Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den anderen Evangeliun
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DAS JOHANNES-EVANGELIUM<br />
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So sehen Sie, dass eine solche alte Tradition, welche die Evangelisten<br />
mit dem <strong>zu</strong>sammenstellt, was so<strong>zu</strong>sagen das Wesen ihrer<br />
eigenen vorhan<strong>den</strong>en Einweihung ausmachte, durchaus nicht<br />
auf eine bloße Phantasie gegründet ist, sondern dass sie herausgeboren<br />
ist aus <strong>den</strong> tiefsten Grundlagen der christlichen Entwickelung.<br />
So tief muss man hineinschauen in die Geschehnisse.<br />
Dann wird man begreifen, dass die größten, die überragendsten<br />
Ereignisse in dem Christus-Leben in derselben Weise geschildert<br />
wer<strong>den</strong>, dass aber ein jeder der Evangelisten <strong>den</strong> Christus<br />
Jesus so schildert, wie er ihn begreift nach der Art seiner Einweihung.<br />
Angedeutet habe ich das schon in meinem Buche «<strong>Das</strong><br />
Christentum als mystische Tatsache», aber so, wie man es für ein<br />
noch nicht vorbereitetes Publikum andeuten kann, <strong>den</strong>n es ist<br />
<strong>im</strong> Anfange unserer geisteswissenschaftlichen Entwickelung geschrieben.<br />
Es ist dort Rücksicht genommen wor<strong>den</strong> auf das<br />
mangelnde Verständnis unserer Zeit gegenüber <strong>den</strong> eigentlichen<br />
okkulten Tatsachen.<br />
So begreifen wir, dass der Christus uns von vier Seiten beleuchtet<br />
ist: durch einen je<strong>den</strong> der Evangelienschreiber von der Seite,<br />
die er am besten kannte. <strong>Das</strong>s der Christus viele Seiten hat, das<br />
wer<strong>den</strong> Sie nach dem mächtigen Impuls, <strong>den</strong> er gegeben hat,<br />
wohl glauben. <strong>Das</strong> aber sagte ich: Eines findet man in allen<br />
Evangelien: das Heruntersteigen der Christus-Wesenheit selber<br />
aus göttlich-geistigen Höhen bei der <strong>Johannes</strong>-Taufe, und dass<br />
diese Christus-Wesenheit in dem Leib des Jesus von Nazareth<br />
wohnte, durch <strong>den</strong> Tod am Kreuz hindurchgegangen ist und<br />
diesen Tod besiegt hat. Wir wer<strong>den</strong> gerade auf dieses Mysterium<br />
noch näher ein<strong>zu</strong>gehen haben. Fassen wir heute diesen Tod am<br />
Kreuz so, dass wir <strong>zu</strong>nächst fragen: Wodurch charakterisiert<br />
sich der Tod am Kreuz für diese Christus-Wesenheit ? Da müssen<br />
wir sagen: Er charakterisiert sich so, dass er ein Ereignis ist,<br />
das keinen Unterschied macht zwischen dem Leben vorher und<br />
dem Leben nachher. <strong>Das</strong> ist das Wesentliche des Christus-<br />
Todes, dass der Christus durch <strong>den</strong> Tod kein anderer gewor<strong>den</strong><br />
ist, dass er derselbe bleibt, dass er Einer gewesen ist, der <strong>den</strong><br />
Tod in seiner Bedeutungslosigkeit darstellt. So dass diejenigen,<br />
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