8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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Mit diesen elementaren Beobachtungen wurde nur die Oberflache dessen bertihrt,<br />
was Psychologen zu den Verhaltensweisen aussagen, die von Individuen im<br />
Verlauf des Prozesses der Wahmehmung an den Tag gelegt werden. Noch wichtiger<br />
ist es, diesen Punkt auf die Rolle der Beobachtung im Rahmen von Wissenschaft<br />
zu beziehen. Ein Beispiel, das dies gut illustriert, stammt aus den Anfangen<br />
des Einsatzes von Mikroskopen. Zumindest am Anfang bestand zwischen Forschern,<br />
wie zum Beispiel Robert Hooke oder Henry Powers, die Mikroskope einsetzten,<br />
um kleine Fliegen oder Ameisen zu beobachten, haufig Uneinigkeit tiber<br />
die beobachtbaren Tatsachen. Hooke flihrte einige dieser Uneinigkeiten auf unterschiedliche<br />
Beleuchtung zuruck. Er wies darauf hin, dass das Auge einer Fliege<br />
unter der einen Bedingung wie ein Gitter erscheint, das voller Locher ist (die mit<br />
der Bedingung Ubereinstimmte, die Powers zu eben dieser Aussage veranlasste),<br />
wahrend es unter anderen Lichtverhaltnissen mit Kegeln oder Pyramiden bedeckt<br />
erscheint. Im Weiteren entwickelte Hooke einige praktische Interventionen, um<br />
dieses Problem zu losen. Er bemiihte sich darum, irrefuhrende Informationen, die<br />
auf Blendung und komplizierte Reflexionen zuriickzufiihren waren, dadurch zu<br />
eliminieren, dass er die Proben einheitlich beleuchtete. Dazu arbeitete er mit Kerzenlicht,<br />
das durch eine Salzlosung diffus gemacht wurde. Ebenso beleuchtete er<br />
seine Proben aus unterschiedlichen Richtungen, um festzustellen, welche Merkmale<br />
unter verschiedenen Bedingungen invariant blieben. Um sie bewegungslos<br />
zu halten und sie nicht zu verletzen, bedurften einige der Insekten einer Betaubung<br />
durch Brandy.<br />
Hookes Buch Micrographia (1665) enthalt eine Vielzahl von Beschreibungen<br />
und Zeichnungen, die aus seinen Versuchen und Beobachtungen resultieren. Diese<br />
sind offentlich und nicht privat. Sie konnen gepruft, kritisiert und durch andere<br />
erweitert werden. Wenn das Auge einer Fliege bei einer bestimmten Beleuchtung<br />
voller Locher erscheint, kann dies nicht durch die individuelle Wahmehmung<br />
allein belegt werden. Hooke zeigte, was getan werden kann, um die Authentizitat<br />
solcher Erscheinungen zu tiberprlifen, und die Strategien, die er empfiehlt, konnen<br />
von jedem, der dies tun mochte und iiber die entsprechenden Moglichkeiten verfiigt,<br />
nachvollzogen werden. Die so gewonnenen Tatsachen tiber die Struktur des<br />
Auges einer Fliege resultieren aus einem Prozess, der beides ist, aktiv und offentlich.<br />
Die Moglichkeit, aktives Eingreifen heranzuziehen, um die Angemessenheit<br />
von Aussagen, die <strong>als</strong> beobachtbare Tatsachen angesehen werden, zu uberpriifen,<br />
hat zur Folge, dass die subjektiven Aspekte von Wahrnehmung kein unlosbares<br />
Problem flir die Wissenschaft darstellen mtissen. Im vorangegangenen Kapitel<br />
wurde die Art und Weise diskutiert, in der Wahrnehmungen desselben Szenarios<br />
sich je nach Hintergrund, Kultur und Erwartung von Beobachtem unterscheiden.<br />
Problemen, die auf diese Tatsache zuriickgefuhrt werden konnen, kann durch<br />
geeignetes aktives Eingreifen begegnet werden. Es ist nicht neu, dass die Wahrnehmungsaussagen<br />
von Individuen aus einer Reihe von Griinden nicht zuverlassig<br />
sein konnen. Die spezifische Herausforderung in der Wissenschaft ist es, beobachtbare<br />
Situationen so zu arrangieren, dass solche Unzuverlassigkeiten minimiert,<br />
wenn nicht sogar eliminiert wird. Ein oder zwei Beispiele sollen dies illustrieren.