Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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52 SONDERBEITRÄGE | Magnetische Kernresonanzspektroskopie, ein wichtiges Instrument im Arsenal der Technologieplattform<br />
Magnetische Kernresonanzspektroskopie, ein wichtiges<br />
Instrument im Arsenal der Technologieplattform des HZI<br />
AUTOR | Dr. Victor Wray | Forschungsgruppe Biophysikalische Analytik | vwr@helmholtz-hzi.de<br />
Die Analytikplattform ist die älteste zentrale Einrichtung am HZI, die mit modernsten Instrumentarien und den besten Kapazitäten<br />
zur strukturellen Untersuchung aller Arten von Biomolekülen ausgestattet ist. Die Plattform stellt detaillierte Strukturdaten in den<br />
unterschiedlichsten Formen bereit. Sie sind <strong>für</strong> das Verständnis der grundlegenden molekularen Mechanismen und der Wechsel-<br />
wirkungen, die die Zellprozesse bei der Wirt-Pathogen-Interaktion steuern, von großer Bedeutung.<br />
Die Plattform stellt umfangreiche Instrumentarien zur Bestimmung der dreidimensionalen Struktur aller Arten von Naturstoffen<br />
zur Verfügung und bietet Einsatzmöglichkeiten <strong>für</strong> nahezu alle Bereiche im Rahmen von HZI-Forschungsprogrammen zum Thema<br />
„Infektion und Immunität”.<br />
Jüngste Berichte aus dieser Reihe konzentrieren sich auf den Einsatz der Elektronenmikroskopie und der Röntgen-Kristallographie.<br />
Mit der Elektronenmikroskopie können diverse Super-Makromoleküle, Organellen und Bakterien bildlich dargestellt werden.<br />
Desweiteren gibt dieses Verfahren Aufschluss über kleinste Details bezüglich der Art und Weise, wie viele Pathogene sich an die<br />
Wirtszelle haften und in diese eindringen. Die Röntgenkristallographie, eine Ergänzung zur Elektronenmikroskopie, bietet die Mög-<br />
lichkeit, strukturelle Details von Proteinen und deren Molekülkomplexen in Verbindung mit Liganden und anderen Proteinen auf<br />
atomarer Ebene zu untersuchen. Mit dieser Methode konnten viele Informationen darüber gewonnen werden, in welcher Weise<br />
die Bakterien an der Wirtszelle anhaften, in diese eindringen und sich vermehren und wie der Rezeptorsignalweg beim Menschen<br />
funktioniert. In diesem Beitrag wird der Einsatz der magnetischen Kernresonanzspektroskopie <strong>für</strong> Untersuchungen von Naturstoffen<br />
mit kleinem Molekulargewicht in Lösungen genauer beschrieben. Diese Untersuchungen spielen bei der Erforschung und Entwick-<br />
lung von neuartigen Antiinfektiva eine wichtige Rolle. Daraus ergeben sich Informationen, die über die mit der Röntgenkristallo-<br />
graphie gewonnenen Erkenntnisse hinausgehen.<br />
Einleitung Am Institut wurde bereits in den Anfangsjahren<br />
nach der Gründung erkannt, dass zur Erforschung grundlegender<br />
natürlicher Prozesse Instrumente erforderlich sind,<br />
mit deren Hilfe die biologischen Strukturen untersucht werden<br />
können. Durch die rasante Entwicklung auf dem Gebiet<br />
der physikalisch-technischen Grundlagenforschung und die<br />
Nutzung der Vorteile der Computertechnik konnten in den<br />
letzten vier Jahrzehnten enorme Fortschritte verzeichnet<br />
werden. Dabei war <strong>für</strong> die Strukturbiologie die rasante Entwicklung<br />
auf dem Gebiet der magnetischen Kernresonanz -<br />
spektroskopie (NMR), der Massenspektrometrie (MS), der<br />
Röntgenkristallographie und der Elektronenmikroskopie<br />
(EM) von besonderer Bedeutung. Diese Verfahren bilden<br />
zusammen das Kernstück des Instrumentariums am HZI<br />
und bieten die Möglichkeit, kleinste Details des gesamten<br />
Spektrums biologischer Strukturen zu erforschen: von den<br />
kleinsten Mengen natürlich vorkommender Stoffe (NMR und<br />
MS) über Makromoleküle und deren Komplexe (Röntgen)<br />
bis zu den größten Strukturen, wozu auch Organellen und<br />
Bakterien (EM) gehören (Abbildung 1). Im vorangegangenen<br />
Bericht 2008/2009 wurde gezeigt, wie sich durch die<br />
intelligente Nutzung der Röntgenkristallographie detaillierte<br />
Informationen über die Interaktionen zwischen mikrobiellen<br />
Pathogenen und dem Wirtsorganismus auf atomarer Ebene<br />
gewinnen lassen. Dank dieser Informationen ist es möglich,<br />
neue Strategien und Werkzeuge zu entwickeln, die unsere<br />
Erkenntnisse über bakterielle Infektionen erweitern. In diesem<br />
Bericht wird auf die verwendete NMR-Spektroskopie als<br />
Ergänzungstechnik und deren Einsatz <strong>für</strong> die Erforschung<br />
biologisch aktiver Naturstoffe näher eingegangen.<br />
Der Atomkern als Energiequelle Gegen Ende der vierziger<br />
Jahre des 20. Jahrhunderts konnte nachgewiesen werden,<br />
dass die Zellkerne bestimmter Atome elektromagnetische<br />
Strahlung aus einem Magnetfeld absorbieren können. Dabei<br />
hängt die Strahlungsfrequenz von der Stärke des Magnetfeldes,<br />
dem beteiligten Atomkern und – was sehr wichtig<br />
ist – vor allem von der speziellen chemischen Umgebung<br />
des Atoms ab. Von den üblicherweise vorkommenden Atomen,<br />
tritt diese Erscheinung nur bei 1 H, 13 C, 15 N und 31 P auf.<br />
Daraus ergibt sich ein großes Potenzial <strong>für</strong> die Erforschung<br />
von Strukturen organischer Verbindungen und damit<br />
der meisten Naturstoffe. Die Entwicklung energiereicher,<br />
stabiler Magnetfelder machte eine hochaufl ösende Darstellung<br />
von Signalen möglich, die von ein und demselben<br />
Atomkern stammten, der sich jedoch in unterschiedlichen