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Falstaff Magazin Deutschland 04/2021

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DELIKATESSE<br />

MIT ÖKO-BONUS<br />

Gerade in Europa darf der<br />

Verzehr von Austern eigentlich<br />

als gute Tat gelten<br />

In Säcken oder Käfigen wird<br />

die Austern-Saat – mit<br />

alten Muschelschalen<br />

als Basis – versenkt.<br />

Der ökologische<br />

Erfolg entlohnt die<br />

freiwilligen Helfer<br />

für die Mühen der<br />

Handarbeit.<br />

EXQUISIT UND NACHHALTIG<br />

Austern punkten nicht nur als Delikatesse,<br />

sondern auch als nachhaltige Proteinquelle<br />

mit Öko-Bonus – vor allem in Europa: Denn<br />

zum Unterschied von Nordamerika, wo noch<br />

immer etwa die Hälfte der Austern aus Wildfang<br />

stammt und Überfischung damit ein allgegenwärtiges<br />

Thema ist, stammen Austern<br />

in Europa fast ausschließlich aus Aquakulturen.<br />

Diese sind nicht nur umweltverträglich,<br />

sondern helfen sogar bei der Säuberung der<br />

sie umgebenden Gewässer. Die Austernzucht<br />

ist zudem, da sie fast ausschließlich<br />

in Handarbeit erledigt werden muss, auch<br />

nachhaltiger (und kostspieliger) als andere<br />

Formen von Sea-Farming. Nicht umsonst gibt<br />

es vom WWF punkto nachhaltigen Fisch- und<br />

Seafood-Kaufs nur drei vorbehaltlose Empfehlungen<br />

für Genuss mit gutem Gewissen:<br />

Karpfen, Wels – und eben Austern.<br />

brauchen nur eine passende Oberfläche,<br />

an der sie andocken können. Hauptsache,<br />

diese ist reich an Calciumcarbonat.<br />

Das 30-köpfige Team des »Billion Oyster<br />

Project« befruchtet im Labor zunächst<br />

Keimzellen in Wassertanks. Die dabei<br />

entstehenden Larven werden mit Algenkulturen<br />

versorgt und nach zwei bis drei<br />

Wochen in Tanks zu den Restaurant-Schalen<br />

gesetzt. Das »Andocken« gelingt in bis<br />

zu 40 Prozent der Fälle.<br />

Seit dem Start des Projekts 2014 konnten<br />

so schon 50 Millionen Austern in kleinen<br />

Säcken oder schwimmenden Metallkäfigen<br />

im Hafen von New York ausgesetzt werden.<br />

Und die Wasserqualität<br />

hat sich dadurch offenbar<br />

bereits weiter verbessert. Denn vor<br />

Kurzem wurden große Vorkommen wilder<br />

Austern an Brückenpfeilern gefunden. Malinowski:<br />

»Wir haben Tausende von Austern<br />

pro Quadratmeter gezählt – gewaltig!«<br />

NATÜRLICHE WELLENBRECHER<br />

Aber können Austernriffe, wie erhofft, die<br />

gut 800 Kilometer Küstenlinie von New<br />

York tatsächlich vor künftigen Stürmen<br />

und Hurrikans schützen? »Die Riffe<br />

können die Wellen brechen, bevor sie auf<br />

Land treffen und so Schäden mindern«,<br />

so Malinowski. Das funktioniert aber vor<br />

allem an flachen Küstenstrichen wie etwa<br />

Jamaica Bay in Brooklyn. »Im unteren Teil<br />

von Manhattan ist das Wasser nicht flach<br />

genug. Man würde ein riesiges Austernriff<br />

benötigen, zwölf Meter von Grund<br />

auf«, erklärt Malinowski. Aber bei einem<br />

weiteren Projektabschnitt, der den Stadtteil<br />

Staten Island schützen soll, würden die gezüchteten<br />

Riffe bereits eine Rolle spielen.<br />

Für Feinschmecker ist die Initiative jedenfalls<br />

eine Aufforderung, mehr Austern zu konsumieren<br />

– mit winzigen Abstrichen: »Wenn<br />

man in Austernfarmen gezüchtete Tiere verzehrt,<br />

belastet man damit nicht die Umwelt<br />

und tut seinem Körper Gutes«, erklärt Projektleiter<br />

Pete Malinowski. Die jungen, vor<br />

Manhattan neu gezüchteten Austern seien<br />

hingegen nicht essbar – das Wasser rund<br />

um die Millionenmetropole ist nach wie vor<br />

zu schmutzig, was die Austern ungenießbar<br />

mache. Es wird also noch einige Zeit dauern,<br />

bis wieder fliegende Austernhändler die New<br />

Yorker Straßen bevölkern.<br />

ANGELIKA AHRENS<br />

Die ehemalige ORF-Star-<br />

Moderatorin lebt seit<br />

vielen Jahren mit<br />

ihrem Ehemann,<br />

dem Küchenchef<br />

Kurt Gutenbrunner,<br />

in New York und<br />

arbeitet als freie<br />

Journalistin.<br />

<<br />

jun <strong>2021</strong><br />

falstaff<br />

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