Professionalisierungsbedarf in der Logistik spezieller Branchen ...

Professionalisierungsbedarf in der Logistik
8.4 Der Systemvorschlag im Kontext europäischer Fortbildungsansätze für
die Logistik
Eine europäisch geregelte Logistikfortbildung ist derzeit nicht in Sicht, obwohl das
Thema als solches – d.h. nicht von vornherein mit dem übergreifenden Regelungsansatz
- seit längerem und in unterschiedlichen Zusammenhängen diskutiert und auch
bearbeitet wird. Dabei sind zum einen die Aktivitäten der European Logistics Association
ELA zu nennen, die mit Hilfe ihrer nationalen Mitgliedsverbände eine Zertifizierung
von Logistikqualifikationen vorantreibt. Es werden drei Zertifizierungsgrade angeboten,
und zwar Junior Level, Senior Level und Excellence Level, die mit Curriculavorschlägen
hinterlegt sind. Die österreichische und die Schweizer Mitgliedsvereinigung der
ELA haben beispielsweise entsprechende Fortbildungsangebote aufgelegt und zertifizieren
die Teilnehmer entsprechend der genannten Levels. Die Ausgestaltung der
Fortbildung ist also Angelegenheit der nationalen Logistikverbände, die Zertifikate sollen
europaweit Bedeutung haben.
Soweit nach dem jetzigen Informationsstand zu übersehen, würde der hier vorgelegte
Systemvorschlag mit dem ELA-Ansatz nicht kollidieren, weil beispielsweise jemand,
der sich im geregelten deutschen nationalen Kontext zum Logistikfachwirt fortbilden
und entsprechend zertifizieren lässt, bei entsprechendem Interesse zusätzlich auch
ein oder mehrere ELA-Zertifikat erwerben könnte, ohne dass sich beide Zertifikatsaussagen
gegeneinander aufheben würden in ihrer Wirkung. Wie bereits weiter oben
erwähnt, sieht auch der ELA-Weg Fortbildungsmodule als Vorbereitung der Zertifizierung
an.
Als weitere markante Entwicklung ist der im Rahmen der EU erarbeitete Vorschlag für
eine Zertifizierung als ‚technicien logistique’ zu nennen. Unter französischer Federführung
wurde damit ein Fortbildungsniveau für die Logistik aufgelegt, das mit der
deutschen Fachwirtsebene vergleichbar ist. Die inhaltliche Ausgestaltung erscheint
allerdings mit dem von uns vorgelegten Systemvorschlag nicht ohne weiteres kompatibel.
Bei der Europäisierungs- bzw. Internationalisierungsfrage von Zertifikaten muss u.E.
auch in Betracht gezogen werden, dass die global tätigen Unternehmen – z.B. große
Logistikdienstleister oder Produktionsunternehmen, aber zunehmend auch Handelsunternehmen
– mit eigenen Fortbildungswegen und entsprechenden Zertifizierungen
die Fragen europäischer oder auch darüber hinausgehender Regelungen quasi überspringen.
Bei der weiteren Bearbeitung dieser Fragen erscheint es deshalb aus unserer
Sicht sinnvoll, sich – soweit zugänglich zu machen – auch der Erfahrungen dieser
Unternehmen zu bedienen, insbesondere was den Wirkungsgrad von solchen Zertifikaten
betrifft.
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