8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Zuverlassigkeit der Wissenschaft folgt aus den induktivistischen Ansprtichen<br />
an die Beobachtung, die Induktion und die Deduktion. Entsprechend dem<br />
„naiven" Induktivisten ergeben sich auf Tatsachen bemhende Beobachtungsaussagen,<br />
welche die Basis der Wissenschaft bilden, direkt und verlasslich durch den<br />
sorgfaltigen Gebrauch der Sinne. Im weiteren Verlauf wird diese Verlasslichkeit<br />
auf die Gesetze und <strong>Theorien</strong> ubertragen, die auf induktivem Weg aus diesen<br />
Tatsachen abgeleitet wurden. Voraussetzung ist, dass die Bedingungen adaquater<br />
induktiver Generalisierung erfiillt sind. Eine Garantie daftir bietet das Induktionsprinzip,<br />
von dem angenommen wird, dass es die Basis der Wissenschaft bildet.<br />
So attraktiv sie auch erscheinen mag, wir haben gesehen, dass die induktivistische<br />
Position im besten aller Falle einiger emstzunehmender Einschrankungen bedarf<br />
Im schlechtesten aller Falle ist sie vollig inadaquat. Wir haben gesehen, dass wissenschaftliche<br />
Tatsachen in keinster Weise einfach gegeben sind, sondem konstruiert<br />
werden mussen, dass sie in nicht vernachlassigbarer Weise von dem Wissen<br />
abhangen, das sie voraussetzen (eine Komplikation, die das Schema in Abbildung<br />
2 tibergeht), und dass sie verbessert und ersetzt werden konnen. Schwerer<br />
wiegt, dass wir nicht in der Lage waren, eine so prazise Spezifikation dessen vorzunehmen,<br />
was Induktion ist, dass wir in der Lage sind, eine gerechtfertigte Generalisierung<br />
von Tatsachen von einer unuberlegten oder iibereilten zu unterscheiden,<br />
eine gewaltige Aufgabe angesichts der Fahigkeit der Natur, uns zu Uberraschen,<br />
wie zum Beispiel durch die Entdeckung, dass suprafluide Stoffe aufwarts<br />
flieBen konnen.<br />
In Kapitel 12 werden wir einige jungere Versuche, den induktivistischen<br />
Beitrag zur Wissenschaft von seinen Schwierigkeiten zu befreien, diskutieren. Bis<br />
dort hin werden wir uns in den nachsten beiden Kapiteln einem Philosophen zuwenden,<br />
der versucht, die Probleme des Induktivismus zu umgehen, indem er eine<br />
Sichtweise von Wissenschaft entwickelt, die sich nicht auf Induktion bezieht.<br />
Weiterfuhrende Literatur<br />
Die historische Quelle des Induktionsproblems ist Humes ,,Traktat uber die<br />
menschliche Natur'\\9QA, Teil 3). Eine andere klassische Diskussion des Problems<br />
liefert Russell (1981, Kap. 6). Eine sorgfaltige technische Untersuchung der<br />
Konsequenz von Humes Argumenten nimmt Stove (1973) vor. Poppers Behauptung,<br />
das Induktionsproblem gelost zu haben, findet sich in Popper (1984, Kap. 1).<br />
Gut verstandliche Beitrage zum induktiven Denken konnen bei Hempel (1974)<br />
und Salmon (1975) geftmden werden und etwas ausftihrlicher bei Glymour<br />
(1980). Eine Sammlung von Essays zur induktiven Logik, inklusive einer eigenen<br />
provokativen Ubersicht von Lakatos selbst, findet sich bei Lakatos (1968).<br />
49