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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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ten Fallen ist es unschwer zu erkennen, dass sich die angefuhrten Argumente auch<br />

auf die Wahmehmung durch andere Sinnesorgane tibertragen lassen. Eine einfache<br />

und allgemeinverstandliche Beschreibung konnte folgendermaBen aussehen:<br />

Fur das Sehen sind die wichtigsten Telle des menschlichen Auges Linse und<br />

Retina, wobei Letztere eine Art Leinwand darstellt, auf die Bilder von Gegenstanden<br />

projiziert werden, die sich auBerhalb des Auges befmden. Lichtstrahlen, die<br />

von einem betrachteten Gegenstand reflektiert werden, gehen von dem Gegenstand<br />

iiber das dazwischen liegende Medium zur Linse. Diese Strahlen werden<br />

durch die Linse derart gebrochen, dass sie in einem Brennpunkt auf der Retina<br />

gebundelt werden und so ein Bild des betrachteten Gegenstandes entsteht. Soweit<br />

ahnelt die Funktionsweise des Auges weitgehend der eines Photoapparates. Ein<br />

groBer Unterschied liegt jedoch in der Art und Weise, wie das endgultige Bild<br />

tatsachlich entsteht. Es laufen Augennerven von der Retina zur Gehimrinde. Sie<br />

leiten die Informationen liber den Lichteinfall auf unterschiedlichen Bereichen der<br />

Retina weiter. Die Aufzeichnung dieser Informationen durch das menschliche<br />

Gehim ist im Grunde das, was wir unter „Sehen" verstehen. Man konnte dieser<br />

einfachen Darstellung nattirlich noch viele Details hinzufugen, aber die hier gegebene<br />

Darstellung fasst den allgemeinen Grundgedanken hinreichend zusammen.<br />

Die vorangegangene kurze Darstellung der optischen Wahmehmung weist<br />

nachdriicklich auf zwei Punkte hin, die flir den Empiristen von besonderer Bedeutung<br />

sind. Erstens, dass fiir einen menschlichen Beobachter einige Eigenschaften<br />

der AuBenwelt mehr oder minder direkt zuganglich sind, insofern diese Eigenschaften<br />

beim Sehen durch das Gehirn aufgezeichnet werden. Zweitens, dass zwei<br />

normale Beobachter, die denselben Gegenstand oder denselben Vorgang von derselben<br />

Stelle aus betrachten, dasselbe „sehen". Das Auge eines jeden Beobachters<br />

wird durch eine identische Kombination von Lichtstrahlen getroffen, durch ihre<br />

Augenlinsen gebundelt und auf die Retina projiziert, wobei die gleichen Bilder<br />

entstehen. Die gleichen Informationen werden dann liber die Augennerven zu dem<br />

Gehim eines jeden Beobachters weitergeleitet, mit dem Ergebnis, dass zwei Beobachter<br />

dasselbe sehen. In den folgenden Abschnitten werden wu* sehen, warum<br />

diese Art der Darstellung irreflihrend ist.<br />

1.3 Visuelle Erfahrungen werden nicht durch das Bild auf der Retina<br />

bestimmt<br />

Etwas verklirzt wird angenommen, dass sich uns die auBere Welt direkt liber die<br />

Sinnesorgane erschlieBt. Alles was wir tun mlissen, ist, der vor uns liegenden Welt<br />

gegenliberzutreten und „aufzuzeichnen", was es dort zu sehen gibt. Ich kann feststellen,<br />

dass auf meinem Schreibtisch eine Lampe steht oder dass mein Stifl gelb<br />

ist, indem ich registriere, was vor meinen Augen liegt. Wie wir sehen, kann eine<br />

solche Sichtweise durch das Wissen uber die Funktionsweise des Auges gestutzt<br />

werden. Wenn das alles ware, ware das Gesehene allein determiniert durch die<br />

Natur dessen, worauf wir blicken, und Beobachter wlirden alle die gleiche visuelle<br />

Erfahmng machen, wenn sie dasselbe beobachten. Allerdings gibt es eine Reihe<br />

von Belegen, dass dem nicht so ist.

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