
Abb. 3. Überlagerung einer Transmissions- und einer<br />
Fluoreszenzaufnahme eines Querschnitts durch Haut vom<br />
Schweineohr. Auf das Ohr wurden zuvor fl uoreszenzmarkierte<br />
Nanopartikel (ca. 500 nm, grün) aufgetragen. Diese sammeln<br />
sich in der Öffnung eines Haarfollikels an. Foto: HZI<br />
Es bleibt festzuhalten, dass Strategien zur transdermalen<br />
Vakzinierung, bei denen die Barrierefunktion der Haut <strong>für</strong><br />
eine signifi kante Zeit herabgesetzt wird, problematisch bleiben,<br />
da hiermit Eintrittspforten <strong>für</strong> Pathogene geschaffen<br />
werden. Dadurch sind diese Methoden ungeeignet <strong>für</strong> eine<br />
Anwendung in Ländern mit problematischen hygienischen<br />
Bedingungen. Gleichzeitig müssen sichere Alternativen verstärkt<br />
erforscht werden, bei denen die Hornschicht der Haut<br />
intakt bleibt. Hier scheint der Weg über die Hautanhangsgebilde,<br />
insbesondere die Haarfollikel, eine interessante<br />
Möglichkeit, um das Stratum corneum zu umgehen und die<br />
Langerhanszellen direkt zu erreichen.<br />
Entwicklung von pollenmimetischen Impfstoffpartikeln<br />
Wissenschaftler am HIPS und an der Universität des<br />
Saarlandes konnten kürzlich zeigen, dass Nanopartikel<br />
sich selektiv in der Haarfollikelöffnung anreichern. 13 Diese<br />
Nano partikel bestanden aus dem bioabbaubaren und<br />
biokompatiblen Polymer Polymilchsäure co-Glykolsäure<br />
(PLGA) und enthielten Polyvinylalkohol als Stabilisator.<br />
Sowohl eine wässrige Suspension als auch eine Gelformulierung,<br />
die beide in exzidierte Schweineohren einmassiert<br />
wurden, drangen tiefer in die Haarfollikel ein als eine<br />
wässrige Lösung, die mit vergleichbarer Intensität appliziert<br />
wurde. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass es<br />
sich hierbei um einen passiven Targetingeffekt handelt, der<br />
auf die Größe der Nanopartikel zurück zu führen ist. Wir<br />
konnten außerdem zeigen, dass diese Partikel verschiedene<br />
eingeschlossene Verbindungen wieder freisetzen können<br />
und diese dann in das Stratum corneum eindringen.<br />
Der Transport der Impfstoffantigene zu den APZ kann über<br />
die transfollikuläre Route als sehr attraktiv und sicher<br />
bezeichnet werden. Die Haarfollikel sind außerdem ein<br />
exzellentes Reservoir, da es nur sehr langsam zu einem<br />
Abtransport der Antigene durch Haarwuchs und Talgproduktion<br />
kommt. 16<br />
Tatsächlich ist die Aktivierung der APZ über die transfollikuläre<br />
Route durch Antigene ein alltäglicher Prozess,<br />
der im Rahmen der allergischen Kontaktdermatitis auftritt.<br />
Zum Beispiel handelt es sich bei Blütenpollen um Mikropartikel,<br />
die sich im Bereich der Follikelöffnung, der Talgdrüsen<br />
oder der Dermatoglyphen (Hautfalten) anreichern. Die<br />
Antigenfreisetzung aus den Pollen wird schließlich durch<br />
Feuchtigkeit (z.B. Schweiß auf der Haut) ausgelöst. Die Idee<br />
ist daher, den pollenvermittelten Transport von Allergenen<br />
zu den Langerhanszellen zu imitieren und <strong>für</strong> die transkutane<br />
Vakzinierung zu nutzen. Wir arbeiten derzeit an der<br />
Herstellung von pollenmimetischen Arzneiträgersystemen,<br />
die Impfstoffantigene und gegebenenfalls auch Adjuvantien<br />
stabil verkapseln, zu den Haarfollikeln dirigieren und am