8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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Induktion unter Bezugnahme auf Erfahrung zu rechtfertigen. Wie kann eine solche<br />
Rechtfertigung aussehen? Vermutlich in etwa folgendermaBen: Es kann festgestellt<br />
werden, dass Induktion in einer Vielzahl von Fallen fUnktioniert hat. Zum<br />
Beispiel wurden die Gesetze der Optik, gewonnen durch Induktion aus Ergebnissen<br />
von Laborexperimenten, oft eingesetzt, um optische Instrumente zu entwickeln,<br />
die zufriedenstellend arbeiteten. Ebenso werden die Gesetze der Planetenbewegungen,<br />
induktiv aus der Beobachtung der Positionen von Planeten geschlossen,<br />
erfolgreich eingesetzt, um Sonnenfmsternisse und Konjunktionen vorherzusagen.<br />
Die Liste konnte in groBem Umfang durch erfolgreiche Vorhersagen und<br />
Erklarungen erweitert werden, von denen wir annehmen, dass sie auf induktiv<br />
gewonnenen wissenschaftlichen Gesetzen und <strong>Theorien</strong> basieren. Daher, so wird<br />
argumentiert, rechtfertigt sich Induktion durch die Erfahrung.<br />
Dies kann nicht akzeptiert werden, was deutlich wird, wenn das Argument in<br />
folgender Weise schematisch dargestellt wird:<br />
Das Induktionsprinzip war erfolgreich bei der Gelegenheitxy.<br />
Das Induktionsprinzip war erfolgreich bei der Gelegenheit X2 etc.<br />
Das Induktionsprinzip ist immer erfolgreich.<br />
Hier wird eine allgemeine Aussage zur Gultigkeit des Induktionsprinzips aus einer<br />
Reihe von Einzelbeispielen seiner Anwendung geschlossen. Das Argument ist<br />
daher selbst induktiv. Konsequenterweise beinhaltet der Versuch, Induktion unter<br />
Bezugnahme auf die Erfahrung zu rechtfertigen, das, was man versucht zu beweisen.<br />
Diese Rechtfertigung der Induktion beinhaltet einen Rtickgriff auf die Induktion<br />
und ist daher vollig unbefriedigend.<br />
Ein Versuch, das Induktionsproblem zu vermeiden, besteht darin, die Forderung,<br />
dass wissenschaftliche Erkenntnis erwiesenerweise wahr sein muss, abzuschwachen<br />
und sich damit zu begniigen, dass gezeigt werden kann, dass wissenschaftliche<br />
Aussagen im Lichte von Beweisen wahrscheinlich wahr sind. So rechtfertigt<br />
die enorme Menge von Beobachtungen, die die Aussage stutzen, dass<br />
Materialien, die tiber eine hohere Dichte verftigen <strong>als</strong> Luft, zur Erde fallen, die<br />
Annahme, dass die Aussage wahrscheinlich wahr ist, obwohl es nicht moglich ist,<br />
die Wahrheit der Aussage zu beweisen. Entsprechend dieses Vorschlags kann das<br />
Induktionsprinzip folgendermaBen umformuliert werden:<br />
Wenn eine groBe Anzahl von A unter einer groBen Vielfalt von Bedingungen<br />
beobachtet wird, und wenn alle diese beobachteten A ohne<br />
Ausnahme die Eigenschaft B besitzen, dann besitzen wahrscheinlich<br />
alle A die Eigenschaft B.<br />
Diese Umformulierung umgeht allerdings auch nicht das Induktionsproblem. Das<br />
umformulierte Prinzip bleibt ein allgemeiner Satz. Es macht auf der Basis einer<br />
endlichen Zahl von Erfolgen die Aussage, dass alle Anwendungen dieses Prinzips<br />
zu allgemeinen Satzen ftihren, die wahrscheinlich wahr sind. In der Konsequenz<br />
beinhalten, wie bei der urspriinglichen Form des Prinzips, auch Versuche, die<br />
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