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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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Galilei brachte an einem Teleskop eine Skala, deren Flache sich senkrecht<br />

zur Teleskopachse befand, so an, dass sie am Teleskop entlang auf- und abgeschoben<br />

werden konnte. Wenn man mit einem Auge durch das Teleskop sah,<br />

konnte man mit dem anderen Auge die Skala sehen, was durch eine kleine Lampe,<br />

die sie erhellte, erleichtert wurde. Wenn nun das Teleskop auf den Jupiter gerichtet<br />

war, wurde die Skala so lange am Teleskop entlang geschoben, bis das durch<br />

das Teleskop mit einem Auge betrachtete Bild vom Jupiter zwischen den zentralen<br />

Markierungen der Skala lag, die mit dem anderen Auge betrachtet wurde. Hatte<br />

man dies erreicht, konnte man die Positionen der durch das Teleskop betrachteten<br />

Satelliten auf der Skala ablesen. Der abgelesene Abstand der Satelliten vom Jupiter<br />

betrug ein Vielfaches seines Durchmessers. Der Durchmesser des Jupiters war<br />

eine zweckmaBige Einheit, denn <strong>als</strong> MaBstab berucksichtigte er automatisch die<br />

Tatsache, dass sein augenscheinlicher Durchmesser, wie man ihn von der Erde aus<br />

sah, sich in dem MaBe anderte, wie der Planet sich der Erde naherte und von ihr<br />

entfemte.<br />

Mit dem oben beschriebenen Verfahren war Galilei in der Lage, taglich Protokoll<br />

uber die vier „Stemchen", die den Jupiter begleiteten, zu fiihren. Er konnte<br />

nachweisen, dass die Daten im Einklang mit der Annahme standen, dass es sich<br />

bei den Stemchen tatsachlich um Satelliten handelte, die in konstanten Zeitraumen<br />

den Jupiter umkreisten. Die Annahme wurde nicht nur durch quantitative Messungen<br />

bestatigt, sondem auch durch qualitativ verbesserte Beobachtungen, die zeigten,<br />

dass die Satelliten von Zeit zu Zeit aus dem Blickfeld verschwanden, wenn sie<br />

sich gerade vor oder hinter dem Mutterplaneten befanden oder sich in seinen<br />

Schatten hineinbewegten.<br />

Galilei hatte gute Argumente fur die Richtigkeit seiner Beobachtungen der<br />

Jupitermonde, obwohl sie dem bloBen Auge nicht zuganglich waren. Er entkraftete<br />

die Unterstellung, dass sie lediglich eine vom Teleskop produzierte Tauschung<br />

seien, indem er darauf hinwies, dass auf der Grundlage dieser Annahme<br />

nicht erklart werden kann, warum die Satelliten immer nur in der Nahe des Jupiters<br />

zu sehen seien. Galilei konnte ebenfalls auf die Bestandigkeit und Wiederholbarkeit<br />

seiner Messungen sowie auf ihre Kompatibilitat mit der Annahme, dass die<br />

Satelliten Jupiter in einem konstanten Zeitraum umkreisen, verweisen. Galileis<br />

quantitative Daten wurden von unabhangigen Beobachtem des Collegio Romano<br />

und des Papstlichen Gerichtshofes in Rom verifiziert, die Gegner der kopernikanischen<br />

Theorie waren. Dariiber hinaus war es Galilei moglich, weitere Positionen<br />

der Satelliten und das Auftreten von Wandlungen und Eklipsen vorherzusagen, die<br />

von ihm selbst und auch von unabhangigen Beobachtern bestatigt wurden (Drake,<br />

1978, S. 175ff,236ff.).<br />

Die Richtigkeit der mit dem Teleskop ermoglichten Entdeckungen wurde<br />

bald von kompetenten Beobachtem unter Galileis Zeitgenossen, sogar von seinen<br />

ursprtinglichen Gegnern, akzeptiert. Zwar gelang es nicht alien Beobachtern, die<br />

Satelliten zu erkennen, doch dieser Tatsache kommt m. E. ebenso wenig Bedeutung<br />

zu, wie dem sicherlich nicht ungewohnlichen Unvermogen Thurbers (1933,<br />

S. 10Iff), die <strong>Strukturen</strong> einer Pflanzenzelle durch ein Mikroskop zu erkennen.<br />

Die Uberzeugungskraft von Galileis Argumenten fur die Richtigkeit seiner teleskopischen<br />

Beobachtungen der Jupitermonde liegt in einer Reihe praktischer und

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