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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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10<br />

Feyerabends anarchistische<br />

Wissenschaftstheorie<br />

10.1 Standortbestimmung<br />

Wir scheinen Probleme mit unserer Suche danach zu haben, was die Charakterisierung<br />

von Wissenschaft ist, die dazu dienen kann, deutlich zu machen, was sie<br />

von anderen Formen der Erkenntnis unterscheidet. Wie haben mit der Vorstellung<br />

der zu Beginn dieses Jahrhunderts so einflussreichen Positivisten begonnen, dass<br />

Wissenschaft etwas Besonderes sei, weil sie aus Tatsachen gewonnen wird. Doch<br />

dieser Versuch erwies sich <strong>als</strong> nicht erfolgreich, weil Tatsachen wegen ihrer Theorieabhangigkeit<br />

und Fehlbarkeit nicht klar genug sind, um diese Sichtweise aufrechtzuerhalten.<br />

Gleichzeitig konnte nicht deutlich gemacht werden, wie <strong>Theorien</strong><br />

aus diesen Tatsachen „gewonnen" werden konnen. Der F<strong>als</strong>ifikationismus leistete<br />

auch keine besseren Dienste. Das lag in der Hauptsache daran, dass es in keiner<br />

realistischen wissenschaftlichen Situation moglich ist, die Ursache einer fehlerhaften<br />

Vorhersage zu benennen. Es bleibt unklar, wie <strong>Theorien</strong> f<strong>als</strong>ifiziert oder<br />

wie sie bestatigt werden konnen. Kuhn und Lakatos versuchten beide das Problem<br />

dadurch zu losen, dass sie die Aufmerksamkeit auf die theoretischen Rahmenbedingungen<br />

lenkten, unter denen Wissenschaftler arbeiten. Dennoch betonte Kuhn<br />

das AusmaB, in dem Forscher innerhalb rivalisierender Paradigmen „in unterschiedlichen<br />

Welten leben" in einem solchen MaBe, dass ihm selbst keine Argumente<br />

mehr zur Erhellung der Frage blieben, inwieweit der Wechsel von einem<br />

Paradigma zum nachsten im Rahmen einer wissenschaftlichen Revolution einen<br />

Schritt nach vom darstellt. Lakatos versuchte, dieser Falle zu entgehen, endete<br />

jedoch bei einem so weichen Kriterium zur Charakterisierung von Wissenschaft,<br />

dass kaum etwas davon abgeleitet werden konnte - ganz abgesehen von den Problemen<br />

hinsichtlich der Annahme methodologischer Entscheidungen, auf die er<br />

sich dabei besonders beruft. Ein Wissenschaftsphilosoph, der von diesem Versagen<br />

in keinster Weise liberrascht war und der versuchte, daraus die entsprechenden<br />

Implikationen abzuleiten, war Paul Feyerabend. Sein kontroverser, aber<br />

nichtsdestotrotz einflussreicher „anarchistischer" Beitrag soil m diesem Kapitel<br />

beschrieben und gewurdigt werden.

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