25.02.2013 Aufrufe

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

76<br />

dieser Wolke und beantragt ein Forschungsstipendium, um einen<br />

Satelliten zur Uberpriifung seiner Berechnungen abzusenden. Vermogen<br />

die Instmmente des Satelliten (damnter vollig neue, die auf<br />

wenig gepruften <strong>Theorien</strong> beruhen) die Existenz der vermuteten<br />

Wolke zu registrieren, dann erblickt man in diesem Ergebnis einen<br />

glanzenden Sieg der Newtonschen Wissenschaft. Aber die Wolke<br />

wird nicht gefunden. Gibt unser Wissenschaftler Newtons Theorie,<br />

seine Idee des storenden Planeten und die Idee der Wolke, die ihn<br />

verbirgt, auf? Nein! Er schlagt vor, dass es im betreffenden Gebiet<br />

des Universums ein magnetisches Feld gibt, das die Instrumente des<br />

Satelliten gestort hat. Ein neuer Satellit wird ausgesandt. Wird das<br />

magnetische Feld gefunden, so feiem Newtons Anhanger einen sensationellen<br />

Sieg. Aber das Resultat ist negativ. Gilt dies <strong>als</strong> eine<br />

Widerlegung der Newtonschen Wissenschaft? - Nein. Man schlagt<br />

entweder eine neue, noch spitzfmdigere Hilfshypothese vor, oder ...<br />

die ganze Geschichte wird in den staubigen Banden der wissenschaftlichen<br />

Annalen begraben, vergessen und nie mehr erwahnt.<br />

Wenn man diese Geschichte <strong>als</strong> durchaus plausibel betrachtet, dann illustriert sie<br />

hervorragend, wie eine Theorie immerzu vor der F<strong>als</strong>ifikation bewahrt werden<br />

kann, indem die F<strong>als</strong>ifikation einfach auf einige andere Bereiche des komplexen<br />

Netzwerkes von Annahmen gelenkt wird.<br />

7.2 Die Unzulanglichkeit des F<strong>als</strong>ifikationismus vor dem Hintergrund<br />

historischer Beispiele<br />

Eine fur den F<strong>als</strong>ifikationisten etwas peinliche historische Tatsache ist die, dass<br />

gerade jene <strong>Theorien</strong>, die allgemein zu den besten wissenschaftlichen <strong>Theorien</strong><br />

gezahlt werden, niem<strong>als</strong> entwickelt worden waren, wenn sich Wissenschaftler<br />

strikt an die f<strong>als</strong>ifikationistische Methodologie gehalten hatten. Sie waren bereits<br />

in ihren Anfangen widerlegt worden. Welche klassische wissenschaftliche Theorie<br />

man auch <strong>als</strong> Beispiel heranzieht, man kann - ob zu dem Zeitpunkt, zu dem sie<br />

zum ersten Mai vorgeschlagen wurde oder zu einem spateren Zeitpunkt - Beobachtungsaussagen<br />

finden, die zu dieser Zeit allgemein anerkannt waren, die aber<br />

mit der Theorie <strong>als</strong> unvereinbar angesehen wurden. Dennoch wurden diese <strong>Theorien</strong><br />

nicht verworfen, was man fur die Wissenschaft <strong>als</strong> einen glucklichen Umstand<br />

betrachten muss. Einige historische Beispiele, die diesen Sachverhalt belegen,<br />

seien im Folgenden angefiihrt.<br />

In ihrem Anfangsstadium wurde Newtons Gravitationstheorie durch Beobachtungen<br />

der Umlaufbahn des Mondes f<strong>als</strong>ifiziert. Es dauerte fast funfzig Jahre,<br />

um diese F<strong>als</strong>ifikation auf andere Ursachen <strong>als</strong> auf Newtons Theorie zurUckzufiihren.<br />

Spater wurde bekannt, dass dieselbe Theorie mit naheren Einzelheiten der<br />

Umlaufbahn des Planeten Merkur im Widerspruch stand. Auch diesmal wurde die<br />

Theorie deswegen nicht vollig aufgegeben. Es stellte sich heraus, dass es niem<strong>als</strong><br />

moglich war, diese F<strong>als</strong>ifikation in einer Weise zu erklaren, die Newtons Theorie<br />

absicherte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!