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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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BERICHTE AUS DER FORSCHUNG | Mykobakterielle Phagosomen und angeborene Immunität<br />

Abb. 2. Reinigung der Phagosomlatexkügelchen. Das Schema<br />

zeigt die Reinigung der Phagosomlatexkügelchen von den<br />

Makrophagen <strong>für</strong> die biochemische und proteomische Analyse.<br />

Die Latexkügelchen werden unter Nutzung ihrer Eigenschaft,<br />

im Saccharosegradienten zu fl ottieren, internalisiert und<br />

dann isoliert. Die Aufnahmen mit dem Elektronenmikroskop<br />

zeigen die einzelnen Schritte des Reinigungsprozesses. Die<br />

isolierten LBP werden <strong>für</strong> verschiedene biochemische Assays<br />

und proteomische Untersuchungen verwendet. Foto & Grafi k: HZI<br />

Abb. 3. Der Zusammenhang zwischen Phagosomen und der angeborenen<br />

und adaptiven Immunreaktion. Das Phagosom von<br />

M. tuberculosis hat zwei Aufgaben. Die erste Aufgabe besteht<br />

in der kontinuierlichen Aneignung bakterizider Eigenschaften.<br />

Dieser wichtige Schritt bei der Ausprägung der angeborenen<br />

Immunreaktion erfolgt im Wesentlichen durch die Interaktion<br />

der Phagosomen mit den späten Endosomen und Lysosomen<br />

(links). Andererseits werden Bakterien im Phagosom abgebaut,<br />

wobei Lipide und Peptide in Verbindung mit den HLA Klasse I,<br />

Klasse II und den CD1-Molekülen dargestellt werden. Dadurch<br />

werden verschiedene Populationen von Lymphozyten aktiviert,<br />

die an der Ausprägung der adaptiven Immunität beteiligt sind.<br />

Einige dieser Signalwege werden tatsächlich auf verschiedenen<br />

Ebenen durch M. tuberculosis beeinträchtigt, sind hier aber<br />

der Übersichtlichkeit halber nicht mit dargestellt.<br />

HLA der Klasse II und die CD1 positiven Kompartimente<br />

geleitet. Durch das Einbringen von Antigenen in die Plasmamembran<br />

lassen sich spezifi schere, adaptive Immunantworten<br />

erzielen. Somit haben die Phagosomen eine Doppelfunktion:<br />

sie fungieren als angeborener Immuneffektor und<br />

als Brücke zwischen dem angeborenen und dem erworbenen<br />

Immunsystem (Abbildung 3). Die Phagosomenreifung<br />

ermöglicht somit die Bildung von Zellkompartimenten, in<br />

denen die Antigene nach einem exakten Plan abgetötet, abgebaut<br />

und verarbeitet werden (Jutras & Desjardins, 2005).<br />

Die Erforschung der Phagosomen-Biologie entwickelt sich in<br />

rasantem Tempo, was anhand der Fortschritte in einer ganzen<br />

Reihe von Disziplinen deutlich wird. Das betrifft auch<br />

die Zellbiologie, die Proteomik und die Immunologie. Durch<br />

ein besseres Verständnis der Mechanismen, die der Phagosombildung<br />

und Phagosom reifung zugrunde liegen, sowie<br />

deren Interaktionen mit intrazellulären Kompartimenten,<br />

bietet sich die Möglichkeit, neue Strategien in Hinblick auf<br />

eine Modulation der angeborenen und adaptiven Immunantwort<br />

zu entwickeln.<br />

Mykobakterielles Phagosom: das außer Kraft gesetzte<br />

Kompartiment Über 1,5 Millionen Menschen sterben<br />

jährlich an Tuberkulose (WHO, TB-Bericht von 2008).<br />

Dabei verlagern sich multi- und extrem arzneimittelresistente<br />

Bakterienstämme aus Osteuropa immer mehr in<br />

die westeuropäischen Länder (www.eurotb.org). Obwohl<br />

3,2 Milliarden Menschen mit dem Mycobacterium tuberculosis<br />

infi ziert sind, kann diese Krankheit nur bei 10%<br />

der Menschen ausbrechen. Bei den restlichen 90% kommt<br />

sie nicht zum Ausbruch, da angeborene und erworbene<br />

Immunreaktionsprozesse des Körpers da<strong>für</strong> sorgen, dass<br />

sich die Vermehrung der Bakterien in Grenzen hält (Korbel<br />

et al., 2008). Dies zeigt, dass das angeborene Immunsystem<br />

in den meisten Fällen in der Lage ist, die Infektion<br />

mit M. tuberculosis erfolgreich abzuwehren. Ziel unserer<br />

Forschung ist es, diejenigen Wirtsfaktoren zu ermitteln, die<br />

diesen Prozess unterstützen. Die genauen Vorgänge, die die<br />

anfängliche Keimtötungsreaktion steuern, sind noch nicht<br />

in vollem Umfang bekannt. Daher ist zu untersuchen, auf<br />

welche Weise Wirtszellen Mykobakterien eliminieren, um<br />

neue Therapien entwickeln zu können, mit denen dieser<br />

natürliche Prozess verstärkt werden kann.<br />

Um in eukaryotischen Zellen überleben zu können, hat das<br />

Mycobacterium tuberculosis im Verlaufe der Evolution ein<br />

ganzes Repertoire an Mechanismen zur Unterdrückung der<br />

Phagosomreifung entwickelt. Viele klinische Erscheinungen<br />

und Probleme, die während einer Tuberkulosebehandlung<br />

auftreten, sind eine direkte Folge der Besiedlung mit<br />

intrazellulären Bazillen (Russell, 2001). Der entscheidende<br />

Vorgang bei einer Infektion mit M. tuberculosis besteht<br />

darin, dass dieses Pathogen in den sich in den Wirtszellen<br />

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