25.02.2013 Aufrufe

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

192<br />

senschaftlich zu beschreiben. Die wissenschaftlichen Realisten behaupten, dass<br />

ihre Position an der Wissenschaftsgeschichte uberpruft werden kann und den<br />

Erfolg der Wissenschaft erklart. Der „mutmaBende" Realist halt das fiir zu ambitioniert.<br />

Bevor eine wissenschaftliche Theorie <strong>als</strong> Erklarung einer Vielzahl von<br />

Phanomenen akzeptiert werden kann, wird verniinftigerweise gefordert, dass es<br />

fur die Theorie eine Evidenz unabhangig von den zu erklarenden Phanomenen<br />

geben muss. Wie Worrall (1989b, S. 102) deutlich gemacht hat, wird der wissenschaftliche<br />

Realismus dieser Forderung gerecht, da auBer Frage steht, dass es<br />

Evidenz unabhangig von der Wissenschaftsgeschichte gibt, die den wissenschaftlichen<br />

Realismus erklaren kann. Der generelle Punkt ist, dass es schwer zu erkennen<br />

ist, wie der wissenschaftliche Realismus durch die historischen Gegebenheiten<br />

bestatigt werden kann, wenn man die stringenten Forderungen bezuglich dessen,<br />

was in der Wissenschaft selbst <strong>als</strong> signifikante Bestatigung gelten kann, emst<br />

nimmt. Der Realismus der Vermutungen wird dagegen von seinen Vertretem eher<br />

<strong>als</strong> philosophische, denn <strong>als</strong> wissenschaftliche Position gesehen, die im Rahmen<br />

der philosophischen Probleme verteidigt werden soil, die sie losen kann.<br />

Ein Hauptproblem des Realismus der Vermutungen ist die Schwache seiner<br />

Aussagen. Er behauptet weder, dass man von den momentan aktuellen <strong>Theorien</strong><br />

weiB, dass sie wahr oder annahemd wahr sind, noch behauptet er, dass die Wissenschaft<br />

schltissig einige der Dinge, die in der Welt existieren, entdeckt hatte. Er<br />

behauptet lediglich, dass die Wissenschaft anstrebt, dies zu erreichen und dass es<br />

Wege gibt, es zu erkennen, wenn die Wissenschaft dieses Ziel nicht erreicht. Der<br />

„mutmaBende" Realist muss eingestehen, dass es selbst dann, wenn man wahre<br />

<strong>Theorien</strong> und Charakterisierungen dessen, was ist, in der Wissenschaft erreicht<br />

hatte, keinen Weg gebe, dies zu erkennen. Es kann in diesem Zusammenhang<br />

gefi*agt werden, wo der Unterschied zwischen dieser Sichtweise und der anspruchsvollster<br />

Anti-Realisten liegt, wenn die gegenwartige oder die Wissenschaft<br />

der Vergangenheit verstanden und gewurdigt werden soil.<br />

15.6 Idealisierung<br />

Ein Standardeinwand gegen den Realismus, den zum Beispiel Duhem (1978)<br />

anftihrt, ist, dass <strong>Theorien</strong> nicht <strong>als</strong> wortliche Beschreibungen der Realitat verstanden<br />

werden konnen, weil theoretische Beschreibungen eben im Gegensatz zur<br />

Welt idealisiert sind. Wir erinnem uns alle daran, dass die Wissenschaft, die wir in<br />

der Schule gelemt haben, Dinge umfasste wie reibungsfi'eie Ebenen, Massepunkte<br />

sowie nicht dehnbare Schntxre, und wir wissen alle, dass es keinen Gegenstand auf<br />

dieser Welt gibt, der diesen Beschreibungen entspricht. Auch sollte es nicht so<br />

aufgefasst werden, dass dies Vereinfachungen sind, die nur in Einftihrungstexten<br />

herangezogen werden, und dass kompliziertere Beschreibungen, die den tatsachlichen<br />

Zustand beschreiben, spater in der ft)rtgeschritteneren Wissenschaft eingefiihrt<br />

wtirden. Indem sie zum Beispiel die Planeten <strong>als</strong> Massepunkte oder <strong>als</strong> homogene<br />

kugelft)rmige Korper und Ahnliches behandelt, nimmt die newtonsche<br />

Mechanik in der Astronomic zwangslaufig Annaherungen vor. Wenn die Quantenmechanik<br />

eingesetzt wird, um Eigenschaften des Wasserstoffatoms, wie zum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!