Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den anderen Evangeliun
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DAS JOHANNES-EVANGELIUM<br />
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dass ihm der Ausblick <strong>zu</strong>r geistigen Welt <strong>zu</strong>nächst durchschnitten<br />
wurde. Und was ihm diesen Ausblick durchschnitten hat,<br />
das war eben der Tod. Hätte der Mensch <strong>im</strong>mer gewusst, dass<br />
der Tod der Same des Lebens ist, er wäre auch nicht <strong>zu</strong> einer<br />
selbständigen Ichheit gekommen, <strong>den</strong>n er wäre geblieben <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit der geistigen Welt. So aber trat der Tod ein,<br />
gab ihm die Illusion, dass er getrennt sei von der geistigen Welt,<br />
und erzog so <strong>den</strong> Menschen <strong>zu</strong>r selbständigen Ichheit.<br />
Aber diese Ichheit wurde <strong>im</strong>mer selbständiger und selbständiger,<br />
und zwar so, dass sie ihre Selbständigkeit übertrieb, überspannte<br />
über einen gewissen Punkt hinaus. <strong>Das</strong> konnte auf der<br />
<strong>anderen</strong> Seite nur ausgeglichen wer<strong>den</strong> dadurch, dass dieser<br />
Ichheit jene Kraft entzogen wurde, welche sie über diesen<br />
Punkt hinausgetrieben hatte. Was also in dem Ich <strong>zu</strong> stark in<br />
<strong>den</strong> Egoismus hineingeführt hatte, was an dem Ich nicht die<br />
bloße Egoität, die Ichheit, sondern <strong>den</strong> Egoismus gefördert hatte,<br />
das musste herausgetrieben wer<strong>den</strong>. <strong>Das</strong> wurde aber herausgetrieben<br />
- so dass es <strong>im</strong> Verlaufe der Zukunft <strong>im</strong>mer mehr und<br />
mehr auch aus <strong>den</strong> einzelnen Ichen herausgetrieben wer<strong>den</strong><br />
kann - damals, als der Tod am Kreuz auf Golgatha eintrat und<br />
das Blut aus <strong>den</strong> Wun<strong>den</strong> floss.<br />
In dem fließen<strong>den</strong> Blute aus <strong>den</strong> Wun<strong>den</strong> des Christus sehen<br />
wir daher das tatsächliche Symbolum für <strong>den</strong> überschüssigen<br />
Egoismus <strong>im</strong> menschlichen Ich. So wie das Blut der Ausdruck ist<br />
für das Ich, so ist das Blut, das auf Golgatha floss, der Ausdruck<br />
für das Überschüssige <strong>im</strong> menschlichen Ich. Wäre das Blut nicht<br />
geflossen auf Golgatha, so wäre der Mensch <strong>im</strong> Egoismus geistig<br />
verhärtet und damit dem Schicksal entgegengegangen, das wir<br />
gestern beschrieben haben. Mit dem auf Golgatha fließen<strong>den</strong><br />
Blute ist der Anstoß da<strong>zu</strong> gegeben, dass dasjenige, was das Ich<br />
<strong>zu</strong>m Egoisten macht, allmählich aus der Menschheit schwin<strong>den</strong><br />
kann.<br />
Aber ein jegliches physisches Ereignis hat <strong>zu</strong> seinem Gegenbilde<br />
ein geistiges Ereignis. In demselben Maße, als das Blut aus <strong>den</strong><br />
Wun<strong>den</strong> auf Golgatha floss, geschah etwas Geistiges. Es geschah<br />
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