Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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44 BERICHTE AUS DER FORSCHUNG | Mykobakterielle Phagosomen und angeborene Immunität<br />
Abb. 4. Visualisierung der mykobakteriellen Phagosomen in<br />
Makrophagen. Mit Mykobakterien infi zierte RAW264.7-Makrophagen.<br />
Die Zellen wurden unter Verwendung der konfokalen<br />
Mikroskopie bildlich dargestellt (Grün: Mykobakterien;<br />
Blau: Zellkern; Rot: Aktinzytoskelett). Dieselben infi zierten<br />
Makrophagen lassen sich auch mit dem Elektronenmikroskop<br />
beobachten. Hier sind die Lysosomen mit BSA-Gold besetzt.<br />
Wie man sieht, verschmelzen die Lysosomen nicht mit den<br />
Phagosomen, die die Mykobakterien enthalten. Foto: HZI, Gutierrez<br />
befi ndenden Phagosomen überleben kann (Abbildung 4).<br />
Hinzu kommt, dass ein lebendes Pathogen in der Lage ist,<br />
die Phagosomreifung zu manipulieren. Die Strategie, mit<br />
deren Hilfe M. tuberculosis die Mechanismen des Stoffaustauschs<br />
in der Zelle manipuliert, hängt höchstwahrscheinlich<br />
von mehreren Faktoren ab und ist sehr komplex. Trotz<br />
der vielen Fortschritte, die in den letzten Jahren auf diesem<br />
Gebiet erzielt wurden, ist ein mechanistisches Verständnis<br />
der Art und Weise, wie sich die Infektion mit M. tuberculosis<br />
auf Zellebene ausbreitet und wie der Wirt dieses Patho -<br />
gen in der Anfangsphase abwehrt, immer noch nicht möglich.<br />
Unsere Forschung konzentriert sich dabei auf die Mechanismen,<br />
mit deren Hilfe M. tuberculosis die Reifung der<br />
Phagosomen blockiert und die Vernichtung durch Makrophagen<br />
verhindert. Dazu untersuchen wir den intrazellulären<br />
Transport von pathogenen und nicht pathogenen<br />
Mykobakterien in den Makrophagen. Es ist uns gelungen,<br />
neue Faktoren zu ermitteln, die am Stofftransport und<br />
der Proteinverteilung in den Vesikeln beteiligt sind,<br />
insbesondere an der bei einer mykobakteriellen Infektion<br />
stattfi ndenden Phago-Lysosomfusion. Diese Proteine sind<br />
höchstwahrscheinlich an der lysosomvermittelten Abtötung<br />
von Mykobakterien sowie an den molekularen Vorgängen<br />
beteiligt, die bei der Kopplung zwischen angeborenen und<br />
adaptiven Immunantworten eine Rolle spielen (Gutierrez et<br />
al., 2009; Gutierrez et al., 2008).<br />
Die vielversprechendsten Proteine sind die Rab-Proteine<br />
und die lysosomalen Rezeptoren. Erstere fungieren als<br />
molekulare Schalter, die <strong>für</strong> die Regulierung des Stofftransports<br />
durch die Membran und die räumlich-zeitliche<br />
Steuerung des vesikulären Stofftransports zuständig sind<br />
(Stenmark, 2009). Die lysosomalen Rezeptoren sind <strong>für</strong><br />
einige wichtige lysosomale Komponenten und Enzyme von<br />
Bedeutung, deren Aufgabe der Abbau der Pathogene ist.<br />
Rab-Proteine und Phagosomen Rab-Proteine sind Proteine,<br />
die eine entscheidende Rolle bei der Strukturierung der<br />
Membrankompartimente spielen und den Transport und<br />
den vesikulären Stoffaustausch regulieren. Ein komplexes<br />
Netzwerk von Rab-GTPasen ist <strong>für</strong> die Kontrolle der<br />
dynamischen Änderungen bei der Phagosomenreifung<br />
zuständig. Wir haben einige Rabs identifi zieren können, die<br />
höchstwahrscheinlich bei der Reaktion auf mykobakterielle<br />
Infektionen, die zuvor nicht mit Infektionen mit intrazellulären<br />
Pathogenen in Verbindung gebracht wurden, eine Rolle<br />
spielen (Gutierrez et al., 2008). Bei vielen dieser Proteine<br />
ist jedoch nicht bekannt, welche Aufgabe sie genau bei der<br />
Phagosomreifung spielen. Zur Zeit arbeiten wir daran, die<br />
Funktionen dieser Proteine bei der Phagozytose zu bestimmen,<br />
sowie deren Auswirkung auf die angeborene Immunantwort<br />
auf Mykobakterieninfektionen zu analysieren.<br />
Lysosomale Proteinrezeptoren und Phagosomen Für eines<br />
der ermittelten Proteine, das Sortilin, konnte die Funktion<br />
bei der Phagosomreifung bestimmt werden. Bis heute<br />
besteht die Vermutung, dass ein direkter Transportweg<br />
<strong>für</strong> einige lysosomale Enzyme vom Trans-Golgi-Netzwerk<br />
(TGN) zu den Phagosomen möglich ist. Dabei ist aber noch<br />
nicht bekannt, welche Übertragungswege an diesem Vorgang<br />
beteiligt sind und welche Enzyme dabei transportiert<br />
werden. Unsere Erkenntnisse über Sortilin in Makrophagen<br />
zeigen, dass dieses Protein eine bisher noch nicht bekannte<br />
und wichtige Funktion beim Transport einer Unterklasse<br />
von lysosomalen Proteinen vom Golgi-Bereich zu den Phagosomen<br />
hat (Wahe et al,. <strong>2010</strong>). Somit ergibt sich aus diesen<br />
Beobachtungen die Frage, wie die Regulierung der Sortilin-<br />
Signalwegfunktionen in Verbindung mit den Phagosomen<br />
vonstatten geht, die intrazelluläre Pathogene enthalten.<br />
Ausblick Obwohl in vitro und in vivo Untersuchungen Aufschluss<br />
über einige Aspekte der Tuberkulose-Pathogenese<br />
gegeben haben, ist immer noch nicht vollständig geklärt,<br />
wie M. tuberculosis in eukaryotischen Zellen überleben<br />
kann und warum Wirtszellen unter bestimmten Umständen<br />
in der Lage sind, dieses Pathogen zu vernichten. Daher ist<br />
ein tiefgreifendes Verständnis der grundlegenden biologischen<br />
Vorgänge beim M. tuberculosis – das seine Über-