8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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Wenn ein weiBer Lichtstrahl bei a auf einen Regentropfen trifft, dann wird<br />
sich der rote Anteil entsprechend dem Brechungsgesetz entlang ab fortbewegen<br />
und der blaue Anteil entlang ab\ Entsprechend den Reflexionsgesetzen muss ab<br />
entlang be und ab' entlang b'c' reflektiert werden. Die Brechung bei c und c' wird<br />
wieder durch das Brechungsgesetz bestimmt, sodass ein Beobachter, der den<br />
Regentropfen sieht, die roten und blauen Bestandteile des weiBen Lichtes getrennt<br />
wahmimmt (und ebenso alle anderen Farben des Spektrums). Die gleiche Differenzierung<br />
der Farben kann unser Beobachter bei jedem Regentropfen sehen, der<br />
sich in einer Region des Himmels befindet, in der die Verbindungslinie zwischen<br />
Regentropfen und Sonne und die Linie, die der Regentropfen mit dem Beobachter<br />
bildet, einen Winkel D beschreibt. Geometrische Uberlegungen fuhren dann zu<br />
dem Ergebnis, dass fur einen Beobachter ein farbiger Regenbogen nur dann sichtbar<br />
sein kann, wenn die Regenwolke eine ausreichend groBe Ausdehnung hat.<br />
Die Erklarung fiir den Regenbogen wurde hier lediglich skizziert. Dies soil<br />
jedoch ausreichen, um die allgemeine Form des ihr zugrundeliegenden Gedankenganges<br />
zu veranschaulichen. Vorausgesetzt, die Gesetze der Optik sind wahr (und<br />
fiir den „naiven" Induktivisten konnen diese aus der Beobachtung durch Induktion<br />
nachgewiesen werden), und unter der Voraussetzung, dass die Anfangsbedingungen<br />
genau beschrieben wurden, dann folgt daraus notwendigerweise die Erklarung<br />
vom Phanomen des Regenbogens. Somit lasst sich die allgemeine Form wissenschaftlicher<br />
Erklarung und Vorhersage folgendermaBen zusammenfassen:<br />
1. Gesetze und <strong>Theorien</strong><br />
2. Anfangsbedingungen<br />
3. Vorhersagen und Erklarungen<br />
Dies ist der Schritt, der auf der rechten Seite von Abbildung 2 dargestellt wurde.<br />
Die grundsatzliche induktivistische Herangehensweise hat eine unmittelbare<br />
Anziehungskraft. Sie liegt darin, dass sie auf formale Weise das zusammenfasst,<br />
was der allgemeinen Meinung uber die spezifischen Charakteristika wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis wie Objektivitat, Zuverlassigkeit und Nutzlichkeit entspricht.<br />
Der induktivistische Beitrag zur Frage der Nutzlichkeit von Wissenschaft, m Bezug<br />
auf die Erleichterung von Vorhersage und Erklarung, wurde in diesem Abschnitt<br />
bereits diskutiert.<br />
Die Objektivitat von Wissenschaft, so wie sie von Induktivisten gesehen<br />
wird, kann aus dem Umfang abgeleitet werden, in dem Beobachtung, Induktion<br />
und Deduktion selbst <strong>als</strong> objektiv angesehen werden. Beobachtbare Tatsachen<br />
werden <strong>als</strong> etwas verstanden, das durch den vorurteilsfreien Gebrauch der Sinne<br />
bereitgestellt wird, was keinen Raum fur subjektive Meinungen lasst. Induktives<br />
und deduktives SchlieBen sind in dem Umfang angemessen, in dem sie offentlich<br />
formulierten Kriterien der Angemessenheit entsprechen. Es bleibt <strong>als</strong>o ebenfalls<br />
kein Raum fur personliche Meinungen. Ableitungen entsprechen entweder objektiven<br />
Standards oder sie tun dies nicht.