Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FOKUS | Das Deutsche <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Infektionsforschung</strong> (DZIF) – Eine große Chance <strong>für</strong> das HZI – ein Interview<br />
Worin liegt der Vorteil eines so großen Verbundes wie des<br />
DZIF gegenüber den vielen Kooperationen, die wir ohnehin<br />
schon haben – national wie international?<br />
DH: Es ist ein anderer Ansatz. Wir werden in Zukunft nicht<br />
mehr so forschen und kooperieren, wie wir das bisher<br />
gemacht haben, sondern neue Wege einschlagen. Die starken<br />
Partnerinstitutionen können durch die Zusammenführung<br />
im DZIF gemeinsam auf einem ganz neuen Niveau Infrastrukturen<br />
und Expertisen nutzen, um konsequenter den<br />
Weg von den Ergebnissen der Grundlagenforschung bis hin<br />
zur klinischen Studie zu gehen. Das Ziel sind neue Therapeutika<br />
oder Präventivmaßnahmen wie neuartige Impfstoffe und<br />
Impfstrategien. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten und<br />
unsere jeweiligen Expertisen synergistisch so zur Verfügung<br />
stellen, dass die bestmöglichen Ergebnisse <strong>für</strong> öffentliche<br />
Gesundheit erzielt werden. Das eröffnet natürlich Möglichkeiten,<br />
die man vorher unter Umständen nicht gesehen hat.<br />
Was wird denn die Aufgabe, die besondere Rolle des HZI<br />
innerhalb des DZIF-Verbundes sein?<br />
DH: Aufgrund unserer besonderen Expertise ist die Wirkstoffforschung<br />
das zentrale Thema der HZI-Forscher im DZIF.<br />
Dabei spielen – neben den Aktivitäten auf dem HZI-Campus<br />
– das TWINCORE und das <strong>Helmholtz</strong>-Institut <strong>für</strong> Pharmazeutische<br />
Forschung Saarland (HIPS) eine wichtige Rolle.<br />
…sondern neue Wege einschlagen. Die starken Partnerinstitutionen<br />
können durch die Zusammenführung im DZIF<br />
gemeinsam auf einem ganz neuen Niveau Infrastrukturen<br />
und Expertisen nutzen, um konsequenter den Weg von den<br />
Ergebnissen der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen<br />
Studie zu gehen… Foto: HZI; Gramann<br />
13<br />
Gemeinsam erweitern wir ständig den Pool an Naturstoffen<br />
aus Myxobakterien, die sich als sehr potente Wirkstoffproduzenten<br />
erwiesen haben. Gegenwärtig haben 80 Prozent aller<br />
auf dem Markt befi ndlichen Antibiotika ihren Ursprung in<br />
Naturstoffen. Dies zeigt, dass man auf der Suche nach neuen<br />
Antiinfektiva auf den existierenden aber noch nicht hinreichend<br />
erschlossenen Naturstofffundus zurückgreifen sollte.<br />
Außerdem können neue, bislang unbekannte Verbindungen<br />
durch die gezielte genetische Modifi kation von Produzentenstämmen<br />
erzeugt oder bereits bekannte Verbindungen in<br />
größeren Mengen hergestellt werden. Die bestehende Naturstoffbank<br />
am HZI werden wir nun weiter ausbauen und einem<br />
großen Konsortium von Partnern <strong>für</strong> Forschungen an ganz<br />
unterschiedlichen Pathogenen zugänglich machen. Chemiker<br />
ermöglichen die Wandlung vom Screening-Hit zum Wirkstoffkandidaten,<br />
außerdem bedienen wir Themen wie Drug<br />
Delivery-Verfahren. Hier kommt unsere Pharmazie am HIPS<br />
ins Spiel. Ohne pharmazeutische Forschung gelangt man<br />
nicht zu Arzneimitteln, die man dann in klinischen Studien<br />
nutzen kann. Akademische Grundlagenforschung als Basis<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung neuer Medikamente: Damit haben wir<br />
innerhalb des DZIF ein zukunftsträchtiges Alleinstellungsmerkmal.<br />
Das war neben unserer Erfahrung in der Translationsforschung<br />
ein Hauptkriterium <strong>für</strong> unsere Förderung.<br />
Und organisatorisch? Sie erwähnten ja, dass die Geschäftsstelle<br />
nach Braunschweig kommen wird…<br />
DH: Der Bund kann institutionalisiertes Geld nicht direkt<br />
den Universitäten zukommen lassen, da die Universitäten<br />
Landesinstitutionen sind. Das heißt, der Bund braucht da<strong>für</strong><br />
eine Institution, die mehrheitlich eine Bundeseinrichtung<br />
ist, also ein <strong>Helmholtz</strong>-<strong>Zentrum</strong>. In allen Deutschen Zentren<br />
<strong>für</strong> Gesundheitsforschung gibt es ein <strong>Helmholtz</strong>-<strong>Zentrum</strong>,<br />
über das die Gelder in die jeweiligen Konsortien fl ießen.<br />
Wir sind damit praktisch Projektträger und übernehmen<br />
die Mittelweitergabe und das Controlling. Dieses Fördermittelmanagement<br />
muss daher auch zwangsläufi g am HZI<br />
angesiedelt sein. Die Geschäftsstelle des DZIF wird eng<br />
mit dem Fördermittelmanagement zusammenarbeiten, ein<br />
weiterer wichtiger Grund <strong>für</strong> ihre Ansiedlung hier am HZI.<br />
Die Geschäftsstelle selbst ist aber unabhängig vom HZI und<br />
unseren eigenen Projekten.<br />
Und von welchen Fördersummen sprechen wir?<br />
DH: In der Endausbaustufe ab 2015 sind <strong>für</strong> das gesamte<br />
DZIF fast 40 Millionen Euro pro Jahr geplant. Die Förderung<br />
beginnt in Ausbaustufen in diesem Herbst, und unser HZI-<br />
Anteil wird – im Endausbau – bei voraussichtlich mehreren<br />
Millionen Euro pro Jahr liegen.