8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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alien Ebenen zu wahren Aussagen uber das, was in der Welt ist und wie es sich<br />
verhalt, zu kommen, nicht nur auf der Ebene der Beobachtung. Daruber hinaus<br />
wird behauptet, dass die Wissenschaft insofern Fortschritte bezuglich dieses Ziels<br />
gemacht hat, <strong>als</strong> sie zu <strong>Theorien</strong> gelangt ist, die zumindest annaherungsweise<br />
wahr sind und zumindest zu einigen Entdeckungen gefuhrt hat. So hat die<br />
Wissenschaft zum Beispiel die Existenz von Elektronen und schwarzen Lochem<br />
entdeckt, und obwohl friihere <strong>Theorien</strong> zu derartigen Untersuchungsgegenstanden<br />
verbessert wurden, waren diese zumindest annaherungsweise wahr, da man sie,<br />
wie gezeigt werden kann, <strong>als</strong> Approximationen aus gegenwartigen <strong>Theorien</strong> ableiten<br />
kann. Wir wissen nicht, ob unsere heutigen <strong>Theorien</strong> wahr sind, aber sie<br />
sind es mehr <strong>als</strong> friihere <strong>Theorien</strong> und behalten eine zumindest annaherungsweise<br />
Wahrheit, wenn sie in der Zukunft durch noch genauere <strong>Theorien</strong> ersetzt werden.<br />
Fiir wissenschaftliche Realisten kommen diese Aussagen wissenschaftlichen Aussagen<br />
selbst gleich. Es wird behauptet, dass der wissenschaftliche Realismus die<br />
beste Erklarung fur den Erfolg der Wissenschaft gibt und dass er genauso an der<br />
Geschichte der Wissenschaft bzw. der gegenwartigen Wissenschaft uberpruft werden<br />
kann, wie wissenschaftliche <strong>Theorien</strong> an der Realitat tiberpriift werden konnen.<br />
Die Behauptung von OberpruftDarkeit des Realismus an der Wissenschaftsgeschichte,<br />
rechtfertigte diese Art des Realismus „wissenschaftlich" zu nennen. Eine<br />
klare Darstellung des hier zusammengefassten wissenschaftlichen Realismus gibt<br />
Boyd (1984).<br />
Ein grundlegendes Problem dieser pointierten Version des Realismus entstammt<br />
der Wissenschaftsgeschichte sowie dem AusmaB, in dem die Geschichte<br />
zeigt, dass Wissenschaft fehlbar und revidierbar ist. Die Geschichte der Optik<br />
bietet das beste Beispiel. Die Optik hat in ihrem Fortschritt von der Korpuskulartheorie<br />
Newtons bis zu den modernen <strong>Theorien</strong> einen ftindamentalen Wandel<br />
durchgemacht. Nach Newton existierte Licht aus Strahlen materieller Korpuskeln.<br />
Fresnels Theorie, die Newtons ersetzte, fasste Licht <strong>als</strong> quer verlaufende Wellen<br />
in einem alles durchdringenden elastischen Ather auf. Maxwells elektromagnetische<br />
Theorie des Lichts reinterpretierte diese Wellen <strong>als</strong> solche, die fluktuierende<br />
elektrische und magnetische Felder enthalten, wobei die Idee des Athers beibehalten<br />
wurde. Im filihen 20. Jahrhundert wurde der Ather fallen gelassen, und es<br />
verblieben die Felder <strong>als</strong> eigenstandige Entitaten. Bald wurde es notwendig, den<br />
Wellencharakter des Lichts um den Aspekt der Partikel zu erganzen, indem das<br />
Photon eingefuhrt wurde. Es kann angenommen werden, dass Realisten wie Anti-<br />
Realisten diese Serie von <strong>Theorien</strong> von Anfang bis zum Ende <strong>als</strong> progressiv erachten.<br />
Aber wie lasst sich dieser Fortschritt mit der Sichtweise des wissenschaftlichen<br />
Realismus vereinbaren? Wie kann diese Abfolge von <strong>Theorien</strong> <strong>als</strong> eine<br />
Entwicklung zum Besseren und <strong>als</strong> bessere Annaherung an eine Charakterisierung<br />
der Realitat verstanden werden, wenn diese sich standig verandert. Zuerst wird<br />
Licht <strong>als</strong> Partikel charakterisiert, dann <strong>als</strong> Wellen in einem elastischen Medium,<br />
dann <strong>als</strong> fluktuierende Felder und schlieBlich <strong>als</strong> Photon.<br />
ZugegebenermaBen gibt es andere Beispiele, die dem Realismus eher entsprechen,<br />
so die Geschichte des Elektrons. Als es gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
in der Form von Kathodenstrahlen entdeckt wurde, ist es <strong>als</strong> winziges Partikel mit<br />
einer kleinen Masse und einer elektrischen Ladung aufgefasst worden. Bohr