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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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auf dem Markt verhalten, sodass ein Wechsel der Theorie einen Wechsel in dem<br />

untersuchten okonomischen System mit sich bringen kann. Das ist eine Komplikation,<br />

die in der Physik nicht vorkommt. Im Lichte unserer <strong>Theorien</strong> iiber ihre Bewegungen<br />

andem Planeten diese nicht. Wohin auch immer solche Uberlegungen<br />

fiihren mogen, fest steht, dass Lakatos - ohne dies direkt anzusprechen - voraussetzt,<br />

dass sich jede wissenschaftliche Erkenntnis in der Physik der vergangenen<br />

dreihundert Jahre in einigen fundamentalen Aspekten ahnebi muss.<br />

Ein anderer bedeutender Aspekt ergibt sich, wenn wir die Implikationen einer<br />

posthum publizierten Studie von Lakatos (1982a) uber „Newtons Wirkung auf die<br />

Kriterien der Wissenschaftlichkeit" berticksichtigen. In dieser Studie zeigt<br />

Lakatos, dass Newton einen Wechsel der wissenschaftlichen Standards mit sich<br />

brachte - einen Wechsel, den Lakatos <strong>als</strong> progressiv erachtet. Die Tatsache, dass<br />

Lakatos dies anfiihrt, passt aber nur schlecht zu den Annahmen, die er wiederholt<br />

an anderen Stellen auBert, dass namlich eine Bewertung von Wissenschaft anhand<br />

einiger „universeller" Kriterien vorgenommen werden muss. Wenn Newton wissenschaftliche<br />

MaBstabe zum Besseren veranderte, kann man fragen: In Bezug auf<br />

welche Standards war dieser Wechsel progressiv? Wir sind so mit einem ahnlichen<br />

Problem konfi*ontiert, wie dies bei Kuhn der Fall gewesen ist. Es ist ein Problem,<br />

mit dem wir uns spater auseinandersetzen werden und das wir vielleicht<br />

sogar einer Losung naher bringen konnen.<br />

Weiterfiihrende Literatur<br />

Der zentrale Text zu Lakatos' Methodologie ist der 1974 erschienene Aufsatz<br />

„F<strong>als</strong>ifikation und die Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme"<br />

(engl. Orig. 1970). Die meisten anderen wichtigen Aufsatze von Lakatos wurden<br />

von Worrall und Currie (1982a und 1982b) in zwei Banden herausgegeben. Wichtig<br />

sind weiterhin Lakatos' Aufsatze „The Problem of Inductive Logic"(1968) und<br />

„Replies to Critics" (1971). Eine faszinierende Anwendung von Lakatos' Ideen<br />

auf die Mathematik ist sein Buch ,,Beweise und Widerlegungen: Die Logik mathematischer<br />

Entdeckungen" (1979, engl. Orig. 1976). In Howson (1976) fmden<br />

sich historische Fallstudien, die durchgeftihrt wurden, um Lakatos' Position zu<br />

untersttitzen. Eine weitere derartige Studie legten Lakatos und Zahar (1982) vor.<br />

Das Buch von Cohen, Feyerabend und Wartofsky (1976) enthalt eine Sammlung<br />

von Essays zur Erinnerung an Lakatos. Feyerabend (1976) bietet eine wichtige<br />

kritische Auseinandersetzung mit Lakatos' Methodologie. Der Begriff der ,neuartigen<br />

Vorhersagen' wird von Musgrave (1974b), Worrall (1985, 1989a) und Mayo<br />

(1996) diskutiert. Einen nutzlichen Uberblick uber Lakatos' Werk gibt Larvor mit<br />

seinem 1998 erschienenen Buch ..Lakatos: An Introduction".

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