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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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gleichzeitig der Ansatz des Realismus. Der Anti-Realist muss hingegen das Funktionieren<br />

von Gesetzen in der Wissenschaft <strong>als</strong> eine Art von Regelerfiillung verstehen.<br />

Die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, wurden im vorangegangenen<br />

Kapitel diskutiert.<br />

15.7 Nichtreprasentativer Realismus oder struktureller Realismus<br />

Wenn wir die ausgefeiltesten Versionen des Realismus und des Anti-Realismus<br />

betrachten, scheint jeder der Ansatze etwas ftir sich zu haben. Der Realist kann auf<br />

die Vorhersageerfolge von wissenschaftlichen <strong>Theorien</strong> hinweisen und fragen, wie<br />

diese Erfolge erklart werden konnen, wenn <strong>Theorien</strong> nichts sind <strong>als</strong> bloBe Berechnungsvorschriften.<br />

Der Anti-Realist kann damit kontem, dass in der Vergangenheit<br />

<strong>Theorien</strong> Erfolg bei der Vorhersage hatten, von denen sogar Realisten zugeben<br />

mlissen, dass sie f<strong>als</strong>ch sind. Die massive Fluktuation von <strong>Theorien</strong> ist das<br />

Hauptargument fur den Anti-Realismus. Gibt es eine Theorie, die in der Lage ist,<br />

aus beiden das Beste zu vereinen? Bei frtiheren Gelegenheiten habe ich das mit<br />

einer Position versucht, die ich nichtreprasentativen Realismus genannt habe.<br />

Diese Sichtweise hat Ahnlichkeit mit einer Position, die Worrall (1989b) entwickelt<br />

hat. Meine Bezeichnung hat sich nicht durchgesetzt. Vielleicht wird<br />

Worrall mehr Gliick haben.<br />

Die Geschichte der Optik gibt uns das aus Sicht der Realisten problematischste<br />

Beispiel, weil wir hier sehen, wie, einhergehend mit einem Wechsel des Verstandnisses<br />

dessen, was Licht ist, eine zweifellos erfolgreiche Theorie verworfen<br />

wird. Wir wollen uns daher auf diesen Problemfall konzentrieren und untersuchen,<br />

in welchem Umfang die Sichtweise der Realisten gerettet werden kann. Poppersche<br />

Realisten verweisen in ihrem Eifer, die positivistische oder induktivistische<br />

Sichtweise der Wissenschaft zu bekampfen, auf die F<strong>als</strong>ifikation vorm<strong>als</strong> gut<br />

bestatigter <strong>Theorien</strong>, um ihr Argument zu unterstUtzen, dass wissenschaftliche<br />

Erkenntnis unabhangig davon, wie viele positive Belege fur sie sprechen, fehlbar<br />

bleibt. In diesem Sinne bestehen sie zum Beispiel darauf, dass sich Fresnels Theorie<br />

des Lichts <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch erwiesen hat. (Es gibt keinen elastischen Ather, und die<br />

Wellentheorie wird Phanomenen, wie den photoelektrischen Effekten, bei denen<br />

das Licht seine partikelartige Natur zeigt, nicht gerecht.) Ist es jedoch hilfi-eich<br />

oder richtig, Fresnels Theorie einfach <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch zu verwerfen? Trotz allem gibt es<br />

Umstande, in denen sich Licht wie eine Welle verhalt. Fresnels Theorie leistete<br />

mehr, <strong>als</strong> lediglich erfolgreiche Vorhersagen zu treffen. Sie erfasste die wellenartige<br />

Struktur, die es unter bestimmten Bedingungen aufweist. Weil Fresnels Theorie<br />

diese Struktur erkannte, wies sie Vorhersageerfolge auf, die zu so erfolgreichen<br />

Vorhersagen wie den bertihmten hellen Fleck (s. S. 69) fiihrte. Worrall machte<br />

diesen Punkt deutlich, indem er sich auf die mathematische Struktur der Theorie<br />

Fresnels konzentrierte und zeigte, dass viele Berechnungen Fresnels, wie die zu<br />

Details von Reflexion und Brechung in den heutigen <strong>Theorien</strong> beibehalten wurden.<br />

Das bedeutet, dass Fresnels Berechnungen aus heutiger Sicht nicht f<strong>als</strong>che,<br />

sondem wahre Beschreibungen einer Vielzahl optischer Phanomene darstellen,<br />

ungeachtet der Tatsache, dass einige der seinen Berechnungen zugrundeliegenden<br />

Interpretationen der Realitat verworfen wurden.

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