8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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So ist Wissenschaft im dem Sinne realistisch, <strong>als</strong> sie versucht, die Struktur<br />
der Realitat zu charakterisieren und dabei insofern bestandig Fortschritte macht,<br />
<strong>als</strong> ihr das in zunehmend akkuraterer Weise gelingt. Frtihere wissenschaftliche<br />
<strong>Theorien</strong> waren in dem MaBe erfolgreich in der Vorhersage, in dem sie zumindest<br />
annahemd die Struktur der Realitat erfassten (ihre Vorhersageerfolge sind daher<br />
kein unerklarliches Wunder). Damit wird ein Hauptproblem des Anti-Realismus<br />
vermieden. Andererseits fiihrt das bestandige Fortschreiten der Wissenschaft zu<br />
einer fortlaufenden Verfeinerung der der Realitat zugewiesenen <strong>Strukturen</strong>, wodurch<br />
die Reprasentationen, die diese <strong>Strukturen</strong> begleiten (wie zum Beispirl der<br />
elastische Ather, der Raum <strong>als</strong> ein GefaB ftir Objekte, das unabhangig von diesen<br />
Objekten ist), oft durch andere ersetzt werden. Es gibt eine Fluktuation von Reprasentationen,<br />
gleichzeitig jedoch eine bestandige Verfeinerung mathematischer<br />
<strong>Strukturen</strong>. So haben die Begriffe „nicht reprasentativer Realismus" und „struktureller<br />
Realismus" beide ihre Berechtigung.<br />
Ein wichtiges Merkmal des Fortschritts in der Physik ist das AusmaB, in dem<br />
eine Theorie den Erft)lg einer von ihr abgelosten Theorie erklaren kann, indem sie<br />
mehr leistet, <strong>als</strong> lediglich die Vorhersageerft)lge dieser Theorie zu reproduzieren.<br />
Fresnels Theorie des Lichts war erft)lgreich, weil das Licht unter bestimmten<br />
Bedingungen tatsachlich Wellencharakter hat, eine Tatsache, die von den aktuellen<br />
<strong>Theorien</strong> nicht verworfen, sondem bekraftigt wird. Ahnlich kann aus der Perspektive<br />
der Relativitatstheorie nachvollzogen werden, warum es unter einer gro-<br />
Ben Vielfalt von Bedingungen (inklusive der, dass die Masse nicht zu groB ist und<br />
die Geschwindigkeit der Lichtgeschwindigkeit nicht zu nahe kommt) nicht vollig<br />
f<strong>als</strong>ch ist, den Raum <strong>als</strong> ein Behaltnis anzusehen, das von der Zeit und den ihm<br />
innewohnenden Objekten unabhangig ist. Jeder Beitrag zum Fortschritt in der<br />
Physik muss in der Lage sein, solchen generellen Merkmalen gerecht zu werden.<br />
Wie eine Position, die dies leistet, genannt wird, ist von untergeordneter Bedeutung.<br />
Weiterfiihrende Literatur<br />
Diese Diskussion bezieht sich in weiten Strecken auf die Texte Worralls aus den<br />
Jahren 1982 und 1989b. Eine Sammlung von Artikeln zum Realismus in der Wissenschaft<br />
bietet Leplin (1984). Poppers Verteidigung des Realismus gegeniiber<br />
dem Instrumentalismus fmdet sich in Kapitel 3 von „Vermutungen und Widerlegungen"<br />
(2000, engl. Orig. 1969) und bei Popper (1983). Klassische Texte zum<br />
Anti-Realismus sind die von Duhem (1978, 1969). Eine modemere Version bietet<br />
van Fraassen (1980).<br />
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