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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Das <strong>Helmholtz</strong>-Institut <strong>für</strong> Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS)<br />

RNAP ist das Enzym, das <strong>für</strong> die Bildung von RNA in Zellen<br />

verantwortlich ist. Es ist ein komplexes, sehr großes Enzym<br />

mit einer Masse von ca. 400 kDa, das aus verschiedenen<br />

Protein-Untereinheiten besteht. Dabei handelt es sich um<br />

das katalytisch aktive Core-Enzym (α2ββ‘ω) und den<br />

Sigma-Faktor. Diese beiden Proteine interagieren während<br />

der Transkription miteinander. Da RNAP essenziell <strong>für</strong> das<br />

Bakterienwachstum ist und dabei spezifi sch zwischen<br />

Bakterien wirkt, ist es ein attraktives Ziel <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

eines Breitbandantibiotikums beim Menschen. Die<br />

Hemmung der RNAP hat zur Folge, dass <strong>für</strong> das Bakterium<br />

lebenswichtige Funktionen blockiert werden, die letztendlich<br />

dessen Tod bewirken. Als Zielbakterien sind solche<br />

besonders interessant, die beim Menschen schwerwiegende<br />

Erkrankungen hervorrufen. Hierzu zählt insbesondere<br />

Mycobacterium tuberculosis (Mtb), der Erreger der Tuberkulose,<br />

der weltweit zwei Millionen Tote pro Jahr verursacht.<br />

Da viele Bakterien eine wirkungsvolle Resistenz gegen<br />

derzeit auf dem Markt erhältliche Antiinfektiva entwickeln,<br />

steigt der Bedarf an neuen Wirkstoffen kontinuierlich. Ziel<br />

dieses Projektes ist es, neuartige Hemmstoffe der bakteriellen<br />

RNAP zu entwickeln und deren Wirkmechanismus zu<br />

verstehen. Der Wirkstoff soll nicht nur hinsichtlich seiner<br />

Potenz optimiert werden, sondern dahingehend, dass er in<br />

pathogene Bakterien eindringen kann, um dort letztlich<br />

seine antibiotische Funktion zu entfalten.<br />

Im Rahmen der Wirkstofffi ndung werden zweierlei Ansätze<br />

verfolgt:<br />

Der erste Ansatz hat zum Ziel, das Core-Enzym direkt zu<br />

hemmen. Da die Struktur der RNAP und verschiedene<br />

Hemmmechanismen weitgehend bekannt sind, nutzt die<br />

Abteilung DDOP intelligente Computer-gestützte Methoden,<br />

um potenzielle Hemmstoffe virtuell ausfi ndig zu machen.<br />

Diese „virtuellen Hits“ werden in experimentellen Tests auf<br />

ihre Wirksamkeit überprüft. Hits, die dabei als aktiv<br />

hervorgehen, werden in einem chemischen Optimierungszyklus<br />

weitergeführt, aus dem potente RNAP-Hemmstoffe<br />

hervorgehen sollen. Auch dieser Zyklus wird von virtuellen<br />

Designkonzepten und abgeleiteten Strukturwirkungsbeziehungen<br />

unterstützt.<br />

Der zweite Ansatz hat zum Ziel, die Interaktion zwischen<br />

Core-Enzym und Sigma-Faktor, und somit die Bildung des<br />

Holoenzyms zu unterbinden. Deren Interaktionsfl äche (das<br />

„Interface“) ist bereits eingehend untersucht und wurde<br />

durch verschiedene Mutagenesestudien charakterisiert.<br />

Diese Informationen werden in der Abteilung DDOP genutzt,<br />

um eine geeignete Region <strong>für</strong> die Bindung und folglich <strong>für</strong><br />

eine Inhibition durch einen Hemmstoff ausfi ndig zu<br />

machen. Erste RNAP-Hemmstoffe wurden bereits identifi -<br />

ziert. Das Ziel besteht nun darin, diese Verbindungen, zum<br />

Darstellung der Struktur der RNA Polymerase, die die fünf<br />

Untereinheiten hervorhebt. Ligand- und Struktur-basierte Ansätze<br />

werden im Design neuer RNAP Inhibitoren verfolgt.<br />

Teil kurzkettige Peptide, hinsichtlich ihrer Hemmwirkung<br />

und verschiedener pharmakologischer Eigenschaften zu<br />

verbessern. Daraus soll letztlich ein Wirkstoff erhalten<br />

werden, der seine antibiotische Wirkung gezielt im<br />

Menschen entfalten kann.<br />

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RNAP aus E. coli und Mycobacterium tuberculosis soll<br />

kloniert und <strong>für</strong> biologische Tests der synthetisierten<br />

Verbindungen verwendet werden. Die vermuteten Bindungsstellen<br />

der neuen potenten Inhibitoren sollen dann durch<br />

Mutagenese charakterisiert werden.<br />

Entwicklung von Verbindungen, die mit dem PQS quorum<br />

sensing Kommunikationssystem in P. aeruginosa inter -<br />

ferieren In diesem Projekt beschäftigen sich die Wissenschaftler<br />

der Abteilung DDOP mit der Entwicklung von<br />

Verbindungen, die mit dem PQS quorum sensing Kommunikationssystem<br />

in Pseudomonas aeruginosa interferieren.<br />

Lungeninfektionen durch dieses opportunistisch pathogene<br />

Bakterium werden als Haupttodesursache <strong>für</strong> Patienten mit<br />

Zystischer Fibrose angesehen. Resistenzen gegen herkömmliche<br />

Antibiotika sind oft assoziiert mit der Bildung von<br />

Biofi lmen, die das Eindringen von eingesetzten Antibiotika<br />

durch diese physikalische Barriere verhindern und die<br />

Immunantwort herabsetzen. Sowohl die Bildung eines<br />

Biofi lms als auch die Produktion von Virulenzfaktoren<br />

werden durch ein kompliziertes quorum sensing Kommunikationssystem<br />

gesteuert. Darüber nehmen Bakterien<br />

beispielsweise ihre Populationsdichte wahr und steuern<br />

eine Art Gruppenverhalten. Neben den zwei quorum sensing

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