Falstaff Magazin Deutschland 04/2021
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Weinbauleiter Till Neumeister<br />
von Schloss Wackerbarth bei<br />
der Traminerlese im<br />
Goldenen Wagen.<br />
Radebeuls Spitzenlage Goldener Wagen hat alles, was eine Legende benötigt: einmalige<br />
Naturgegebenheiten, Geschichte und Geschichten und Winzerpersönlichkeiten, die der<br />
Lage ihren Stempel aufdrücken, ohne dabei deren Charakter zu verfälschen.<br />
TEXT & NOTIZEN VON ULRICH SAUTTER<br />
Die Winzer Radebeuls ziehen an<br />
einem Strang, um ihrem Prestige-Weinberg<br />
jene Bedeutung<br />
und Aufmerksamkeit zu verschaffen,<br />
die er verdient. In<br />
einem sind sie allerdings nicht ganz einig:<br />
darin, ob die Vielfalt der Rebsorten im<br />
Goldenen Wagen – 37 Stück waren es einer<br />
Aufstellung von 2016 zufolge – Segen oder<br />
Fluch ist. Für beide Standpunkte lassen sich<br />
Pros und Contras finden. Denn einerseits<br />
besitzt der Weinberg auf seinen knapp<br />
27 Hektar wärmere und kühlere Flecken,<br />
manche Parzellen stehen offen im Wind,<br />
andere liegen in geschützten Mulden.<br />
Allein der Höhenunterschied von beinahe<br />
100 Metern zwischen dem Hangfuß und<br />
dem Bergkamm bedingt Unterschiede im<br />
Mikroklima. Dass sich an den diversen<br />
Standorten unterschiedliche Rebsorten<br />
wohlfühlen können, leuchtet unmittelbar ein.<br />
Andererseits ist es für die Profilierung<br />
eines Weinbergsnamens hilfreich, wenn er<br />
im Gedächtnis der Weinkennerin oder des<br />
Weinkenners mit einer einzelnen Rebsorte<br />
oder doch zumindest mit einer kleinen Zahl<br />
von Rebsorten verknüpft wird. Man darf<br />
gespannt sein, in welche Richtung das<br />
Pendel in den nächsten Jahren ausschwingt.<br />
Cabernet Franc passt offenbar ausgezeichnet<br />
– der Wein des Weinguts Drei Herren<br />
beweist es. Viognier, wie von Frédéric<br />
Fourré geplant, könnte ebenfalls eine Option<br />
sein, die Terroir-Ähnlichkeit zur Nordrhône<br />
ist überzeugend. Der König des Goldenen<br />
Wagens wird allerdings wohl immer der<br />
Traminer bleiben: Kaum woanders gerät er<br />
so subtil. Und auch für Riesling und<br />
Spätburgunder ist die Lage hochbegabt.<br />
jun <strong>2021</strong><br />
falstaff<br />
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