Falstaff Magazin Deutschland 04/2021
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Auch wenn es heute kaum mehr vorstellbar<br />
scheint: »Man musste nicht<br />
weit ins flache Wasser gehen, um<br />
Austern wie reife Früchte zu pflücken«,<br />
schreibt Mark Kurlansky in seinem<br />
Buch »The Big Oyster: History on the<br />
Half Shell«. Ellis Island (wo früher die<br />
Immigranten registriert worden sind) und<br />
Liberty Island (wo heute die Freiheitsstatue<br />
steht) hießen in Kolonialzeiten noch »kleine<br />
und große Austerninsel«.<br />
Das »Billion Oyster Project« ist seit dem Beginn<br />
eine reine Bürgerinitiative, auch wenn Stadt und<br />
Staat inzwischen finanzielle Schützenhilfe leisten.<br />
DAS NEW YORKER<br />
HAFENBECKEN<br />
WAR EINST EINES DER<br />
VIELFÄLTIGSTEN UND<br />
DYNAMISCHSTEN ÖKO-<br />
SYSTEME DER ERDE.<br />
GIGANTISCHE AUSTERNBÄNKE<br />
Im fruchtbaren Wasser-Mix aus Hudson<br />
River und Atlantik gab es immer schon gewaltige<br />
Austernbänke. Als Henry Hudson<br />
im Jahre 1609 hier ankam, navigierte er<br />
seinen Dreimaster durch 900 Quadratkilometer<br />
große Austernbänke – eine Fläche,<br />
mehr als doppelt so groß wie Wien. Der<br />
New Yorker Hafen war sehr lange Zeit eine<br />
der biologisch produktivsten, vielfältigsten<br />
und dynamischsten Unterwasserwelten an<br />
der Ostküste der USA. Es gab hier so viele<br />
Austern, dass man sogar eine Straße im Financial<br />
District an der Südspitze Manhattans<br />
danach benannte: die Pearl Street.<br />
<<br />
beim »Billion Oyster Project« freiwillig mit<br />
Hand anzulegen. Ein Projekt, bei dem hier<br />
bis zum Jahr 2035 eine Milliarde (= »One<br />
Billion«) Austern angesiedelt werden sollen.<br />
Hinter den historischen Offiziersgebäuden<br />
mit ihren alten Kanonen türmen sich<br />
Berge von Austernschalen. Diese stammen<br />
von den vielen Seafood-Restaurants in der<br />
City. Darin werden Austernlarven gezüchtet<br />
und anschließend im Hafenbecken ausgesetzt,<br />
um die Bestände aufzufrischen.<br />
»Wir wollen die ursprüngliche Landschaft,<br />
wie sie einst im Hafen von New York<br />
zu finden war, wiederherstellen und den<br />
Leuten Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
nahebringen«, erklärt Pete Malinowski, Direktor<br />
des »Billion Oyster Project«: »Denn<br />
riesige Austernriffe, die sich über Tausende<br />
von Jahren entwickelt haben, schützten einst<br />
die Küste von New York.«<br />
Lebendiger Umweltschutz:<br />
Schätzungen zufolge haben die<br />
Austern seit dem Beginn des<br />
Projekts im Jahr 2014 bereits<br />
über 3000 Tonnen Stickstoff aus<br />
dem Wasser gefiltert.<br />
jun <strong>2021</strong><br />
falstaff<br />
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