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8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2

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Nord und Nordost aufgeht. Indem ich mich nun der zwischen mir<br />

und dem Stem befmdlichen Schnur bald naherte, bald mich von ihr<br />

entfemte, fand ich die Stelle, von der aus die Breite der Schnur mir<br />

gerade den Stem verdeckt. Danach maB ich die Entfernung des Auges<br />

von der Schnur, welche gleich einer der beiden den Sehwinkel<br />

einschlieBenden Seiten ist, wahrend die Breite der Schnur, die ihm<br />

gegeniiberliegende Seite bildet; dieser Sehwinkel ist dann ahnlich<br />

Oder vielmehr gleich dem Winkel, der auf dem Durchmesser des<br />

Sterns in der Fixstemsphare steht. Aus dem Verhaltnis der Breite<br />

der Schnur zu der Entfemung zwischen Schnur und Auge fand ich<br />

... unmittelbar die GroBe des Winkels ...<br />

Heute weiB man, dass Galileis Ergebnisse f<strong>als</strong>ch waren. Die augenscheinliche<br />

GroBe eines Stems ist abhangig von Effekten der Atmosphare und atmospharischen<br />

Interferenzen und hat keinerlei Beziehung zu der physikalischen GroBe des<br />

Sterns. Galileis Messung der SternengroBe basierte auf impliziten Annahmen, die<br />

heute zurtickgewiesen werden mussen. Aber diese Zuriickweisung hat nichts mit<br />

den subjektiven Aspekten der Wahmehmung zu tun. Galileis Beobachtungen<br />

waren objektiv in dem Sinn, <strong>als</strong> sie Routineprozeduren beinhalteten, die, wenn<br />

man sie heute wiederholte, zu den gleichen Resultaten fuhren wiirden, wie sie<br />

auch Galilei fand. Im folgenden Kapitel werden wir Gelegenheit haben, den Gedanken<br />

zu vertiefen, dass das Fehlen einer unfehlbaren Beobachtungsgrundlage<br />

nicht nur auf der Subjektivitat von Wahrnehmung beruht.<br />

Weiterfuhrende Literatur<br />

Zu der klassischen Diskussion, dass Aussagen, die einer Oberprtifung standhalten,<br />

die empirische Basis von Wissenschaft bilden, siehe Popper (1994, Kap. 5). Aktive<br />

Prozesse der Wahrnehmung werden in der zweiten Halfte des Buchs von<br />

Hacking (1996), bei Popper (1984, S. 341-361) und in Chalmers (1999, Kap. 4)<br />

behandelt. Ebenfalls sehr lesenswert ist Shapere (1982).

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