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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Mikrobielle Pathogenese 79<br />

01.<strong>11</strong> Signalübertragung zur Steuerung der Aktindynamik<br />

PROJEKTLEITER | Prof. Dr. Theresia E.B. Stradal | ehemalige Arbeitsgruppe Signaltransduktion und Motilität |<br />

theresia.stradal@uni-muenster.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Stefan Arens | Jan Hänisch | Kathrin Schloen | Kai Schlüter<br />

Die Manipulation des Aktinzytoskeletts durch pathogene<br />

Bakterien ist ein zentrales Thema bei der Untersuchung der<br />

bakteriellen Pathogenese. Das Aktinsystem wird umfunktioniert,<br />

um sich eine Nische <strong>für</strong> die Replikation zu schaffen,<br />

das Immunsystem zu umgehen, indem man sich im Inneren<br />

von nicht-phagozytischen Zellen verbirgt, oder um die<br />

Phagozytose von professionellen Abwehrzellen zu blockieren.<br />

Die Beeinfl ussung der Aktindynamik erfolgt entweder<br />

direkt über die Modifi kation von Aktin, oder indirekt über<br />

Regula toren, die die Aktindynamik steuern. Das sind<br />

häufi g Mitglieder der Rho-Familie der kleinen GTPasen, die<br />

wichtige Funktionen bei der Regulation Aktin-abhängiger<br />

Prozesse in der angeborenen oder adaptiven Immunität<br />

haben. Rho-GTPasen dienen als molekulare Schalter, die<br />

während eines Aktivierungszyklus die Aktinfi lamentbildung<br />

aktivieren bzw. herunterregulieren. Bakterielle<br />

Toxine können alle Phasen dieses Aktivierungszyklus<br />

beeinfl ussen. Die Deaktivierung von Rho-GTPasen wird<br />

von bakteriellen Effektoren mit GAP-ähnlichen Wirkungen<br />

bewerkstelligt (z.B. SptP von Salmonella), wohingegen die<br />

Aktivierung durch Faktoren mit GEF-Aktivität vermittelt<br />

wird (z.B. SopE von Salmonella; [1]). Eine neue Familie<br />

bakterieller Virulenzfaktoren, die als WxxxE-Familie bezeichnet<br />

wird, zeichnet sich durch bakterielle GEF-Aktivität<br />

aus. Sie weist Ähnlichkeit mit SopE auf, das strukturell<br />

auch mit einem GEF verwandt ist. Erst vor kurzem gelang es<br />

uns, die Interaktion zwischen dem WxxxE-Faktor IpgB2 von<br />

Shigella fl exneri und dem menschlichen RhoA zu charakterisieren,<br />

die <strong>für</strong> die bakterielle GEF-Aktivität [2] von zentraler<br />

Bedeutung ist. Zurzeit arbeiten wir an der Erstellung<br />

von Interaktionsnetzwerken von bakteriellen und zellulären<br />

GEFs, GAPs und den zugehörigen kleinen GTPasen.<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> eine direktere Manipulation der Aktinfi<br />

lamentbildung sind pathogene E. coli vom Typ EPEC<br />

(enteropathogene E. coli) oder EHEC (enterohämorrhagische<br />

E. coli): Beide Stämme docken fest an die Oberfl äche der<br />

Wirtszelle an und lösen Aktinpolymerisation direkt unter<br />

dem Bakterium aus. EPEC ahmen Rezeptortyrosinkinase-<br />

Signalwege nach, in einer Art und Weise, die dem Vorgehen<br />

von Pockenviren erschreckend ähnlich ist [3]. Die<br />

von EHEC ausgelöste Aktinfi lamentbildung erfordert<br />

eine Translokation von zwei bakteriellen Proteinen, des<br />

Transmembranrezeptors Tir, der als Andockanker <strong>für</strong> die<br />

Bakterien dient, und des N-WASP-Bindungspartners und<br />

-aktivators der zellulären Aktinpolymerisationsmaschinerie:<br />

EspF U /TccP. Da Tir nicht direkt an EspF U bindet, müssen<br />

zusätzliche Faktoren als Brücke zwischen diesen beiden<br />

Komponenten fungieren. Um diesen Faktor zu identifi zieren,<br />

haben wir durch EspF U angereicherte Proteinkomplexe<br />

mittels Massenspektrometrie untersucht. Dabei fanden<br />

wir heraus, dass das Wirtszellprotein IRSp53 eine direkte<br />

Verbindung zwischen Tir und EspF U herstellt. Weiterhin<br />

konnten wir zeigen, dass EspF U und IRSp53 in den durch<br />

EHEC induzierten Aktinpodesten ko-lokalisieren und dass<br />

der Verlust der IRSp53-Funktion mit dem Verschwinden<br />

von Aktinpodesten einhergeht. IRSp53 stellt somit den<br />

fehlenden Wirtszellfaktor zwischen bakteriellem Tir und<br />

EspF U dar [4]. Weiterführende Arbeiten beschäftigen sich<br />

mit den molekularen Interaktionen zwischen Wirtszell- und<br />

bakteriellen Faktoren, inklusive Analysen bis zur atomaren<br />

Ebene (Zusammenarbeit mit MOSB).<br />

[1] Hänisch, J., Ehinger, J., Ladwein, M., Rohde, M., Derivery, E., Bosse, T., Steffen, A.,<br />

Bumann, D., Misselwitz, B., Hardt, W.-D., Gautreau, A., Stradal, T.E.B., & Rottner, K.<br />

(<strong>2010</strong>) Cellular Microbiology 12(1), 84-98.<br />

[2] Klink,B.U., Barden,S., Heidler,T.V., Borchers,C., Ladwein,M., Stradal,T.B.*., Rottner,K.,<br />

& Heinz,D.W.*. (<strong>2010</strong>) Journal of Biological Chemistry 285, 17197-17208.<br />

[3] Rottner,K. & Stradal,T.E.*. (2009) Cell Host and Microbe 6, 497-499.<br />

[4] Weiss,S.M., Ladwein,M., Schmidt,D., Ehinger,J., Lommel,S., Städing,K., Beutling,U.,<br />

Disanza,A., Frank,R., Jänsch,L., Scita,G., Gunzer,F., Rottner,K., & Stradal,T.E.*. (2009)<br />

Cell Host and Microbe 5, 244-258.<br />

Embryonale Mausfi broblasten, die konstitutiv aktives RhoA exprimieren, bakterielles IpgB2-Wildtyp oder die attenuierte IpgB2-Mutante<br />

Q<strong>11</strong>6A (modifi ziert aus Klink et al., <strong>2010</strong>). Der Virulenzfaktor IpgB2 löst Effekte aus, die phänotypisch einer RhoA-Aktivierung<br />

entsprechen. Fotos: HZI

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