Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Wirt-Pathogen-Interaktionen 85<br />
02.2 Entschlüsselung der Mechanismen der Wirtsimmunabwehr<br />
gegenüber Gram-positiven Krankheitserregern im<br />
Mausmodell<br />
PROJEKTLEITER | Priv.-Doz. Dr. Eva Medina | Arbeitsgruppe Infektionsimmunologie | eme@helmholtz-hzi.de<br />
PROJEKTMITARBEITER | Dr. Oliver Goldmann | Dr. Jens Abel | Christina Ziegler | Daniela Bruhn | Alva Rosendahl<br />
Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes sind<br />
bedeutende Humanpathogene. Der Fokus der Arbeitsgruppe<br />
Infektionsimmunologie ist es, die Immunmechanismen, die<br />
an der Pathogenabwehr beteiligt sind, aufzuklären.<br />
Das Mausmodell zur Untersuchung der gentischen<br />
Prädisposition <strong>für</strong> schwere S. aureus Infektionen Eine<br />
der Besonderheiten bei S. aureus Infektionen ist die große<br />
Variabilität der Krankheitsbilder, welche von milden bis zu<br />
letalen klinischen Manifestationen reichen können. Genetisch<br />
determinierte Variationen des Immunsystems könnten<br />
eine wichtige Rolle in der Heterogenität der Immunantwort<br />
gegenüber diesem Pathogen spielen. Wir haben die Immunmechanismen,<br />
die einer genetischen Prädisposition <strong>für</strong><br />
schwere S. aureus Infektionen zugrunde liegen, im murinen<br />
System untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen signifi kante<br />
linienabhängige Variationen in der Resistenz gegenüber<br />
diesem Erreger. C57BL/6 Mäuse zeigten sich resistent und<br />
überlebten die Infektion, während A/J, DBA/2 und BALB/c<br />
Mausstämme der Infektion erlagen. Diese Anfälligkeit war<br />
mit der Unfähigkeit der Tiere assoziiert, das bakterielle<br />
Wachstum vor allem in der Niere zu kontrollieren (Abb. 1).<br />
Neutrophilen-Depletion macht resistente Tiere komplett<br />
anfällig gegenüber S. aureus. Dies zeigt, dass diese Zellen<br />
essenziell <strong>für</strong> die beobachtete Resistenz sind. Ferner ist die<br />
Expression der chemoattraktant-Proteine KC und MIP-2<br />
sehr viel früher nach der Infektion in den Nieren von<br />
C57BL/6 zu fi nden als in denen von A/J Mäusen. Dies ist<br />
ein Indiz, dass eine verzögerte Rekrutierung von Neutrophilen<br />
an den Infektionsort die verstärkte Anfälligkeit von<br />
A/J gegenüber S. aureus Infektionen bedingt. Die bessere<br />
Resistenz von C57BL/6 lässt sich damit durch die effektivere<br />
Leukozyten-Rekrutierung erklären, welche den Erreger<br />
sehr früh im Infektionsprozess unter Kontrolle bringt.<br />
Die Rolle von TLR/MyD88 Signalling in der Pathophysiologie<br />
von S. pyogenes Infektionen S. pyogenes stellt einen<br />
der häufi gsten Gründe <strong>für</strong> mild verlaufende Infektionen z.B.<br />
der Haut dar. Sie haben jedoch das Potenzial, lebensbedrohliche,<br />
invasive Krankheitsbilder wie die Nekrotisierende<br />
Fasziitis oder Septikämien zu verursachen. Wir konnten<br />
in in vitro Studien eine Rolle des sog. „myeloid differentiation<br />
factor 88“ (MyD88) in der Immunabwehr gegenüber S.<br />
pyogenes zeigen. Im Mausmodell konnten wir zeigen, dass<br />
MyD88 -/- Mäuse signifi kant größere Bakterienlasten in den<br />
Organen aufwiesen und der Infektion schneller erlagen als<br />
MyD88 +/+ Tiere. Die Abwesenheit von MyD88 resultierte in<br />
einer verminderten Produktion infl ammatorischer Zytokine,<br />
wie IL-12, IFN-γ und TNF-α sowie der chemoattraktant-Proteine<br />
MIP-2 und KC. Dies reduziert die Rekrutierung von<br />
Effektorzellen an den Infektionsort, die <strong>für</strong> die Infektions-<br />
Bakterienlast in resistenten C57BL/6 (Maus 2) und anfälligen<br />
A/J (Maus 3) Mäusen, 24 h nach Infektion mit dem biolumineszenten<br />
S. aureus Stamm SH1000 ALC2906. Nicht infi zierte<br />
C57BL/6 (Maus 1) und A/J (Maus 4) dienen als Kontrolle.<br />
kontrolle wichtig sind (Makrophagen und Neutrophile). Des<br />
Weiteren zeigten nur MyD88 -/- nicht aber Wildtyp-Tiere eine<br />
massive Infi ltration von Eosinophilen in betroffene Organe<br />
(Abb. 2). Durch eine unzureichende Produktion regulatorischer<br />
Chemokine wie MIG/CXCL9 und IP-10/CXCL10 wird<br />
die Transmigration von Eosinophilen inhibiert. Unsere<br />
Ergebnisse zeigen, dass MyD88 Signalling Effektorzellen<br />
am Ort einer Streptokokkeninfektion beeinfl ussen und die<br />
Extravasation von Zellen verhindern, die Gewebeschäden<br />
verursachen können. Daher kann MyD88 Signalling als<br />
wichtiger Faktor zur Modulierung der Qualität der infl ammatorischen<br />
Immunantwort angesehen werden, um eine optimale<br />
Effektorfunktion des Immunsytems sicherzustellen.<br />
Hematoxylin- und Eosin-Färbung von Lungenschnitten von<br />
S. pyogenes infi zierten MyD88 -/- Mäusen, 20 h nach subkutaner<br />
Inokulation mit S. pyogenes. Links: zelluläre Infi ltration.<br />
Rechts: Detailuntersuchungen der infl ammatorischen Zellen in<br />
den Lungen von infi zierten MyD88 -/- Mäusen zeigen, dass diese<br />
Zellen eine rot-violette Cytoplasmafärbung sowie einen zweilappingen,<br />
blauen Kern aufweisen, die typisch <strong>für</strong> Eosinophile sind.<br />
von Köckritz-Blickwede M., Rohde M., Oehmcke S., Miller L.S., Cheung A.L., Herwald H.,<br />
Foster S., and Medina E. (2008). Immunological mechanisms underlying the genetic predisposition<br />
to severe Staphylococcus aureus infection in the mouse model. American Journal of<br />
Pathology. 173:1657-68.<br />
von Köckritz-Blickwede M., Konrad S., Foster S., Gessner J.E., and Medina E. (2009). Protective<br />
role of complement C5a in an experimental model of Staphylococcus aureus bacteremia.<br />
Journal of Innate Immunity. 2:87 – 92.