8 Theorien als Strukturen I - Moodle 2
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Es mag eingewandt werden, dass die Beobachtungen zu dem lagrangeschen<br />
Verstandnis der Mechanik kein serioses Gegenbeispiel zur kausalen Sichtweise<br />
darstellt. Es kann darauf hingewiesen werden, dass weim ein lagrangescher Umgang<br />
mit der Mechanik gut funktioniert, obwohl er die detaillierten Kausalitaten<br />
der Mechanik im Inneren des Glockenturms ignoriert, dennoch Kausalitaten vorhanden<br />
sind, die im newtonschen und damit in kausalem Sinne formuliert werden<br />
konnen, sobald ein geeigneter empirischer Zugang zum Glockenturm moglich ist.<br />
Nach alledem mag beobachtet werden, dass Lagranges Berechnungen aus denen<br />
Newtons ableitbar sind.<br />
Die zuletzt gemachte Behauptung ist nicht mehr richtig (wenn sie es jem<strong>als</strong><br />
war). In der modemen Physik werden die Berechnungen Lagranges allgemeiner<br />
interpretiert <strong>als</strong> in der Version, die aus Newtons Gesetzen abgeleitet werden kann.<br />
Die beteiligten Energien schlieBen alle Formen von Energie ein, nicht nur die,<br />
welche von den Bewegungen fester Korper unter dem Einfluss von Kraften stammen.<br />
Zum Beispiel kann sich die Formulierung Lagranges auf elektromagnetische<br />
Energie beziehen, die geschwindigkeitsabhangige potenzielle Energie aufweist<br />
und solche Dinge benotigt, wie den elektromagnetischen Feldimpuls, der sich von<br />
dem Impuls „Masse mal Geschwindigkeit" unterscheidet. Wenn sie in der modernen<br />
Physik bis an ihre Grenzen genutzt werden, sind diese lagrangeschen (oder -<br />
damit verbunden - die hamiltonschen) Formulierungen nicht so geartet, dass sie<br />
durch die kausalen Ketten, die ihnen zugrundeliegen, ersetzt werden konnen. Zum<br />
Beispiel sind die verschiedenen, eng mit den Symmetrien der lagrangeschen Funktion<br />
verbundenen Erhaltungssatze, wie Erhaltung der Ladung und Paritat, nicht<br />
durch die zugrundeliegenden Prozesse erklarbar.<br />
Das Ergebnis all dessen kann folgendermaBen zusammengefasst werden:<br />
Eine Vielzahl physikalischer Gesetze kann <strong>als</strong> kausale Gesetze verstanden werden.<br />
Ist dies moglich, kann Boyles Frage danach, was physikalische Systeme dazu<br />
bewegt, sich entsprechend gewisser Gesetze zu verhalten, beantwortet werden. Es<br />
sind die Operationen der kausalen Potenziale und Kapazitaten, die Gesetze charakterisieren<br />
und die Systeme dazu bringen, ihnen zu gehorchen. Wir haben<br />
jedoch gesehen, dass es in der Physik fundamentale Gesetze gibt, die nicht <strong>als</strong><br />
kausale Gesetze konstruiert werden konnen. In diesen Fallen gibt es keine rasche<br />
Antwort auf Boyles Frage. Was bringt Systeme dazu, dem Gesetz der Energieerhaltung<br />
zu folgen? Ich weiB es nicht. Sie tun es eben. Ich bm mit dieser Situation<br />
nicht vollig zufrieden, sehe aber nicht, wie sie vermieden werden kann.<br />
Weiterfuhrende Literatur<br />
Zu einer anderen Sichtweise von Gesetzen <strong>als</strong> die hier charakterisierte und zu<br />
einer detaillierten Kritik der vorherrschenden Sicht siehe Armstrong (1983). Wie<br />
Experimente die kausale Sichtweise von Gesetzen deutlich machen, zeigt Bhaskar<br />
(1978). Cartwright (1983) druckt Zweifel an der Idee aus, dass es fundamentale<br />
Gesetze gibt, modifiziert jedoch ihre Sichtweise in einem Text von 1989, um uber<br />
die kausale Sicht hinaus anderes zu rechtfertigen. Die Diskrepanz zwischen dem,<br />
wie viele Philosophen Gesetze charakterisieren, und der Auffassung von praktisch<br />
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