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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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halten. GesetzmaBiges Verhalten wird durch effiziente Verursachung hervorgemfen.<br />

Damit muss nicht, wie von Boyle, Gott zur Erklamng herangezogen werden.<br />

Die Mehrzahl der Philosophen scheint eine Ontologie, die Dispositionen oder<br />

Potenziale mit einbezieht, nur widerwillig zu akzeptieren. Ich verstehe ihren<br />

Widerwillen nicht. Die Griinde sind vielleicht zum Teil historischer Natur. Der<br />

Potenzialbegriff ist durch die mystische und unklare Art, in der er in der magischen<br />

Tradition der Renaissance verwandt wurde, in Misskredit geraten, und den<br />

Aristotelikern wurde ein etwas sorgloser Umgang mit dem Begriff vorgeworfen.<br />

Boyles Zurtickweisung von aktiven Eigenschaften im Rahmen seiner „mechanischen<br />

Philosophic" kann <strong>als</strong> Reaktion, vielleicht auch <strong>als</strong> tJberreaktion, auf die<br />

Auswuchse dieser Tradition oder auch <strong>als</strong> theologisch bedingt verstanden werden.<br />

Dennoch muss nichts Mysterioses oder epistemologisch Suspektes in der Bezugnahme<br />

auf Potenziale, Tendenzen usw. liegen. Aussagen dazu konnen genauso<br />

Gegenstand stringenter empirischer tiberprufiing sein wie jede andere Aussage.<br />

Wie wenig Philosophen auch immer geneigt sein mogen, Dispositionen anzunehmen,<br />

Wissenschaftler beziehen sich dennoch systematisch auf sie, und ihre Arbeit<br />

ware ohne sie undenkbar. Zu Boyle sei an dieser Stelle angemerkt, dass er im<br />

Gegensatz zu seiner mechanistischen Philosophic im Rahmen seiner experimentellen<br />

Arbeiten groBztigig auf Dispositionen wie Saurehaltigkeit und Elastizitat<br />

von Luft zurtickgreift. Die verschiedenen Formen der Elastizitat stellten fur die<br />

mechanistischen Philosophen des 17. Jahrhunderts eine Herausforderung dar.<br />

Hobbes beklagte, dass Boyles Annahme der Elastizitat von Luft gleichbedeutend<br />

sei mit dem Eingestandnis, dass sich Luft aus sich selbst heraus bewegen konne.<br />

Boyle und andere Wissenschaftler des 17. Jahrhunderts verwendeten das Konzept<br />

der Elastizitat weiter, und es gelang ihnen nicht, es ohne Bezugnahme auf Dispositionen<br />

zu erklaren. Dies ist bis heute niemandem gelungen. Mir ist unverstandlich,<br />

aus welchen Grunden Philosophen das Bediirfnis versptiren, die allgemein<br />

ubliche, ubiquitare Nutzung von Dispositionen durch Wissenschaftler infrage zu<br />

stellen oder wegerklaren zu wollen.<br />

Die Sichtweise, dass Gesetze Dispositionen, Potenziale, Kapazitaten oder<br />

Tendenzen von Materiellem charakterisieren, hat den Vorteil, dass von Anfang an<br />

anerkannt wird, was impliziter Bestandteil jeder wissenschaftlichen Praxis ist,<br />

namlich, dass die materielle Welt aktiv ist. Sie macht deutlich, was dazu flihrt,<br />

dass sich Systeme Gesetzen entsprechend verhalten und stellt eine Verbindung<br />

zwischen Kausalitat und Gesetzen her. Sie bietet auch eine Losung der un vorausgegangenen<br />

Kapitel behandelten Probleme der Ubertragbarkeit von Wissen, das in<br />

experimentellen Situationen gewonnen wurde, auf andere Situationen. Wird angenommen,<br />

dass die Entitaten dieser Welt das sind, was sie sind, weil sie das Potential<br />

bzw. die Disposition dazu haben - und ich behaupte, dass dies impliziter<br />

Bestandteil der Wissenschaft <strong>als</strong> auch des taglichen Lebens ist - kann von den<br />

Gesetzen, welche die in experimentellen Situationen identifizierten Potentiale und<br />

Kapazitaten beschreiben, angenommen werden, dass sie auch auBerhalb dieser<br />

Situationen angewendet werden konnen. Dennoch kann ich es nicht guten Gewissens<br />

bei dieser Aussage belassen, da es wichtige wissenschaftliche Gesetze gibt,<br />

die nicht in dieses Schema passen.

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