8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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objektiver Uberprufungen, denen seine Behauptungen standhalten konnten. Auch<br />
wenn seine Argumente nicht vollig stimmig waren, so waren sie unvergleichlich<br />
uberzeugender <strong>als</strong> das Gegenargument, seine Entdeckungen seien durch das Teleskop<br />
hervorgerufene Tauschungen oder Artefakte.<br />
2.3 Beobachtbare Tatsachen: objektiv, aber fehlbar<br />
Ein Versuch, eine angemessene Version dessen, was eine beobachtbare Tatsache<br />
ausmacht, vor der Kritik zu retten, die in der Uberschrift nahe gelegt wird, konnte<br />
etwa folgendermaBen aussehen: Eine Beobachtungsaussage konstituiert dann eine<br />
Tatsache, die es wert ist, <strong>als</strong> Grundlage der Wissenschaft angesehen zu werden,<br />
wenn sie mittels der Sinne direkt tiberprtift werden kann und einer solchen LFberprufung<br />
standhalt. „Direkt" soil dabei so verstanden werden, dass die infrage<br />
stehenden Beobachtungsaussagen so geartet sein sollen, dass ihre Giiltigkeit mithilfe<br />
von Routineprozeduren tiberpriift werden kann, die keiner subjektiven Urteile<br />
aufseiten der Beobachter bediirfen. Die Betonung auf Priifverfahren, macht<br />
den aktiven und offentlichen Charakter der Rechtfertigung von Beobachtungsaussagen<br />
deutlich. Auf diese Art und Weise ist es moglich, die Idee, dass Tatsachen<br />
ohne Probleme durch Beobachtungen belegbar seien, zu umreiBen. Kaum jemand<br />
wird seine Zeit darauf verwenden, anzuzweifeln, dass Dinge wie das Ablesen von<br />
Messinstrumenten, von geringfugigen Fehlern abgesehen, mit hoher Sicherheit<br />
moglich ist.<br />
Das im vorangegangenen Abschnitt propagierte Verstandnis von Tatsachen<br />
hat jedoch seinen Preis. Er besteht darin, dass beobachtbare Tatsachen in gewissem<br />
Umfang fehlbar sind und widerlegt werden konnen. Qualifiziert sich eine<br />
Aussage <strong>als</strong> beobachtbare Tatsache, weil sie alle bisherigen Tests erfolgreich<br />
bestanden hat, bedeutet dies nicht, dass sie neuen Arten von Uberpriifungen, die<br />
aufgrund von theoretischen oder technologischen Fortschritten moglich werden,<br />
ebenso standhalt. Zwei bedeutende Beispiele von Beobachtungsaussagen, die aus<br />
guten Grunden <strong>als</strong> Tatsachen akzeptiert wurden, im Licht solcher Fortschritte<br />
jedoch zurtickgewiesen werden mussten, haben wir bereits kennen gelernt: „Die<br />
Erde bewegt sich nicht" und „Die GroBe von Mars und Venus verandert sich im<br />
Laufe eines Jahres nicht".<br />
Entsprechend der hier vertretenen Sichtweise sind Beobachtungen, die geeignet<br />
sind, eine Basis fur die Wissenschaft zu liefem, sowohl objektiv <strong>als</strong> auch fehlbar.<br />
Sie sind objektiv, <strong>als</strong> sie mittels nachvollziehbarer Prozeduren offentlich<br />
uberpruft werden, und sie sind insofern fehlbar, <strong>als</strong> sie durch neuere Testverfahren,<br />
die wissenschaftliche und technologische Fortschritte moglich machen, infrage<br />
gestellt werden konnen. Dieser Punkt kann durch ein anderes Beispiel aus<br />
dem Werk Galileis illustriert werden. In seinem ..Dialog uber die beiden hauptsachlichsten<br />
Weltsysteme'' beschreibt Galilei (1982, S.378) eine objektive Methode,<br />
den Durchmesser der Sterne zu messen:<br />
Ich lieB vor irgendeinem Stem eine Schnur herabhangen, ich benutzte<br />
zu diesem Zweck die Wega in der Leier, welche zwischen<br />
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