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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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ich mich im Fall des Satzes „Die Katze liegt auf der Matratze" und im Fall der<br />

Landkarte auf etwas Verbales beziehe. (Es scheint mir, dass zum Beispiel Woolgars<br />

(1988) auf die Wissenschaft bezogener „globaler Anti-Realismus" die Verwirrung<br />

enthalt, die ich hier aufzulosen versuche.) Zumindest fiir mich bezieht<br />

sich die Aussage „Die Katze liegt auf der Matratze" auf etwas, das in der Welt<br />

vorhanden ist. Dass das wahr ist, wenn sich die Katze auf der Matratze befmdet,<br />

und f<strong>als</strong>ch, wenn sie dies nicht tut, ist vollig verstandlich und trivialerweise richtig-<br />

Ein Realist wird typischerweise behaupten, dass die Wissenschaft <strong>Theorien</strong><br />

anstrebt, die flir die beobachtbare und die nicht beobachtbare Welt wahr sind,<br />

wobei Wahrheit <strong>als</strong> allgemein anerkannte Korrespondenz mit den Tatsachen interpretiert<br />

wird. Eine Theorie ist wahr, wenn die Welt so ist, wie es die Theorie sagt,<br />

andemfalls ist sie f<strong>als</strong>ch. Im Falle von Katzen auf Matratzen kann der Wahrheitsgehalt<br />

einer Aussage leicht festgestellt werden. Bei wissenschaftlichen <strong>Theorien</strong><br />

ist das nicht der Fall. Ich wiederhole: Die Art von Realismus, die ich naher betrachten<br />

mochte, beinhaltet nicht die Aussage, dass wir der Welt gegenubertreten<br />

und ablesen konnen, welche Tatsachen wahr und welche f<strong>als</strong>ch sind.<br />

Die traditionelle Debatte zwischen Realisten und Anti-Realisten zum Thema<br />

Wissenschaft bezieht sich auf die Frage, ob wissenschaftliche <strong>Theorien</strong> uneingeschrankt<br />

<strong>als</strong> Anwarter auf die Wahrheit gelten sollen oder ob sie <strong>als</strong> etwas gesehen<br />

werden sollen, das lediglich Aussagen iiber die beobachtbare Welt macht. Beide<br />

Seiten gehen davon aus, dass das Ziel der Wissenschaft in gewisser Weise die<br />

Wahrheit ist (die in einer Weise, wie oben diskutiert, <strong>als</strong> Korrespondenz interpretiert<br />

werden soil). So unterstiitzt keine Seite den globalen Anti-Realismus, und wir<br />

wollen ihn daher hinter uns lassen und uns Serioserem zuwenden.<br />

15.3 Anti-Realismus<br />

Der Anti-Realist geht davon aus, dass der Inhalt einer wissenschaftlichen Theorie<br />

nicht mehr ist, <strong>als</strong> eine Reihe von Aussagen, die durch Beobachtung und Experiment<br />

bekraftigt werden konnen. Viele Anti-Realisten konnen sinnvollerweise<br />

Instrumentalisten genannt werden und werden dies auch oft. Fur sie sind wissenschaftliche<br />

<strong>Theorien</strong> nichts anderes <strong>als</strong> niitzliche Instrumente, die uns dabei untersttitzen,<br />

Ergebnisse aus Beobachtungen und Experimenten in Verbindung zu bringen<br />

und vorherzusagen. Es ist nicht angemessen, <strong>Theorien</strong> <strong>als</strong> wahr oder f<strong>als</strong>ch zu<br />

interpretieren. Poincare (1952, S. 211) gibt ein Beispiel flir diese Position, wenn er<br />

<strong>Theorien</strong> mit dem Katalog einer Bticherei vergleicht. Kataloge konnen flir ihre<br />

Niitzlichkeit geschatzt werden, aber es ware unzutreffend, von ihnen in den Begriffen<br />

wahr oder f<strong>als</strong>ch zu denken. Genauso verhalt es sich flir Instrumentalisten<br />

mit <strong>Theorien</strong>. Sie fordem von <strong>Theorien</strong>, dass sie allgemein (d.h. sie sollen sich auf<br />

eine groBe Spannbreite von Beobachtungen beziehen lassen) und einfach sein<br />

sollen. Die Hauptforderung der Instrumentalisten besteht jedoch in ihrer Kompatibilitat<br />

mit Beobachtung und Experiment. Van Fraassen (1980) ist ein zeitgenossischer<br />

Anti-Realist, der insofern nicht gleichzeitig Instrumentalist ist, <strong>als</strong> er durchaus<br />

behauptet, dass <strong>Theorien</strong> wahr oder f<strong>als</strong>ch seien. In Bezug auf Wissenschaft<br />

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