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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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Der raffinierte F<strong>als</strong>ifikationismus,<br />

neuartige Vorhersagen und der<br />

Fortschritt der Wissenschaft<br />

6.1 Relativer und absoluter F<strong>als</strong>ifizierbarkeitsgrad<br />

In dem vorangegangenen Kapitel kamen bestimmte Bedingungen zur Sprache, die<br />

eine Hypothese erfullen muss, damit sie wert ist, von einem Wissenschaftler untersucht<br />

zu werden. Eine Hypothese sollte f<strong>als</strong>ifizierbar sein - je f<strong>als</strong>ifizierbarer,<br />

desto besser - und dennoch nicht bereits f<strong>als</strong>ifiziert worden sein. Raffinierte F<strong>als</strong>ifikationisten<br />

sind sich dariiber im Klaren, dass diese Bedingungen allein nicht<br />

ausreichend sind. Eine weitere Bedingung bezieht sich auf den Anspruch, dass<br />

sich die Wissenschaft weiterentwickeln sollte. Eine Hypothese, die vorgesehen ist,<br />

eine andere zu ersetzen, sollte daher f<strong>als</strong>ifizierbarer sein <strong>als</strong> jene, die sie ersetzen<br />

soil.<br />

Der raffinierte F<strong>als</strong>ifikationismus^, der auf den Fortschritt der Wissenschaft<br />

abhebt, betont weit mehr die relativen Verdienste konkurrierender <strong>Theorien</strong> <strong>als</strong> die<br />

Verdienste einzelner <strong>Theorien</strong>. Diese Sichtweise vermittelt im Gegensatz zu der<br />

eher statischen Darstellung der meisten naiven F<strong>als</strong>ifikationisten ein eher dynamisches<br />

Bild der Wissenschaft. Statt zu firagen „Ist diese Theorie f<strong>als</strong>ifizierbar?",<br />

„Wie f<strong>als</strong>ifizierbar ist diese Theorie?" und „Ist diese Theorie f<strong>als</strong>ifiziert worden?",<br />

wird nunmehr die Frage gestellt „Ist diese neu vorgeschlagene Theorie ein tragfahiger<br />

Ersatz flir die Theorie, mit der sie konkurriert?". Im Allgemeinen wird<br />

man darin Ubereinstimmen, dass auf den Vorschlag einer neuen Theorie erst dann<br />

eingegangen werden sollte, wenn sie f<strong>als</strong>ifizierbarer <strong>als</strong> ihre rivalisierende Theorie<br />

ist, und insbesondere, wenn sie ein neues Phanomen vorhersagt, das von der<br />

konkurrierenden Theorie nicht beriihrt wurde.<br />

Der Akzent, der auf den Vergleich des F<strong>als</strong>ifizierbarkeitsgrades von aufeinander<br />

folgenden <strong>Theorien</strong> gelegt wird und der sich aus der Betonung von Wissenschaft<br />

<strong>als</strong> einer Menge standig wachsender Erkenntnis ergibt, ermoglicht es, ein<br />

formales Problem zu vermeiden. Denn es ist tatsachlich sehr schwierig, genaue<br />

Angaben dariiber zu machen, wie f<strong>als</strong>ifizierbar nun gerade eine bestimmte Theorie<br />

ist. Ein absolutes F<strong>als</strong>ifizierbarkeitsmaB lasst sich nicht defmieren, einfach deswe-<br />

engl. „sophisticated f<strong>als</strong>ificationism" (Anm. d. Hrsg.)

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