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Ergebnisbericht 2010/11 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Entzündung und Immunität 97<br />

03.6 Infl ammation und Regeneration<br />

PROJEKTLEITER | Priv.-Doz. Dr. Gerhard Gross | Abteilung <strong>für</strong> Genregulation und Differenzierung | ggr@helmholtz-hzi.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Dr. Thomas Böldicke | Markus Heine | Sandra Laggies | Dr. Virginia Seiffart |<br />

Stefan Somplatzki | Lijing Sun | Dr. Herbert Weich | Dr. Manfred Wirth<br />

Die Infektion von Geweben, sowie Sepsis, Trauma und Schock<br />

induzieren teilweise schwere Entzündungen im Organismus.<br />

Solche akuten Entzündungen sollen eigentlich dazu führen,<br />

dass infektiöse Pathogene wie Bakterien oder Viren eliminiert<br />

werden, eine Geweberegeneration initiiert und der<br />

Organismus wieder zur normalen Funktion zurückführt wird.<br />

Häufi g gehen akute Entzündungen jedoch in eine chronische<br />

Form über – Zellen des Immunsystems zerstören das Gewebe<br />

am Ort der Entzündung dann so weit, dass es häufi g nicht<br />

mehr regenerierbar ist.<br />

Wir folgen der Hypothese, dass eine Inhibierung entzündlicher<br />

Signalkaskaden die Grundlage neuer antientzündlicher<br />

Strategien zur Therapie akuter und chronischer Entzündungen<br />

werden kann. Dazu untersuchen wir Caveolin-1<br />

als neues Zielprotein – <strong>für</strong> Entzündungen und Infektionen<br />

durch Infl uenzaviren. Caveolin-1 ist ein Membranprotein, das<br />

vor allem am Molekültransport und an zellulären Signaltransduktionsprozessen<br />

beteiligt ist. Es interagiert mit dem<br />

Matrixprotein M2 humaner Infl uenzaviren und beeinfl usst<br />

die Produktion der viralen Nachkommenschaft. Diese<br />

Caveolin-1/M2 Interaktion und ihre Signalwege werden nun<br />

auf ihr Potenzial als neues Target <strong>für</strong> die therapeutische<br />

Intervention hin untersucht.<br />

Als weitere neue antiinfl ammatorische Strategie stellen wir<br />

spezifi sche Intrabodies her, die entzündliche Rezeptoren wie<br />

Toll-like Receptor 2 oder 9 (TLR-2/TLR9) inhibieren können,<br />

indem sie diese im endoplasmatischen Retikulum inaktiv<br />

zurückhalten. Wir konnten zeigen, dass der anti-TLR2-In-<br />

In vitro Differenzierung endothelialer Vorläuferzellen (EPCs)<br />

aus der Mauslunge: Bipotenz zur Differenzierung in Blut- und<br />

Lymphendothelzellen. (Prox1, Lymphenendothelzellmarker<br />

(grün); CD31, Blut- und Lymphendothelzellmarker (rot)) Foto: HZI<br />

trabody septischen Schock in Mäusen inhibieren kann. Wir<br />

untersuchen nun anti-TLR2 sowie den neu hergestellten anti-<br />

TLR9 Intrabody in einem Mausmodell auf ihre Fähigkeit, mit<br />

einer schweren chronischen Entzündung wie rheumatoider<br />

Arthritis zu interferieren.<br />

Die rheumatoide Arthritis ist eine schwere chronische – sehr<br />

schmerzhafte – Autoimmunerkrankung, die langfristig<br />

häufi g die Gelenke zerstört. Die Krankheit betrifft 1% der<br />

Bevölkerung und ist durch Invalidität und erhöhte Mortalität<br />

gekennzeichnet. Aktuelle Therapien sind nur begrenzt wirksam,<br />

damit ist die Suche nach neuen Therapiestrategien ein<br />

wichtiges Ziel der Rheumaforschung. In unserem neuen Ansatz<br />

blockieren wir die Funktion eines zentralen infl ammatorischen<br />

Signalmoleküls (TGF-beta-aktivierte Kinase-1; TAK1)<br />

im Gesamtorganismus mithilfe von kleinen, inhibitorischen<br />

Molekülen, den sogenannten siRNAs. Im Mausmodell zeigte<br />

sich eine hervorragende therapeutische Wirkung dieser<br />

„anti-TAK1 Strategie“, die mit stark verminderten Gelenkdegenerationen<br />

und Entzündungsreaktionen einherging. Die<br />

Inhibierung von TAK1 hat zudem eine reduzierte Anzahl von<br />

infl ammatorischen T-Helferzellen (sog. Th1 und Th17 Zellen)<br />

zur Folge. TAK1 bietet demnach ein potenzielles neues Ziel<br />

in der Behandlung von rheumatoider Arthritis. Diese Ergebnisse<br />

sollen nun auf andere chronisch-infl ammatorische<br />

Prozesse übertragen werden.<br />

Blut- und Lymphgefäße sind wichtig <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung<br />

chronischer Entzündungen aber auch <strong>für</strong> das Abklingen<br />

von Entzündungen. Um deren Rolle sowie Interaktionen<br />

zwischen Lymphgefäßen und entzündeten Geweben zu<br />

untersuchen, haben wir neue Techniken entwickelt: Wir<br />

isolieren humane Lymphendothelzellen aus gesundem und<br />

erkranktem Gewebe junger Patienten mit einem Lymphangiom<br />

und charakterisieren das Genexpressionsmuster.<br />

Zusätzlich konnten <strong>für</strong> experimentelle Modelle und Studien<br />

endotheliale Vorläuferzellen aus der Mauslunge isoliert<br />

werden, die in vitro und in vivo zu Blut- und Lymphendothelzellen<br />

ausdifferenzieren können. Wir untersuchen gegenwärtig,<br />

welche Gene sich als mögliche Targets <strong>für</strong> therapeutische<br />

Entwicklungen anbieten.<br />

Becker, J., Pavlakovic, H., Ludewig, F., Wilting, F., Weich, H.A., Albuquerque, R., Ambati,<br />

J., & Wilting,J. (<strong>2010</strong>) Neuroblastoma progression correlates with downregulation of the<br />

lymphangiogenesis inhibitor sVEGFR-2. Clinical Cancer Research 16, 1431-1441.<br />

Charbord, P., Livne, E., Gross, G., Haupl, T., Neves, N. M., Marie, P., Bianco, P., & Jorgensen,<br />

C. (<strong>2010</strong>) Human bone marrow mesenchymal stem cells: A systematic reappraisal<br />

via the genostem experience. Stem Cell Review, in press<br />

Courties, G., Seiffart, V., Presumey, J., Escriou, V., Scherman, D., Zwerina, J., Riuz, G.,<br />

Zietara, N., Jablonska-Koch, J., Weiss, S., Hoffmann, A., Jorgensen, C., Apparailly, F., &<br />

Gross, G. (<strong>2010</strong>) In vivo RNAi-mediated silencing of TAK1 decreases infl ammatory Th1<br />

and Th17 cells through targeting of myeloid cells. Blood, in press.

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