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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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Anti-Realisten konnen darauf folgendermaBen antworten. Sicherlich stimmen<br />

sie zu, dass <strong>Theorien</strong> zur Entdeckung neuer Phanomene flihren. Tatsachlich ist<br />

dies aus ihrer Sicht eines der Desiderata einer guten Theorie. (Erinnera wir uns<br />

daran, dass es nicht Teil der Position des Anti-Realisten ist, dass <strong>Theorien</strong> in der<br />

Wissenschaft keinen Platz hatten. Es ist der Status von <strong>Theorien</strong>, der fraghch ist.)<br />

Dennoch ist die Tatsache, dass eine Theorie in dieser Hinsicht produktiv ist, kein<br />

Indikator dafiir, dass sie wahr ist. Das macht die Tatsache deutlich, dass sich in<br />

der Vergangenheit <strong>Theorien</strong> <strong>als</strong> auBerst erfolgreich erwiesen haben, obwohl sie<br />

aus heutiger Perspektive nicht <strong>als</strong> wahr betrachtet werden konnen. Fresnels Wellentheorie<br />

des Lichts in einem elastischen Ather sagte erfolgreich den von Arago<br />

entdeckten hellen Fleck voraus, und Maxwells Spekulationen tiber die Atherwirbel<br />

fiihrten zur Vorhersage von Radiowellen. Der Realist erachtet die newtonsche<br />

Theorie im Lichte von Einsteins Theorie und Quantenmechanik <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch. Dennoch<br />

muss der Theorie Nevv1:ons, bevor sie schlieBlich verworfen wurde, ein mehr<br />

<strong>als</strong> zweihundert Jahre andauemder Erfolg bei Vorhersagen zugute gehalten werden.<br />

Zwingt die Geschichte den Realisten nicht dazu, einzugestehen, dass erfolgreiche<br />

Vorhersagen kein notwendiger Indikator fur Wahrheit sind?<br />

Zwei wichtige historische Episoden der Wissenschaftsgeschichte wurden<br />

immer wieder herangezogen, um den Anti-Realismus in Zweifel zu ziehen. Die<br />

erste bezieht sich auf die kopemikanische Revolution. Wie wir gesehen haben,<br />

hatten Kopernikus und seine Anhanger Schwierigkeiten, ihre Aussage, die Erde<br />

bewege sich, zu verteidigen. Eine Antwort auf diese Probleme bestand darin, in<br />

Bezug auf die Theorie einen anti-realistischen Standpunkt einzunehmen, und<br />

lediglich zu fordem, dass sie mit astronomischen Beobachtungen in Einklang<br />

steht. In dem Vorwort, das Osiander fur das Hauptwerk von Kopernikus' ,,Revolution<br />

der Himmlischen Sphdren" schrieb, fmdet er deutliche Worte fur diese<br />

Sichtweise:<br />

... es ist die Pflicht eines Astronomen, durch behutsame und aufmerksame<br />

Beobachtung die Geschichte der Bewegungen der himmlischen<br />

Korper zusammenzutragen. Wenn er sein Augenmerk dann<br />

auf die Ursachen dieser Bewegungen oder auf die Hypothesen tiber<br />

diese Bewegungen lenkt, ist, wenn er auf keine andere Weise zu den<br />

wahren Ursachen vordringen kann, sein Einfallsreichtum gefordert<br />

und er muss Hypothesen ersinnen, von denen er annehmen kann,<br />

dass sie in der Lage sind, sowohl die zukilnftigen <strong>als</strong> auch die Bewegungen<br />

der Vergangenheit zuverlassig aus den Prinzipien der<br />

Geometric abzuleiten. Der Autor dieses Buches [Kopernikus] erfullt<br />

beide Herausfordemngen auf hervorragende Weise. Dafiir mtissen<br />

Hypothesen weder wahr noch wahrscheinlich wahr sein, wenn sie<br />

allein Berechnungen bieten, die mit den Beobachtungen im Einklang<br />

stehen. (Kopernikus, zitiert nach Rosen, 1962, S. 125)<br />

Indem sie diesen Standpunkt einnahmen, waren Osiander und ahnlich denkende<br />

Astronomen von der Notwendigkeit befi-eit, den Schwierigkeiten ins Auge zu<br />

sehen, mit denen sie die kopemikanische Theorie, im Besonderen die Aussage,

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