8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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11<br />
Methodologische Wechsel<br />
11.1 Wider eine universelle Methode<br />
Wir haben im vorausgegangenen Kapitel gesehen, dass Feyerabend gegen verschiedene,<br />
von Philosophen vorgestellte Beitrage zur wissenschaftlichen Methode<br />
Widerspruch einlegt, die versucht haben, das Spezifische wissenschaftlicher Erkenntnis<br />
zu bestimmen. Seine zentrale Strategie bestand darin, die Inkompatibilitat<br />
zwischen diesen Beitragen und Galileis Fortschritten in der Physik und der<br />
Astronomie herauszuarbeiten. An anderer Stelle (Chalmers, 1985, 1986) habe ich<br />
mich mit Feyerabends historischem Beitrag zu Galilei bereits auseinandergesetzt.<br />
Einige Details meiner Kritik werden im folgenden Abschnitt vorgestellt. Trotz<br />
dieser Kritik bleibt es nach meinem Dafurhalten dabei, dass sie die Standardbeitrage<br />
zur Wissenschaft und ihrer Methoden vor Probleme stellt. In gewissem<br />
Sinne kann daher Feyerabends Eintreten gegen Methoden aufrechterhalten werden,<br />
vorausgesetzt, man ist sich bewusst, welches Verstdndnis von Methoden zuriickgewiesen<br />
wird. Feyerabend spricht sich gegen den Anspruch aus, dass es eine<br />
universelle, ahistorische Methode der Wissenschaft gebe, die MaBstabe beinhaltet,<br />
die all diejenigen wissenschaftlichen Disziplinen zu erfiillen haben, die es Wert<br />
sind, <strong>als</strong> „Wissenschaft" bezeichnet zu werden. Der Begriff „universeH" soil dabei<br />
ausdrticken, dass die vorgeschlagene Methode auf alle Disziplinen anwendbar sein<br />
soil - die Physik, die Psychologic, die Schopftmgstheorie oder was auch immer -,<br />
wahrend der Begriff „ahistorisch" den zeitlosen Charakter der Methode signalisieren<br />
soil. Sie soil eingesetzt werden, um die aristotelische Physik genauso zu beurteilen<br />
wie die von Einstein, die von Demokrit oder die modeme Atomphysik. Ich<br />
bin einer Meinung mit Feyerabend, dass die Idee einer universellen und ahistorischen<br />
Methode wenig plausibel, wenn nicht sogar absurd ist. Wie Feyerabend<br />
(1976a) schreibt: „Der Gedanke, die Wissenschaft konne und sollte nach festen<br />
und allgemeinen Regeln betrieben werden, ist sowohl wirklichkeitsfern <strong>als</strong> auch<br />
schadlich .... AuBerdem ist der Gedanke fur die Wissenschaft selbst von Nachteil,<br />
denn er vemachlassigt die komplizierten physikalischen und historischen Bedingungen<br />
des wissenschaftlichen Fortschritts. Er macht die Wissenschaft weniger<br />
anpassungsfahig und dogmatischer" (S. 329, Hervorhebungen i. Orig.).