8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Potenzial des Inhalts aus. Die Spezifikation der Masse oder der Ladung eines<br />
Elektrons zeigt an, wie es auf elektrische oder magnetische Felder reagieren wird.<br />
Ein wichtiger Aspekt alles Materiellen besteht in dem, was es in der Lage ist, zu<br />
tun oder zu werden. Wie Aristoteles richtig beobachtete, miissen wir die Dinge<br />
sowohl mittels ihres Potenzi<strong>als</strong> <strong>als</strong> auch mittels dessen, was sie aktuell sind, charakterisieren.<br />
Genauso wie es ein wichtiger Aspekt der Eichel ist, zu einer Eiche<br />
heranwachsen zu konnen, ist es ein wichtiger Aspekt eines Elektrons, dass es die<br />
Moglichkeit hat, ungleiche Ladungen anzuziehen und abzustoBen oder Strahlung<br />
abzugeben, wenn es beschleunigt wird. Wir experimentieren mit Systemen, um<br />
herauszufinden, zu welchem Verhalten sie in der Lage sind.<br />
Lassen wir so etwas wie Dispositionen, Tendenzen, Potenziale und Kapazitaten<br />
<strong>als</strong> Kennzeichen materieller Systeme zu, konnen Naturgesetze herangezogen<br />
werden, um diese Dispositionen, Tendenzen, Potenziale und Kapazitaten zu charakterisieren.<br />
Galileis Fallgesetz beschreibt die Disposition schwerer Objekte, mit<br />
gleichbleibender Beschleunigung zu Boden zu fallen, und Newtons Gravitationsgesetz<br />
beschreibt die Kraft der Anziehung zwischen festen Korpern. Werden Gesetze<br />
auf diese Weise interpretiert, muss nicht mehr erwartet werden, dass Gesetze<br />
Ereignissequenzen beschreiben, well diese Ereignisse iiblicherweise das Ergebnis<br />
verschiedener Dispositionen, Tendenzen, Potenziale und Kapazitaten sind, die auf<br />
komplexe Art interagieren. Die Tatsache, dass die Tendenz von Laub, entsprechend<br />
Galileis Gesetz, zu Boden zu fallen, durch die Wirkung des Windes tiberlagert<br />
wird, ist kein Grund in Zweifel zu ziehen, dass die Tendenz zu fallen weiterhin<br />
dem Blatt innewohnt. Aus dieser Perspektive ist es einfach nachzuvollziehen,<br />
warum das Experiment wichtig ist, um die zur Identifikation eines Gesetzes relevanten<br />
Informationen zusammenzutragen. Die mit einem zu untersuchenden Gesetz<br />
korrespondierenden Tendenzen mussen von anderen Tendenzen getrennt<br />
werden. Hierfiir sind geeignete Interventionen erforderlich. Bedenkt man die UnregelmaBigkeiten<br />
der Ozeanboden sowie die Anziehung der Sonne, der Planeten<br />
und des Mondes, kann man nicht hoffen, mithilfe Newtons Theorie sowie einiger<br />
Anfangsbedingungen eine prazise Berechnung von Ebbe und Flut zu erhalten.<br />
Dennoch ist die Gravitation die Hauptursache von Ebbe und Flut, und es gibt<br />
geeignete Experimente, das Gravitationsgesetz zu identifizieren.<br />
Aus dieser Perspektive halte ich daran fest, dass Ursachen und Gesetze eng<br />
verkniipft sind. Ereignisse werden durch die Aktionen einzelner Umstande verursacht,<br />
die das Potenzial haben, <strong>als</strong> Verursacher zu wirken. Die Anziehungskraft<br />
des Mondes ist die Hauptursache fur Ebbe und Flut, geladene Teilchen verursachen<br />
die lonisierung, die fur die Spuren in Nebelkammem verantwortlich sind,<br />
und oszillierende Ladungen verursachen Radiowellen, die von einem Sender ausgehen.<br />
Beschreibungen des Verhaltens der aktiven Krafte, die in solchen Fallen<br />
involviert sind, konstituieren Naturgesetze. Das Gravitationsgesetz beschreibt<br />
quantitativ die Fahigkeit von Massen, andere Massen anzuziehen, und die Gesetze<br />
der klassischen Elektrodynamik beschreiben unter anderem die Fahigkeit geladener<br />
Korper, Materie anzuziehen und Strahlung abzugeben. Es ist das in der Natur<br />
wirkende Potenzial, das Gesetze wahr macht, wenn sie wahr sind. Damit haben<br />
wir eine Antwort auf Boyles Frage. Es ist das Potenzial und die Kapazitat alles<br />
Materiellen, das es dazu zwingt, sich in LFbereinstimmung mit Gesetzen zu ver-<br />
175