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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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Vorstellung einer freien Gesellschaft wird der Wissenschaft kein Vorrang vor<br />

anderen Formen der Erkenntnis oder Traditionen eingeraumt. Ein miindiger Btirger<br />

in einer freien Gesellschaft ist, jemand, der gelernt hat, sich eine Meinung zu<br />

bilden, und sich dann fur das entschieden hat, was er flir sich flir das Beste halt<br />

Um sich auf diese Entscheidung vorzubereiten, wird er die wesentlichen Ideologien<br />

<strong>als</strong> historische Erscheinungen studieren, auch die Wissenschaft, und nicht <strong>als</strong><br />

die einzige vemunftige Methode zur Behandlung eines Problems. Er studiert sie<br />

zusammen mit anderen Marchen wie etwa den Mythen der ,primitiven' Gesellschaften,<br />

um die flir eine freie Erkenntnis notwendigen Kenntnisse zu erlangen".<br />

(Feyerabend, 1983, S. 396). In Feyerabends idealer Gesellschaft ist der Staat<br />

zwischen Ideologien selbst ideologisch neutral und gewahrleistet, dass Individuen<br />

die Freiheit erhalten bleibt und niemandem eine Ideologic gegen seinen Willen<br />

aufgezwungen wird.<br />

Die Quintessenz der Argumentation Feyerabends gegen die Methoden und<br />

seines Eintretens flir einen gewissen Umfang an Freiheit des Individuums, ist<br />

seine „Anarchistische Theorie des Wissens" (1983, S. 369, Hervorhebungen i.<br />

Orig.):<br />

Keine der Methoden, die Camap, Hempel, Nagel, Popper oder<br />

selbst Lakatos heranziehen mochten, um wissenschaftliche Veranderungen<br />

rational zu machen, lasst sich anwenden, und die einzige<br />

Methode, die ubrigbleibt, die Widerlegung, wird stark geschwacht.<br />

Es bleiben asthetische Urteile, Geschmacksurteile, metaphysische<br />

Vorurteile, religiose Bedtirfriisse, kurz, es bleiben unsere subjektiven<br />

Wiinsche: die ft)rtgeschrittensten und allgemeinsten Bereiche<br />

der Wissenschaft geben dem einzelnen eine Freiheit zuruck, die er<br />

in ihren einfacheren Teilen zu verlieren schien.<br />

Damit gibt es keine wissenschaftliche Methode mehr. Wissenschaftler fr)lgen ihren<br />

subjektiven Bedlirfiiissen. Anything goes.<br />

10.4 Kritik an Feyerabends Individualismus<br />

Eine Kritik an Feyerabends Verstandnis von der Freiheit des Menschen ist ein<br />

guter Einstieg zu einer Wiirdigung seiner Kritik an den Methoden. Ein zentrales<br />

Problem mit Feyerabends Begriff von Freiheit entspringt seinem AusmaB an Negativitat.<br />

Freiheit wird verstanden <strong>als</strong> Freiheit von Einschrankungen. Individuen<br />

sollen frei von Einschrankungen sein, um ihren subjektiven Bedlirfiiissen zu ft)lgen<br />

und zu machen, was sie wollen. Das berticksichtigt nicht die positive Seite<br />

dieses Aspekts, den Umfang, in dem Individuen Zugang zu den Mitteln haben, mit<br />

denen sie ihre Wiinsche erfullen konnen. Zum Beispiel kann und wird die Redefreiheit<br />

haufig im Zusammenhang mit der Freiheit von Beschrankungen, wie<br />

staatlicher Unterdrtickung, Gesetzen gegen Verleumdung usw., diskutiert. So<br />

konnte Studierenden, die eine Veranstaltung durch AuBerungen storen, die <strong>als</strong><br />

faschistisch interpretiert werden konnen, vorgeworfen werden, die Redefreiheit<br />

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