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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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das hinausgehen, was in den Pramissen enthalten ist, indem sie von Aussagen iiber<br />

einige Ereignisse zu Aussagen iiber alle Ereignisse ubergehen. Allgemeine wissenschaftliche<br />

Gesetze gehen immer iiber die endliche Menge der vorhandenen,<br />

sie unterstiitzenden Beobachtungen hinaus und konnen daher niem<strong>als</strong> in dem Sinn<br />

bewiesen werden, dass sie sich logisch aus dem Evidenten ableiten lassen.<br />

4.4 Was konstituiert ein gutes induktives Argument?<br />

Wir haben gesehen, dass dann, wenn wissenschaftliche Erkenntnis <strong>als</strong> etwas angesehen<br />

wird, das aus Tatsachen gewonnen wird, dieses „gewonnen" eher in induktivem<br />

<strong>als</strong> in deduktivem Sinne verstanden werden muss. Aber was ist das Charakteristische<br />

eines guten induktiven Arguments? Die Frage ist von fundamentaler<br />

Bedeutung, weil klar ist, dass nicht alle Generalisierungen beobachtbarer Tatsachen<br />

berechtigt sind. Manche werden wir <strong>als</strong> iiberhastet oder <strong>als</strong> auf ungeniigenden<br />

Belegen basierend betrachten, wie das zum Beispiel der Fall ware, wenn wir<br />

der Gesamtheit einer ethnischen Gruppe Merkmale zuschrieben, die auf der Basis<br />

einiger weniger unerfreulicher Begegnungen mit Nachbam gewonnen wurden.<br />

Unter welchen Umstanden genau ist es legitim, anzugeben, dass ein wissenschaftliches<br />

Gesetz aus einer endlichen Anzahl von Beobachtungen oder experimentellen<br />

Belegen „gewonnen" wurde?<br />

Ein erster Versuch, diese Frage zu beantworten, beinhaltet den Anspruch,<br />

dass folgende Bedingungen erfiillt sein miissen, um einen induktiven Schluss von<br />

beobachtbaren Tatsachen auf wissenschaftliche Gesetze zu rechtfertigen:<br />

1. Verallgemeinerungen miissen auf einer groBen Anzahl von<br />

Beobachtungen beruhen.<br />

2. Die Beobachtungen miissen unter einer groBen Vielfalt von<br />

Bedingungen wiederholt worden sein.<br />

3. Keine Beobachtungsaussage darf im Widerspruch zu dem<br />

entsprechenden allgemeinen Gesetz stehen.<br />

Bedingung (1) wird <strong>als</strong> notwendig erachtet, weil es selbstverstandlich nicht gerechtfertigt<br />

ist, aufgrund lediglich einer einzigen Beobachtung, dass sich eine<br />

erhitzte Metallstange ausdehnt, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sich alle<br />

Metalle bei Erwarmung ausdehnen. Genauso wenig darf man den Schluss ziehen,<br />

dass alle Bayern Trunkenbolde seien, weil man einen von ihnen im Vollrausch<br />

gesehen hat. Es ist eine groBe Anzahl von unabhangigen Beobachtungen notwendig,<br />

bevor diese beiden Verallgemeinerungen gerechtfertigt sind. Der Induktivismus<br />

weist nachdriicklich darauf hin, dass wir keine voreiligen Schliisse ziehen<br />

diirfen.<br />

Eine Moglichkeit, die Anzahl der Beobachtungen bei den angefiihrten Beispielen<br />

zu erhohen, besteht darin, einen einzigen Metallstab wiederholt zu erhitzen<br />

oder immer wieder einen bestimmten Bayern zu beobachten, der Abend fur<br />

Abend, oder vielleicht sogar jeden Morgen, betrunken ist. Eine Anzahl so erwor-<br />

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